Studie deckt Keimbelastung von Küchenschwämmen auf

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Weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung bei gebrauchten Küchenschwämmen offenbart Unappetitliches.

Küchenschwämme sind immer und überall - in Österreich gibt es 3, 9 private Haushalte, in Deutschland sind es rund 40 Millionen. „Wenn in jedem davon nur ein bis zwei Küchenschwämme vorhanden sind, beläuft sich ihre Zahl in Deutschland auf 40 bis 80 Millionen“, so Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, der die Studie leitete. Auf Österreich umgelegt würden das knapp 8 Millionen Schwämme sein, dabei sind Küchen in Restaurants oder öffentlichen Einrichtungen noch gar nicht mit eingerechnet. „Mit institutionellen Einrichtungen kommt man vermutlich auf mehr als 100 Millionen in Deutschland.“

Jetzt wurde die weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung in gebrauchten Küchenschwämmen veröffentlicht. Die Studie ist in einem Kooperationsprojekt der Hochschule Furtwangen (HFU) mit der Justus Liebig-Universität Gießen und dem Helmholtz Zentrum München enstanden und wurde nun in den renommierten „Scientifc Reports“, die zur Nature Publishing Group gehört, veröffentlicht.

Unappetitliche und erschreckende Ergebnisse

Studie deckt Keimbelastung von Küchenschwämmen auf
Für die Studie nahmen Mikrobiologen 14 gebrauchte Schwämme aus dem Großraum Villingen-Schenningen unter die Lupe. Entdeckt wurden darin 362 verschiedene Arten von Bakterien. „Was uns überrascht hat: Fünf der zehn häufigsten von uns gefundenen Arten gehören in die sogenannte Risikogruppe 2, das bedeutet sie sind potentiell pathogen“, erläuert Egert. Dabei handelte es sich um Umwelt- und Wasserbakterien, aber auch um Bakterien, die typisch für die menschliche Haut sind. Insbesondere bei immungeschwächten Menschen, wie Kranken und Alten, können Bakterien wie Acinetobacter johnsonii, Moraxella osoloensis und Chryseobacterium hominis zu Infektionen führen. Das sehr häufige nachgewiesene Bakterium Moraxella osloensis steht zudem im Verdacht, schlechten Geruch zu erzeugen, kann also für stinkende Küchenschwämme verantwortlich sein. Fäkalbakterien und Lebensmittelvergifter oder Durchfallerreger hingegen wurden kaum nachgewiesen.

Nutzloses Auswaschen

Besonders bedenklich: In Schwämmen, die laut ihrer Nutzer regelmäßig gereinigt wurden, etwa in der der Mikrowelle oder durch Auswaschen, zeigten sich deutlich höhere Anteile der potentiell pathogenen Bakterien. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Reinigung von Schwämmen zwar zu einer kurzfristigen Verminderung der Keimzahl führen kann; in den schnell wieder hoch wachsenden Gemeinschaften dominieren dann aber offensichtlich immer stärker die potentiell pathogenen Bakterien, vermutlich aufgrund einer höheren Stresstoleranz.

Küchenschwämme bestehen überwiegend aus Schaumstoff, wie Polyurethan. Ihre durch zahlreiche Poren riesige innere Oberfläche bietet Mikroorganismen viel Platz zum Wachsen. „Teils erreichten die Bakterien Dichten von mehr als 5 mal 1010 Zellen pro Kubikzentimeter“, erläutert Egert. „Das sind Konzentrationen, wie man sie sonst nur noch in Fäkalproben findet.“ Ein Wert, der in einer Küche nicht erreicht werden sollte. Diese hohen Dichten erklären sich mit den optimalen Lebensbedingungen, die Bakterien im Schwamm finden: neben der großen Oberfläche zum Aufwachsen viel Feuchtigkeit und viele Nährstoffe, etwas aus Lebensmittelresten und Schmutz. Das Bild- und Filmmaterial der Studie visualisiert die bakterielle Belastung der Küchenschwämme in eindrucksvoller Weise und bietet sich als Lehrmaterial an, um ein Bewusstsein für Küchenschwämme als mikrobielle Inkubatoren im Haushalt zu schaffen.

Man sollte die Schwämme daher öfters austauschen oder aber regelmäßig in der Waschmaschine mit Temperaturen ab 60 Grad waschen.

Heikel im Krankenhaus

Probleme können sich vor allem in sensiblen Umgebungen ergeben. Etwa in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei der privaten Pflege zu Hause, wenn dort Menschen mit geschwächtem Immunsystem leben. Anstelle sie zu häufig zu reinigen, sollten Küchenschwämme aus hygienischen Gründen gerade hier besser regelmäßig entsorgt werden, etwa in einem wöchentlichen Rhythmus. In neu gekauften Schwämmen konnten die Forscher übrigens keinerlei mikrobielle Belastung nachweisen.

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