Fehlgeburt: Stille Trauer muss nicht sein

Fehlgeburt: Stille Trauer muss nicht sein
Der Verlust eines ungeborenen Kindes ist häufiger als man denkt. Schicken Sie uns Ihre Geschichte!

Mark Zuckerbergs offener Umgang mit den drei Fehlgeburten seiner Frau – der KURIER berichtete – ist nicht selbstverständlich. Nach wie vor ist der Verlust ungeborener Kinder ein Tabuthema, über das viele Paare nicht reden. „Nur wenige sprechen offen über eine Fehlgeburt. Die meisten Paare ziehen sich nach dem Verlust eines ungeborenen Kindes zurück, oft unbewusst, um den Trauerprozess zu durchleben“, sagt Sandra Elnekheli.

Die Sexualberaterin begleitet Paare mit Kinderwunsch. „Viele haben das Gefühl, eine Schwangerschaft ist etwas Privates. Sie wollen erst darüber reden, wenn sie ganz sicher sind, dass ihr Kind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr abgeht“, so Elnekheli. Kommt es zu einer Fehlgeburt, fallen die Reaktionen sehr unterschiedlich aus. Diese sind auch davon abhängig, welche Geschichte ein Paar hat.

Nach dem vierten Fehlversuch künstlicher Befruchtung ist die Situation eine andere als bei einer ersten Schwangerschaft. „Manche Frauen fallen in eine Depression, wenn ihre Periode einsetzt, obwohl sie bereits einen positiven Schwangerschaftstest hatten. Dass die befruchtete Eizelle vor der Einnistung abgeht, ist aber eigentlich sehr häufig und ganz normal“, sagt Elnekheli. Bis zu zwei Drittel der befruchteten Eizellen gehen ab.

Frauen intensiver betroffen

Vor allem Frauen erleben die Zeit nach einer Fehlgeburt intensiv. Zwar sind Männer oft sehr involviert, Frauen erleben den psychischen Stress aber stärker. Es kann zu massiven Problemen in der Paardynamik kommen, wenn etwa Männer das Gefühl haben, Sex nur nach dem Eisprung haben zu können, oder Frauen sich allein gelassen fühlen.

Ungefähr jede dritte Frau erlebt eine oder mehrere Fehlgeburten in ihrem Leben. Die Häufigkeit kann aber nur geschätzt werden, da Frauen nicht immer wissen, dass sie schwanger waren. Der frühe Abgang kann z. B. als Unregelmäßigkeit im Menstruationszyklus fehlinterpretiert werden. „Wichtig zu wissen ist: Man ist nicht alleine. Der Verlust eines ungeborenen Kindes ist kein Einzelschicksal.“

Schicken Sie uns Ihre Geschichte!

Haben Sie einmal eine Fehlgeburt erlebt und wollen Sie Ihre Geschichte mit uns teilen? Gerne auch anonym. Schicken Sie uns Ihre Erfahrung an lebensart@kurier.at! Einige werden auf kurier.at/gesundheit veröffentlicht.

Fehlgeburt

Von einer Fehlgeburt (Abort) spricht man, wenn das ungeborene Kind vor dem Erreichen eines Gewichts von 500 Gramm abgeht. Erst ab diesem Gewicht besteht eine Überlebenschance nach einer frühzeitigen Geburt. 80 Prozent der Fehlgeburten passieren in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft. In dieser Zeit ist die Wahrscheinlichkeit für einen Abort hoch, da die Einnistung des befruchteten Eis an vielen Stellen gestört werden kann. Etwa jede zweite Fehlgeburt ist auf eine Fehlbildung der Erbanlagen des Kindes zurückzuführen. Weitere häufige Ursachen sind Infektionen, Fehlbildungen der Gebärmutter und hormonelle Störungen.

Totgeburt

Ab einem Gewicht von 500 Gramm spricht man von einer Totgeburt. Dieses Gewicht entspricht etwa der 24. Schwangerschaftswoche. Im Unterschied zu einer Fehlgeburt ist eine Totgeburt meldepflichtig.

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