Wenig Kohlenhydrate sollen Leben verlängern
Wenig Kohlenhydrate, dafür mehr Fett – das verlängere das Leben. So lassen sich die Ergebnisse einer aktuellen Studie (PURE Studie) zusammenfassen. Die Autoren fordern eine Überarbeitung der globalen Ernährungsempfehlungen. Doch viele Experten außerhalb des Studienteams können das nicht nachvollziehen. "Diese Schlussfolgerung lässt sich aus den Daten keinesfalls ableiten", sagt etwa Univ.-Prof. Jürgen König, Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften, Uni Wien. "Es wurden lediglich Assoziationen angestellt – also ein Faktor mit einem anderen verglichen. Daraus kann man keinen Mechanismus ableiten."
Für diese Studie wurden Daten von mehr als 135.000 Teilnehmern aus dem PURE-Register (Prospective Urban-Rural Epidemiology) ausgewertet. Sie wurden über zwölf Jahre hinweg in 18 Ländern und allen Erdteilen gesammelt. König kritisiert auch, dass die Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmer nur ein Mal, zu Beginn der Studie, erhoben wurden. Die höchste Aufnahme von Kohlenhydraten lag bei etwa 75 Prozent der gesamten Energiemenge.
Arm und reich
Zu so einer hohen Zufuhr komme es bei niedrigem Einkommen, etwa in armen Ländern, wo Reis, Weizen oder Mais die Hauptbestandteile der Ernährung ausmachen, heißt es in einer Stellungnahme der deutschen Uni Hohenheim. "Je größer deren Anteil, desto geringer die Nahrungsqualität und desto höher auch die Sterblichkeit."
Die niedrigsten Werte lagen in der PURE-Studie bei 44 Prozent. Das entspricht der Kohlenhydratzufuhr in reichen Ländern. "Allerdings kommt ein Zuviel hier vor allem von zuckerhältigen Lebensmitteln" betonen die deutschen Forscher. König: "Für die Sterblichkeit sind zahlreiche andere Faktoren wichtig, sie sind in der Studie nicht berücksichtigt."
Die Studienlage zu "Low Carb" ist gespalten. "Es ist schwer, da Maß zu nehmen", sagt König. Es ist immer eine Frage der Zusammensetzung. "Da geht es nicht nur um die reine Menge. Es ist ein Unterschied, ob ich Kohlenhydrate in Form von viel Zucker oder viel Stärke zu mir nehme." Für eine langfristige Gewichtsreduktion hält der Ernährungswissenschaftler Low Carb "für nicht geeignet". Nachsatz: "High-Carb allerdings auch nicht." Am besten sei noch immer eine ausgewogene Ernährung. "Auch wenn es banal klingt."
Die richtige Ernährung
Was ist nun die richtige Ernährung, um dauerhaft das Gewicht zu halten? So banal es auch klingen mag: "Beim Abnehmen geht es immer darum, die Energiezufuhr so zu reduzieren, dass mehr verbraucht als aufgenommen wird", sagt König. "Wenn die Energiezufuhr negativ ist, ist es relativ egal, womit." Allerdings: Crash-Diäten funktionieren nur über einige Wochen hinweg gut. "Es geht darum, das Gewicht zu halten und die Reduktion langfristig aufrechtzuerhalten.
Zu viel tierische Fette, zu viel Zucker, zu viel Salz – und dadurch zu viele Kalorien, zu viel Gewicht, zu hohes Cholesterin und zu hoher Blutdruck: Das sind die Hauptgründe dafür, dass Ernährung bei jedem fünften Todesfall eine Rolle spielt. Das zeigt eine Studie der Universität von Washington in Seattle (USA) im Fachjournal The Lancet.
Denn trotz vieler Fortschritte im Gesundheitsbereich sei Übergewicht ein ernsthaftes Problem in vielen Ländern – und ein Grund für den Anstieg von Diabeteserkrankungen. So starben an den Folgen von Typ-2-Diabetes im vergangenen Jahr weltweit 1,43 Millionen Menschen – das entspricht einer Zunahme von 31,1 Prozent seit 2006. Und hier gibt es Zusammenhänge mit der Ernährung, die noch wenig bekannt sind. So kann auch hoher Salzkonsum das Risiko für Diabetes erhöhen, zeigt eine neue Untersuchung, die auf dem Europäischen Diabeteskongress in Lissabon präsentiert wurde. Trotz der falschen Ernährungsweise vieler Menschen steigt aber die Lebenserwartung weiter an: In Österreich lag sie laut der Studie im Vorjahr bei 83,9 Jahren für Frauen und 79,1 Jahren für Männer.
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