Sind Paradeiser Bakterienschleudern?

Sind Paradeiser Bakterienschleudern?
Küchenutensilien übertragen Keime auch zwischen Obst und Gemüse - bei manchen mehr als bei anderen.

Erst die Paradeiser, dann ein bisschen Lauch und Karotten – wer Obst und Gemüse mit demselben Messer schneidet ohne es dazwischen zu reinigen, kann Krankheitserreger wie Salmonellen oder E. Coli-Bakterien verteilen. Eine amerikanische Studie der Universität Georgia zeigt, dass sich Keime an Küchenutensilien regelrecht „festklammern“ und beim Schneiden, Schälen oder Reiben auf weiteres Obst und Gemüse übertragen werden können. „Viele sind sich nicht bewusst, dass Küchenmesser und andere Oberflächen zu einer Verbreitung von Bakterien beitragen“, sagt Studienautorin Marilyn Erickson.

Für die Studie kontaminierte sie verschiedene Obst- und Gemüsesorten mit Bakterien, die man auf Lebensmitteln finden kann, darunter Salmonellen und E. Coli. Bei einer Infektion mit diesen Keimen kann es etwa zu Durchfall, Erbrechen bis hin zu schweren Folgeerkrankungen, etwa durch den Flüssigkeitsverlust, kommen. Die Forscher verwendeten anschließend verschiedene Utensilien wie Messer und Reiben, ohne sie zwischen dem Hantieren mit den Lebensmitteln zu reinigen. „Von kontaminiertem Gemüse blieben viele Bakterien auf Messer und Reibe zurück. Wenn man dann ein anderes Lebensmittel bearbeitet, wird dieses ebenfalls kontaminiert“, so Erickson. Diese Ergebnisse gelten auch für Bürsten und Schäler.

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Paradeiser als Verteiler

Von manchen Nahrungsmitteln werden die Bakterien leichter an Messer und Co. weitergegeben als von anderen. Paradeiser sind z.B. stärkere "Bakterienschleudern" als Erdbeeren. Eine Erklärung dafür haben die Forscher nicht. „Was wir aber wissen ist, dass man die Keime nur schwer entfernen kann, wenn Lebensmittel einmal belastet sind“, meint Erickson.

Sind Paradeiser Bakterienschleudern?
Hanns Moshammer vom Institut für Umwelthygiene an der MedUni Wien sieht die Ergebnisse der Studie nicht ganz so dramatisch: „Gemüse kann oberflächlich kontaminiert sein, das kommt manchmal vor. Diese Erreger lassen sich aber großteils durch gründliches Waschen beseitigen. Gefährlicher ist, Fleisch, vor allem Geflügel, mit einem Messer zu bearbeiten und anschließend mit Gemüse zu hantieren, ohne die Utensilien zu reinigen.“ Das gelte insbesondere für verarbeitetes Fleisch, etwa Faschiertes. Zwar gebe es immer wieder schwere Ausbrüche, etwa Infektionen mit E. Coli-Bakterien. Dies sei meist jedoch auf schlampiges Arbeiten in der Lebensmittelindustrie zurückzuführen. In Haushalten sei eine Ansteckung eher unwahrscheinlich, wenn Lebensmittel rasch und sauber verarbeitet werden.

Richtige Küchenhygiene

Eine "normale" Küchenhygiene würde reichen, um die meisten Bakterien in Schuss zu halten. "Ein glattes Messer kann man reinigen, indem man es abspült, sodass keine Reste darauf sind. Noch besser ist, es heiß abzuspülen und abzutrocknen bevor man weiter damit arbeitet", empfiehlt Moshammer. Ein weiterer Nährboden für Bakterien ist der Küchenschwamm. Er sollte so aufbewahrt werden, dass er nach dem Benutzen trocknen kann und häufig gewechselt werden.

Das Gesundheitsministerium empfiehlt in einer Broschüre zur Küchenhygiene, nur frische Zutaten zu kaufen, diese beim Waschen nach Möglichkeit abzureiben sowie eventuell zu blanchieren, d.h. für ca. eine Minute in kochendes Wasser zu geben. Das Messer sollte beim Wechsel des Lebensmittels mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden. Auch die eigenen Hände sollten vor, während und nach der Küchenarbeit gewaschen werden – vor allem nach dem Toilettengang oder bei Erkrankungen.

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