Maria Magdalena ist jetzt "Apostelin"
Sünderin, Büßerin, Gläubige und sogar die Geliebte Jesu – der Figur der Maria Magdalena wird vieles zugeschrieben. Nicht immer waren die Kirchenverantwortlichen mit ihrer Rolle als Frau, die Jesus bedingungslos folgte, im Einklang. Doch jetzt erfährt die Heilige eine deutliche Aufwertung: Ihr Gedenktag am heutigen 22. Juli wird als "Fest" eingestuft. Rangmäßig ist die "Apostelin" damit in der katholischen Liturgie den Aposteln gleichgestellt.
Es mag für Außenstehende nach einem unbedeutenden Akt klingen, den Papst Franziskus da im Juni auf eigenen Wunsch erlassen hat. "In der liturgischen Sprache ist es allerdings ein starkes Signal und zeigt eine deutliche Aufwertung der Frau in der Kirche", sagt Toni Faber, Dompfarrer des Wiener Stephansdoms. Die heutige Zwölf-Uhr-Messe zelebriert daher nicht nur Kardinal Schönborn persönlich, auch viele Frauen werden "ausdrücklich" mitwirken.
Aus Magdala
Als "Apostelin der Apostel" wurde die Frau, die aus dem Ort Magdala am See Genezareth stammte, bereits bis ins 5. Jahrhundert bezeichnet. Danach trat in kirchlichen Interpretationen des Neuen Testaments ihre Rolle als Sünderin in den Vordergrund. "Apostel" bedeutet "Gesandter". Diesen Personen ist Jesu nach der Auferstehung erschienen, sie trugen die Botschaft weiter. Maria Magdalena war laut Johannes-Evangelium die Erste, die das leere Grab entdeckte, Jesu begegnete und den Aposteln berichtete.
Mutig und ohne Angst
"Sie war mutiger als alle anderen Apostel, die noch verzweifelt über seinen Tod waren und Angst hatten", erklärt Faber. Für die nun stattgefundene Rangerhöhung eigne sie sich daher am besten. "Sie hat Jesus jahrelang begleitet und verehrt." Die österreichischen Frauenorden begrüßen die Aufwertung ebenso. Generalsekretärin Cordis Feuerstein sieht "eine neue Sensibilität für die Wahrnehmung der Frauen in der Kirche".
Friseurin
In der Überlieferung wurde die Rolle Maria Magdalenas auch mit einer unbekannten Sünderin gleichgesetzt, die Jesus die Füße wusch, mit ihren langen Haaren trocknete und mit Öl salbte. Dies brachte ihr die Funktion als Schutzpatronin der Friseure und Parfümhersteller ein. Über die Jahrhunderte entwickelte sich ein türmchenartiges Ölgefäß als ihr Attribut auf Gemälden – wenn sie nicht gerade neben Maria als zweite weinende Frau der Kreuzigungsszene dargestellt wird.
Kommentare