Kann denn Essen Sünde sein?

Kann denn Essen Sünde sein?
Kilos verlieren, aber ohne Verbot für Naschereien. Zwei neue Ansätze punkten mit Ernährungsumstellung und der Kraft des Unbewussten.

Bewusster Genuss statt Askese: 60 Geschäftsessen in zwei Monaten. Dazu unregelmäßige Tagesabläufe und viele Stunden im Flugzeug, samt Sandwich-Verpflegung. Kein Wunder, dass bei Manager Peter H., 52, mit der Zeit die Waage nach oben ausschlug. Mit Radikaldiäten bekam er sein Gewicht zwar immer wieder in den Griff – allerdings nur kurzfristig, bis alles wieder von vorne losging.
So wie Peter H. pendeln zahlreiche Vielbeschäftigte zwischen ernährungstechnischen Extremen. Auch für Ursula Vybiral bestand das Leben 20 Jahre lang „zwischen Diäten und Wurschtigkeit“. 2005 entwickelte sie aus ihren eigenen Erfahrungen das Ernährungskonzept „easy eating“: „Eine bewusste Ernährungsumstellung, bei der kontrollierter, bewusster Genuss nicht zu kurz kommt.“
Von strengem Verzicht, den viele Diäten propagieren, hält sie nichts. „Abnehmen kann man nur durch essen. Nicht durch hungern. Meine Klienten lernen, darauf zu achten, was sie essen.“ Außerdem seien Diäten bereits in ihrer Struktur auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt. „Danach fällt man schnell wieder in die alten Gewohnheiten zurück.“
Vybirals Kunden reichen von der dreifachen Mutter, deren Kinder zu verschiedenen Zeiten aus der Schule kommen und mit der Mama essen wollen, bis zu Politikerinnen und Führungskräften aus der Wirtschaft. Sie eint, im stressigen Alltag keine Zeit für ausgewogene Ernährung zu finden.
Das Programm ist auf zehn Wochen angelegt. „Das ist wichtig, denn das Erlernen einer neuen Ernährungsweise braucht Zeit, um sie zu verinnerlichen.“ Zusätzlich erarbeitet Ursula Vybiral gemeinsam mit ihren Klienten ein individuelles Programm. „Wir analysieren die Ernährungsgewohnheiten, etwa ob Essen als Trost oder Belohnung eingesetzt wird.“ Bereits diese Betrachtung öffne vielen die Augen. Dazu liefert Vybiral im Alltag leicht umsetzbare Ernährungstipps. „Wer unter Stress wahllos hineinstopft, was ihm im Büro unter die Finger kommt,
kann vorsorgen. Etwa mit Trockenfrüchten oder speziellen Schokoriegeln mit weniger Fett in der Schreibtischlade.“ Im März 2013 erscheint Ursula Vybirals Buch „Nasch dich schlank“ im Amalthea-Verlag

Mit Suggestionen das Sättigungsgefühl stärken: „Ich habe so viele Diäten ausprobiert, ich wollte mich nicht mehr den ganzen Tag mit Essen beschäftigen und Kalorien oder Punkte zählen“, erzählt Ingrid Angerer. Nachdem sie aufgehört hatte zu rauchen, griff sie ersatzweise in die Naschlade und futterte sich innerhalb kürzester Zeit auf 85 Kilogramm. Nach diversen erfolglosen Versuchen mit Abnehmprogrammen schlug sie einen neuen Weg ein, um Kilos zu verlieren: Suggestionen.
Jürgen Tatscher wirkt mit seiner Slim-Methode auf das Unterbewusstsein ein. „Jeder von uns hat sich mit den Jahren bestimmte Ernährungsmuster antrainiert – manche haben dabei verlernt, auf ihr Sättigungsgefühl zu hören.“ Er versucht, diese Muster über Suggestionen aufzulösen. Viele Diäten funktionieren laut Tatscher nicht, weil das Unterbewusstsein dagegen arbeitet: „Bei einer Diät müssen die Menschen etwas tun, was sie eigentlich nicht wollen. Das ist ein ständiger Kampf gegen sich selbst.“ Im Trancezustand versucht er die Muster seiner Klienten zu verändern: „Ich erkläre dem Unterbewusstsein, dass es sich nur noch drei Mal am Tag ernährt, dazwischen alles weglässt und viel Wasser trinken soll. Außerdem lernt es wieder, auf das Sättigungsgefühl zu hören. Das ist keine Diät, sondern ein neues Lebensgefühl.“ Mit dieser Methode soll es auch nicht zum berüchtigten Jo-Jo-Effekt kommen.
Ingrid Angerer hat mit dieser Methode innerhalb von zwei Monaten zehn Kilogramm verloren – und hält ihr Gewicht seit einem halben Jahr. „Das ist wie bei der Formatierung einer Festplatte. Ich war ganz baff, dass ich nach der zweiten Sitzung gar nicht mehr zur Naschlade gegangen bin. Süßigkeiten haben mich schlichtweg nicht mehr interessiert.“ Was ihr besonders wichtig erschien: „Es hat sich endlich nicht mehr alles ums Essen gedreht. Es war auch nichts verboten. Aber ich habe nur noch gegessen, wenn ich wirklich Hunger hatte.“
Alle Infos zum Buch (14,90€), zur CD (99€) und zu Coachings von und mit Jürgen Tatscher
 

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