Mehrfach-Transplantation rettet viele Leben

Mehrfach-Transplantation rettet viele Leben
In der Türkei gelang eine spektakuläre Operation: Zwei Männer erhielten Arme, Beine und das Gesicht eines Selbstmörders.

Wenn wir durchkommen, schreiben wir Geschichte“, sagt der türkische Arzt Ömer Özkan. Ihm und einem 25-köpfigen Team gelang in der Vorwoche eine spektakuläre Mehrfach-Transplantation. Ein 34-Jähriger erhielt die Arme und ein Bein eines 39-jährigen Mannes, der nach einem Selbstmordversuch hirntot war. Auch dessen Gesicht soll einem Unfallopfer neue Lebensqualität schenken: Ein heute 19-Jähriger hatte als Baby schwerste Verbrennungen erlitten.

Die türkischen Ärzte sind optimistisch, ihre Patienten gut durchzubringen – trotz des Rückschlags, dass der Körper des 34-Jährigen das transplantierte Bein abgestoßen hat. Mit den Armen gebe es jedoch keine Probleme, erklärten die Ärzte in türkischen Medien.

Die Arbeit der türkischen Kollegen wird auch in Österreich verfolgt. Vier Mal wurden hierzulande bereits Hände samt Unterarmen erfolgreich transplantiert. Erstmals 2001 am Polizisten Theo Kelz, der zuvor beide Hände bei einer Rohrbomen-Explosion verloren hatte.

Wieder fühlen

Mehrfach-Transplantation rettet viele Leben

Auch, wenn der Verlust der Extremitäten im Gegensatz zu Organen wie Leber oder Niere meist nicht lebensbedrohend sei, und die Prothesentechnik rasante Fortschritte macht: „Bei unseren vier Hand-Transplantations-Patienten überwog der Wunsch, mit ihren Händen wieder etwas fühlen zu können“, sagt Univ.-Prof. Robert Öllinger von der Uniklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie in Innsbruck.

Weltweit seien rund 50 Arme und zehn Gesichter transplantiert worden. Bei Letzteren sieht Öllinger eine andere Indikation. „Wenn das Gesicht extrem entstellt ist, geht es mehr um die psychische Komponente.“

Anders als bei inneren Organen geht es bei Gesicht und Extremitäten nicht nur darum, eine Abstoßung zu verhindern. „Auch Nerven, Blutgefäße und Muskeln müssen richtig zusammenwachsen“, betont der Chirurg Univ.-Prof. Ferdinand Mühlbacher, MedUni Wien. „Der Aufwand ist extrem hoch und das Ergebnis nicht immer perfekt.“ Ebenso sei intensivste Reha nötig. „Herr Kelz trainierte seine neuen Hände mit zwei Therapeuten mehr als ein Jahr, täglich sechs Stunden. Diesen starken Willen hat nicht jeder.“

Öllinger: „Es ist beeindruckend, was sie schaffen.“ Grenzen gebe es vor allem in der Feinmotorik. „Das Schließen von Knöpfen geht auch mit transplantierten Händen nicht.“

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