Medikamentensicherheit: Was Patienten selbst tun können

Medikamentensicherheit: Was Patienten selbst tun können
Je mehr Arzneien jemand einnimmt, umso wichtiger ist genaue Aufklärung der Betroffenen.

Ein Medikament nüchtern einnehmen – das klingt einfach. In der Praxis stellt es für viele ein Hindernis dar. "Ich erlebe immer wieder Patienten, die nicht wissen, dass ‚nüchtern‘ heißt, dass sie vor der Einnahme sieben bis acht Stunden nichts essen dürfen", sagt die Diabetologin Brigitte Ettl, Präsidentin der Plattform Patientensicherheit. Zum internationalen Tag der Patientensicherheit am 17. September rückt dieses Thema ins Bewusstsein: Um Fehler und Nebenwirkungen zu vermeiden, brauche es gut informierte und aktive Patienten, die genau Bescheid über ihre Medikamente wissen.

Gestiegene Möglichkeiten

In Österreich sind derzeit exakt 13.204 Arzneien zugelassen, 5.585 davon rezeptfrei. Viele Erfolge in der Medizin wären nicht möglich ohne modernen Medikamente. Mit den gestiegenen Möglichkeiten hat aber auch die Spezialisierung zugenommen – und damit potenzielle Risiken wie Doppelmedikationen oder Nebenwirkungen. Das stellt Ärzte, Pflegepersonal sowie Patienten und Angehörige vor neue Herausforderungen, besonders im Bereich der Polypharmazie (fünf oder mehr Medikamente).

"Ab fünf Medikamenten weiß keiner mehr, wie diese interagieren", sagt Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte. Mit zum Teil gravierenden Folgen: Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei jede siebte bis zehnte Spitalsaufnahme auf internistischen Abteilungen auf "suboptimale Medikation" zurückzuführen.

Therapietreue sinkt

Mit zunehmender Zahl eingenommener Arzneien sinken gleichzeitig Therapietreue und Genauigkeit – Werkzeuge für ein besseres Handling werden daher für die Patienten selbst, aber auch für Ärzte, Gesundheitspersonal und Angehörige immer wichtiger.

- Medikamentenliste Für die Bewusstseinsbildung leistet etwa eine detailliert geführte Medikamentenliste gute Dienste. Ettl: "Sie gibt einen Überblick, gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen können schneller festgestellt werden."

-e-Medikation Dieses elektronische Werkzeug soll Ärzten und Gesundheitspersonal auf schnellem Weg Infos über die Medikation des Patienten ermöglichen. "Damit können Wechsel- und Nebenwirkungen auf einen Blick sichtbar gemacht werden. Es ist unverständlich, dass solch ein einfaches Hilfsmittel nicht bereits flächendeckend zur Verfügung steht", beklagt Bachinger. Informationen würden besser vernetzt, etwa zwischen praktischem und Facharzt. Im steirischen Bezirk Deutschlandsberg läuft derzeit ein Pilotprojekt mit Erfolg. Österreichweit soll e-Medikation 2018 starten.

- Spitalsuche Die Plattform www.kliniksuche.at liefert Daten, die bei der Auswahl der richtigen Klinik vor einer Operation helfen sollen. "Rund 60 Prozent der Spitalsleistungen sind bereits erfasst", sagt Pamela Rendi-Wagner vom Bundesministerium für Gesundheit.

- Apo-App Basisinformationen am Smartphone über die kostenlose "Apo-App" über Medikamente sollen den Informationsstand heben. "Ein großer Teil der Patienten weiß nicht, warum sie ein bestimmtes Medikament überhaupt einnehmen sollen", berichtet Max Wellan, Präsident der österreichischen Apothekerkammer. Die Apotheken bieten daher seit kurzem auch ein Medikationsmanagement an, das eine einstündige Analyse sowie laufende Betreuung beinhaltet.

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