Jetzt kommt der Apfel, der niemals braun wird

"Arctic Apple": Nichts kann die weiße Farbe des Fruchtfleisches trüben.
Durch das Stilllegen mehrerer Gene wird ein spezieller Apfel beim Aufschneiden nicht mehr braun. Ob das der Konsument überhaupt annimmt, soll ab 1.2. getestet werden.

Dieses Produkt könnte die Diskussion um gentechnisch veränderte Lebensmittel neu anheizen: In einigen Supermärkten im Mittleren Westen der USA - Näheres ist nicht bekannt - soll am 1. Februar der erste Testlauf für Äpfel, die niemals braun werden, starten, wie jetzt die Washington Post berichtete.

Genauer gesagt: Apfelspalten, die niemals braun werden. Denn der Arctic Apple, so der Markenname für das Produkt der Okanagan Speciality Fruits Inc., wird nur in aufgeschnittenen Stücken als "convenience snack food" vertrieben werden. Dieses gibt es zwar schon derzeit im US-Handel, in Schulkantinen und Happy Meals zum Beispiel: Doch die Apfelstücke müssen mit Chemikalien behandelt werden, damit sie nicht braun werden.

Das ist beim Arctic Apple nicht mehr notwendig. Möglich macht diese eine genetische Manipulation: Im Apfelerbgut werden jene Gene stillgelegt ("gene silencing"), die für die Produktion des Enzyms Polyphenoloxidase (PPO) verantwortlich sind. Dieses Enzym löst - in Verbindung mit Sauerstoff - die Verfärbung aus.

Durch die Gen-Manipulation wird es in viel geringerem Ausmaß produziert, das Fruchtfleisch der aufgeschnittenen Apfelstücke behält seine weiße Farbe. An zwei Sorten wurde die Technik entwickelt: Golden Delicious und Granny Smith.

Was die Firma meint...

Neal Carter, ursprünglich Farmer und Gründer der Biotechfirma, sieht naturgemäß nur Vorteile: Der Nährwert des Apfels sei komplett vergleichbar mit einem konventionellen Golden Delicious oder Granny Smith. Darüberhinaus aber sei er eben frei von Konservierungsmitteln. Und Studien hätten gezeigt, dass Kinder und Jugendliche Äpfel viel lieber essen würden, wenn diese schon aufgeschnitten sind.

...und wie es Kritiker sehen

Zu den lautesten Kritikern gehören Umwelt- und Konsumentenschutzorganisationen wie etwa "Friends of the Earth" oder das Center for Food Safety. "Dieses Produkt ist komplett unnötig", sagt etwa Andrew Kimbrell von dem Zentrum. Es bestehe keinerlei Notwendigkeit für einen solchen Eingriff in ein Erbgut, der möglicherweise Risiken für Umwelt und Gesundheit bedeute - etwa die unkontrollierte Ausbreitung der Manipulation auf andere, konventionelle Sorten. Deshalb seien deutlich mehr Untersuchungen, als bisher durchgeführt wurden, notwendig.

Keine direkte Kennzeichnung

Die Verpackung der Apfelspalten wird keinen direkten Hinweis auf die genetische Veränderung aufweisen. Um diese Information zu bekommen, werden die Konsumenten erst mit ihrem Smartphone einen QR-Code scannen müssen.

Weitere Produkte in der Warteschlange

Sollte der Apfel von den Konsumenten angenommen werden, könnte das einen Auftrieb für weitere gentechnisch veränderte Lebensmittel bedeuten: Etwa für eine rosa Ananas, die mit Lycopin angereichert ist, ein Pflanzeninhaltsstoff, der in Paradeisern vorkommt und das Risiko für Krebs und Herzerkrankungen senkt. Diese Ananas hat bereits eine US-Zulassung.

Verkauft werden in einigen Supermärkten in den USA bereits Erdäpfel, die in geschältem Zustand ebenfalls nicht braun werden ("Innate Potato").

In Großbritannien wird eine violette Tomate entwickelt, die mit zellschützenden Antioxidantien angereichert wurde.

Der Unterschied zu bisher

Bisher dienten gentechnisch Veränderungen von Lebens- und Futtermitteln hauptsächlich dazu, diese widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Pflanzenschutzmittel zu machen. So ist der Großteil des in den USA und Brasilien angebauten Sojas herbizidresistent (und ebenso der Großteil der Soja-Futtermittelimporte nach Österreich).

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