Masken, Tests, Impfen, Lockdown: Was hilft?
Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß – was ist rund um die Anti-Corona-Maßnahmen gesichertes Wissen, was noch nicht? Darüber hat der KURIER mit der erfahrenen Virologin, Prof. Dorothee von Laer gesprochen, die eines der größten SARS-CoV-2-Diagnostiklabors in Österreich leitet. Als Direktorin der Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck leitete Dorothee von Laer auch die Antikörperstudie in Ischgl, die weltweite Beachtung fand.
KURIER: Kann man die Sinnhaftigkeit von Masken und ihre Schutzwirkung heute eigentlich noch in Frage stellen?
Prof. Dorothee von Laer: Eine erdrückende Zahl von Studien beweist, dass das Tragen von Masken die Ausbreitung von Covid-19 reduziert. Eine kontrollierte Studie, bei der die Ausbreitung des Virus in zwei vergleichbaren Regionen – eine mit und eine ohne Maskenpflicht – vorweg geplant, verglichen wird, wäre unethisch. Kontrollierte Studien zum Schutz vor Ansteckung gibt es jedoch für den Gesundheitsbereich, wo Masken die Ansteckung des Personals drastisch reduzieren konnten.
Gibt es Ihrer Meinung nach Anlass zur Angst vor Schädlichkeit von Masken nach jetzigem Wissensstand?
Studien konnten keine Schädlichkeit der Masken auf die Atemwege oder das Herzkreislaufsystem zeigen.
Wie zuverlässig sind die PCR-Tests?
Die derzeit im Einsatz befindlichen PCR-Tests tragen ein CE Label (EU-Qualitätskennzeichnung) und sind in einer großen Zahl von akkreditierten Labors validiert. So können wir an der Medizinischen Universität Innsbruck aus praktisch jeder Probe, in der signifikante Mengen des SARS-CoV-2 mittels PCR nachgewiesen wurde, auch vermehrungsfähiges Virus isolieren. Einen sehr geringen Anteil falsch positiver Ergebnisse gibt es bei jedem diagnostischen Testverfahren, auch bei der SARS-CoV-2 PCR. Ist die Virusaktivität wie z. B. im Sommer 2020 gering, sollte eine positive PCR stets mit einem zweiten PCR-Test bestätigt werden. Dass nicht-akkreditierte Labors in Österreich, im Gegensatz zu anderen Ländern, medizinische Diagnostik betreiben dürfen, ist tatsächlich nicht optimal.
Viele Menschen sorgen sich wegen der Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung. Wie sehen Sie das?
Die unerwünschten Nebenwirkungen der mRNA Impfstoffe von BioNtech und Moderna sind vergleichbar mit denen der Grippeimpfung. Auch wenn in den publizierten Studien die Nachbeobachtungszeit nach Impfung im Mittel nur zwei Monate beträgt, so wurde ein wesentlicher Teil der Probanden bereits vier bis sechs Monate nachbeobachtet. Bei Impfungen treten fast alle unerwünschten Nebenwirkungen innerhalb von einer Woche nach Impfung auf. Tatsächlich kann hier eine schwere allergische Reaktion nach der Impfung mit dem BioNtech Impfstoff auftreten – das gilt aber für viele Arzneimittel und Impfungen.
Bestimmte Autoimmunerkrankungen werden gehäuft vier bis zwölf Wochen nach Infektionen der Atemwege und des Darmes, wie auch nach Covid-19 Erkrankung, beobachtet. Diese Autoimmunerkrankungen beobachtet man in milderer Form auch extrem selten nach einigen Impfungen, wie z.B. der Grippeimpfung, wo sie sich allerdings praktisch immer zurückbilden. Diese extrem seltenen und späten Impffolgeerkrankungen sind tatsächlich für die Covid-19 Impfstoffe noch nicht ausreichend erfasst.
Wie sicher ist so ein Impfstoff überhaupt?
Die Sicherheit nach Zulassung eines neuen Arzneimittels oder einer Impfung, wie auch der Covid-19-Impfungen, ist nie vollständig auf seltene unerwünschte Nebenwirkungen untersucht und wird daher laufend überwacht. Wenn im Laufe von 2021 irgendwann genug Impfstoff produziert und verimpft worden ist und jeder sich impfen lassen kann, wenn er oder sie denn möchte, wird die Nachbeobachtungszeit über ein Jahr betragen und auch die Langzeit-Sicherheit der Impfung ausreichend untersucht sein. Erst dann kann man ernsthaft Beschränkungen für Nicht-Geimpfte andenken.
Erst kürzlich waren wieder Menschen demonstrieren, weil sie die Corona-Maßnahmen nicht mittragen wollen. Was würden Sie diesen entgegnen?
Da durch die Summe der Corona-Maßnahmen eine signifikante Anzahl von Menschenleben gerettet werden, sind die Maßnahmen auf jeden Fall verhältnismäßig, so lange man nicht ein Menschenleben finanziell bewerten und dem finanziellen Schaden einer Volkswirtschaft gegenüber stellen möchte.
In vielen Ländern finden wir bei sehr hohen Covid-19 Zahlen eine signifikante Übersterblichkeit, die mit Einführung der Maßnahmen wieder verschwindet. Die Maßnahmen retten somit Tausende von Menschenleben. Insbesondere gegenüber dem Fall, dass man der Pandemie freien Lauf ließe, wo zu erwarten ist, dass die Übersterblichkeit überproportional steigen würde.
Reicht ein Lockdown light oder muss er hart sein, um zu helfen?
Tatsächlich ist der Beitrag der einzelnen Corona Maßnahmen zu diesem Gesamterfolg schwierig zu bewerten. Aber die Erfahrung in mehreren Ländern hat gezeigt, dass ein Lockdown light nicht reicht, um die Sterblichkeit an Covid-19 zu reduzieren, und nur die Maßnahmen eines harten Lockdowns dies schaffen können.
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