Lungenkrebs ist eine "harte Nuss"

Österreich ist in einer guten Position – bei allen Krebsarten liegen die Fünf-Jahres-Überlebensraten über dem Europa-Schnitt.
Internationale Experten diskutieren Fortschritte der Krebstherapie in Wien.

Eine gute Nachricht: Das Überleben von Krebspatienten in Europa hat sich seit den 1980er-Jahren ständig verbessert. Österreich ist in einer guten Position – bei allen Krebsarten liegen die Fünf-Jahres-Überlebensraten über dem Europa-Schnitt. Dennoch stirbt immer noch jeder vierte Österreicher an Krebs. Jeder zweite lebt fünf Jahre nach der Diagnose nicht mehr.

Vor allem Lungenkrebs sei eine "harte Nuss", sind sich die rund 20.000 internationalen Experten, die seit Freitag beim Europäischen Krebskongress (ECC) in Wien tagen, einig. Lungenkrebs ist weltweit die häufigste Krebsform und die führende Krebs-Todesursache bei Männern in 91 Staaten, bei Frauen bereits in 17. Die hohe Sterblichkeit liegt vor allem daran, dass 75 Prozent der Diagnosen zu spät gestellt werden – eine heilende Behandlung ist oft nicht mehr möglich. Häufiger Auslöser ist Rauchen.

Vielversprechende Immuntherapie

Neben fehlenden Früherkennungsprogrammen, die in den USA bereits begonnen haben und die laut Experten auch in Europa etabliert werden müssen, sei es auch mangelndes Bewusstsein, das dazu führt, dass die Krebsart oft zu spät festgestellt wird.

Lungenkrebs ist eine "harte Nuss"
Christoph Zielinski
Beim ECC wurden vielversprechende Studien zur Immuntherapie präsentiert, wonach Lungenkrebspatienten deutlich länger lebten, wenn sie mit dem künstlichen Antikörper Nivolumab behandelt wurden. "Die Immuntherapie wird die Landschaft der Krebstherapie völlig verändern", sagte der Onkologe und Kongress-Organisator Christoph Zielinski von der MedUni Wien.

Erfolge bei Hautkrebs

Damit werden Tumore für das Immunsystem sichtbar und angreifbar gemacht. Oft gelingt es Krebszellen, sich zu tarnen, sodass das Immunsystem sie nicht erkennt. Die Immuntherapie setzt hier an und kann z.B. bei Blasen- und Nierenkrebs, der bis vor Kurzem kaum medikamentös behandelbar war, Überlebensvorteile bringen. Viele Krebsspezialisten sehen eine neue Ära der Tumortherapie. "Wir sind total enthusiastisch", sagte etwa die französische Krebsforscherin Caroline Robert. Sie konnte große Erfolge bei fortgeschrittenem Hautkrebs zeigen: Mithilfe der Immuntherapie wurde erstmals bei Patienten eine mittlere Überlebenszeit von mehr als zwei Jahren erreicht. Langzeitergebnisse zur Immuntherapie fehlen allerdings noch.

Sie erfolgt oft in Kombination mit der zielgerichteten Krebstherapie, die auf molekulargenetischen Analysen von Tumoren basiert. Medikamente greifen Tumorzellen an exakt definierten "Knackpunkten" in ihrem Wachstum an. Sie wirken aber oft nur eingeschränkt und bei ganz bestimmten Tumor-Varianten. In der Krebstherapie brauche es daher möglichst viele Attacken "an allen Ecken und Enden", betonten internationale Spitzenforscher beim ECC.

Blut zur Tumoranalyse

Künftig soll es einfacher werden, Gewebeproben von Tumoren zu typisieren. Deutsche Wissenschafter des Hauttumorzentrums in Essen präsentierten beim ECC Studien, wonach sie aus einer Blutprobe Genvarianten von schwarzem Hautkrebs erkennen konnten. Bisher mussten dazu für den Patienten belastende Gewebeproben entnommen werden. Der einfache Bluttest ist deutlich angenehmer und liefert schnellere Ergebnisse. Solche Tests dürften in Zukunft immer wichtiger werden.

Wiener Studie zu Hirnmetastasen

Lungenkrebs ist eine "harte Nuss"
Human Brain Medical Scan
Das zeigt auch eine Wiener Studie, bei der aus Routine-Laborwerten des Blutes Zustand und Prognose von Patienten mit Gehirnmetastasen erkannt werden konnten. Diese sind gefürchtet, da es wenig Behandlungsoptionen gibt. Sie haben häufig Tumore außerhalb des Gehirns als Ausgangspunkt, oft Brust-, Lungen- oder Nierenkrebs.

Derartige Therapiefortschritte sind aber nicht allen zugänglich. Studien zeigen, dass in der Versorgung von Krebspatienten weltweit große Unterschiede bestehen. Allein innerhalb Europas seien diese laut Experten bedenklich. In vielen Ländern seien die Geldmittel des Gesundheitswesens zu gering. Das müsse sich ändern, sagte etwa die belgische Krebsexpertin Martine Piccart.

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