Mehr junge Erwachsene mit Masern

Mehr junge Erwachsene mit Masern
Derzeit viele Fälle in Europa und den USA, Durchimpfungsrate noch immer zu gering.

Das WHO-Ziel, Europa bis 2015 masernfrei zu machen, rückt erneut in die Ferne. Es wird sogar schlimmer. "Im Moment herrscht eine große Masernaktivität, von Ruhe kann keine Rede sein", sagt Univ.-Prof. Heidemarie Holzmann vom Institut für Virologie an der MedUni Wien.

27 Fälle der meldepflichtigen Viruserkrankung wurden österreichweit im noch jungen Jahr bereits registriert. Zum Vergleich: 2012 erkrankten insgesamt nur 35 Österreicher. Auffällig ist, dass vor allem junge Erwachsene zwischen 15 und 40 Jahren betroffen sind. "Diese Verschiebung in höhere Altersgruppen erhöht die Gefahr von Infektionen in der Schwangerschaft."

Von einer harmlosen Kinderkrankheit, wie viele noch immer glauben, kann keine Rede sein. "Masern zählen auch heute noch zu den häufigsten durch Impfung vermeidbaren Todesursachen im Kindesalter", betont Holzmann. Bei etwa 20 Prozent der Erkrankten kommt es zu Komplikationen bis hin zu Gehirnhautentzündungen. Einer von 1000 Masernerkrankten stirbt.

Mit der Zunahme an Erkrankten ist Österreich nicht alleine. In Berlin wurden allein im Jänner 254 neue Masernfälle registriert. Und in den USA warnen Gesundheitsbehörden vor der Rückkehr der unterschätzten Virusinfektion, nachdem Erkrankungsfälle in 14 Bundesstaaten registriert wurden. Allein in Kalifornien konnten 58 von 91 Fällen auf einen Ausbruch in Disneyland zurückgeführt werden. Durch eine konsequente Impfpolitik galten Masern in den USA im Jahr 2000 bereits als ausgerottet.

Immunität

In Österreich befinden wir uns in einer sogenannten "Präeliminationsphase". Das heißt: "Obwohl das Virus nicht mehr endemisch (andauernd gehäuftes Auftreten) zirkuliert, sind wir – genauso wie andere europäische Länder – immer wieder mit einer jährlich fluktuierenden Fallzahl konfrontiert." Dies zeige, dass noch immer keine ausreichende Herdenimmunität besteht. Die ist allerdings erst mit einer hohen Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent gegeben. Diese lasse sich am besten über eine MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) aufbauen.

Ein Grund für die steigenden Fallzahlen dürfte paradoxerweise die Schutzimpfung sein, die Kindern in zwei Dosen (ab 11. Monat sowie mit zwei Jahren) verabreicht wird. "Der Erfolg der Impfung hat dazu geführt, dass die Bevölkerung die Masernerkrankung nicht mehr richtig kennt und falsch einschätzt."

Den Impfstatus zu überprüfen, schadet nicht. Impflücken gibt es bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen bis 45, die als Kleinkinder noch nicht zwei Mal gegen Masern geimpft wurden. Und die Jahrgänge 1966 bis 1976 haben – sofern nicht ein natürlicher Schutz durch eine Erkrankung im Kindesalter besteht – einen Impfstoff erhalten, der heute wahrscheinlich nicht mehr wirkt. Bis 45 Jahre ist der Impfschutz kostenlos.

Impfskepsis

Dazu kommen Skeptiker, die Angst vor Impf-Nebenwirkungen haben. Die Impfung sei aber sicher, betont die Virologin. "Eine Dreifach-Kombinationsimpfung wie MMR überfordert unser Immunsystem nicht. Dieses kommt täglich gleichzeitig mit einer großen Anzahl verschiedener Antigene zurecht, die bei Weitem die Zahl der Antigene im Impfstoff übersteigt."

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