Komplementärmedizin ergänzt Schmerztherapie
Tagelang lag Michaela P. darnieder: Unregelmäßig auftretende Migräneattacken rissen die heute 42-Jährige aus ihrem anstrengenden Berufsalltag. "Als ob mein Kopf in einem Schraubstock eingespannt wäre", sagt sie. Sobald sie versuchte, aufzustehen, wurde ihr übel. Und jeder kleinste Lichtreiz schmerzte. "Ich bin nur mehr im abgedunkelten Zimmer gelegen. Nichts half wirklich." Bis die leidgeplagte Patientin "ohne große Erwartungen" Akupunktur probierte. Umso erstaunter war sie vom positiven Ergebnis. Schon nach der ersten Serie (zehn Behandlungen) war sie monatelang beschwerdefrei.
Ganz los geworden ist Michaela P. ihre Migräne aber auch heute, drei Jahre nach diesem Tiefpunkt, nicht. Dennoch ist sie zufrieden. "Die Kopfschmerzen treten wesentlich seltener auf und sind nicht mehr so massiv wie früher. Sie dauern auch nicht mehr tagelang. Das ist schon viel wert."
Wie Michaela P. setzen viele Schmerzpatienten auf komplementärmedizinische Methoden in der Schmerzbehandlung. "Sie werden von Schmerzpatienten viel stärker nachgefragt und auch besser angenommen als manche Medikamente. Da gibt es große Ängste, oft auch unbegründet", sagt Univ.-Prof. Sabine Sator-Katzenschlager, oberärztliche Leiterin der Schmerzambulanz im AKH/MedUni Wien.
Dass die komplementärmedizinische Schmerzbekämpfung aber auch große Risiken birgt, ist derzeit - neben vielen neuen Erkenntnissen - Thema beim in Hamburg stattfindenden Europäischen Schmerz-Kongress. Für viele Angebote gebe es keine, widersprüchliche oder sogar negative wissenschaftliche Belege. "Solche Therapien werden oft als natürlich und daher risikofrei betrachtet, tatsächlich werden Patienten aber mit Fehlinformationen geradezu bombardiert", betont Edzard Ernst, Schmerzexperte aus Exeter, GB.
Immer öfter können wissenschaftliche Studien aber die Wirkung mancher Behandlungen beweisen. Unter den ergänzenden Schmerztherapien ist die Akupunktur wissenschaftlich am besten abgesichert.
Dauernadeln
Neben der klassischen Nadelakupunktur setzt Schmerzmedizinerin Sator-Katzenschlager auch auf Ohrakupunktur mit sogenannten Dauernadeln. "In der Schmerztherapie und bei dauernden Schmerzen ist eine Stimulation von Akupunkturpunkten im Ohr besonders sinnvoll", betont Sator-Katzenschlager. Die dafür verwendeten, speziellen "Stimulationsnadeln" werden mit einem Pflaster fixiert. "Sie bleiben bis zu einer Woche im Ohr." Durch "etliche Studien", auch an der MedUni Wien, sei außerdem die Elektro-Akupunktur am Ohr gut abgesichert. Ein am Ohr montiertes, kleines Gerät gibt regelmäßig minimale Stromstöße ab, die die Punkte stimulieren.
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