Damit jedes Kind ins Kino gehen kann

Damit jedes Kind ins Kino gehen kann
Soziale Initiative "Nein zu Krank und Arm" setzt sich für Chancengleichheit ein. Lesung mit Burgschauspielern.

Viele Therapien für Kinder verursachen langfristig Kosten. Psychotherapien etwa können ein, zwei Jahre dauern. "Obwohl sich einiges im Gesundheitssystem bewegt, gibt es nach wie vor zu wenig kassenfinanzierte Therapieplätze", sagt der Internist Siegfried Meryn. Seine Initiative "NEIN ZU KRANK UND ARM" übernimmt diese Kosten bei Familien, die akut armutsgefährdet sind – oder schon tatsächlich verarmt sind. "Häufig sind es Kinder alleinerziehender Mütter. Besteht ein Bedarf für eine langfristige Therapie, die nicht zur Gänze von den Kassen finanziert wird, verpflichten wir uns zu dauerhafter Hilfe. Alles andere bringt keine anhaltende positive Wirkung für die Kinder."

Damit jedes Kind ins Kino gehen kann
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Der Bedarf für diese langfristige Unterstützung werde größer: "Das hören wir auch, wenn wir mit Kinderärzten reden." Vieles, was eine glückliche Kindheit ausmacht, werde durch offizielle Armutsstatistiken nicht erfasst: etwa die Möglichkeit, ins Kino zu gehen oder Freunde einzuladen – in armutsgefährdeten Haushalten oft ein Ding der Unmöglichkeit.

Deshalb organisieren Meryn und sein Team auch kulturelle und sportliche Aktivitäten für Kinder.

Diskussion anstoßen

Die Initiative leistet aber nicht nur finanzielle Hilfe. Sie will auch eine gesellschaftliche Diskussion anstoßen: "Ist das das Leben, das wir wollen?", ist der Titel einer Benefiz-Matinee am Sonntag, 8. 10. (siehe unten).

Damit jedes Kind ins Kino gehen kann

"Begriffe wie Solidarität gehen in unserer Gesellschaft verloren", sagt Meryn. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir diesen Tendenzen in unserer Gesellschaft entgegentreten können." Und Meryn verweist u. a. auf Untersuchungen des britisch-US-amerikanischen Wirtschaft-Nobelpreisträgers Angus Deaton und des britischen Gesundheitswissenschafters Richard G. Wilkinson: "In Ländern, wo die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft am größten sind, gibt es mehr Menschen mit niedriger Lebenserwartung und geringer Bildung, mehr Kriminalität und mehr stark übergewichtige Menschen. "

Derzeit sei in vielen Industriestaaten ein derartiges Auseinanderdriften zu beobachten: "Diese Entwicklung ist eine Katastrophe. Je größer die Einkommensunterschiede sind, desto schwieriger sind die gesellschaftlichen Verhältnisse. Wir sollten alle darüber nachdenken, wie wir in Zukunft den Wohlstand einer Gesellschaft besser verteilen können. Denn das Recht auf ein gesundes und langes Leben gilt für alle Menschen."

Und Meryn betont abschließend: "Viele wesentliche Dinge der menschlichen Entwicklung werden in den ersten Lebensjahren festgelegt. Es muss gelingen, dass für alle Menschen bei der Geburt Chancengleichheit besteht."

Wie man helfen kann:

Die Initiative will schnelle Hilfe für kranke und arme Menschen leisten, die unverschuldet in Not geraten sind. Vor allem werden gesundheitsbezogene Ausgaben finanziert. Spendenkonto: AT 95 20111 289 309 19500. www.neinzukrankundarm.org

"Wollen wir Demokratie und sozialen Zusammenhalt retten, benötigen wir dringendst andere Formen und neue Orte der Begegnung mit anderen und mit uns selber", schreibt Siegfried Meryn im Programmbuch zur Benefiz-Matinee für die Initiative NEIN ZU KRANK UND ARM am Sonntag, 8. 10., im Burgtheater (11 Uhr). Die Burgschauspieler Regina Fritsch, Philipp Hauß, Mavie Hörbiger und Peter Simonischek lesen Texte von Dimitré Dinev, Barbara Frischmuth, Josef Haslinger, Michael Köhlmeier, Hugo Portisch, Doron Rabinovici, Julya Rabinowich, Christoph Ransmayr und Peter Turrini. Anschließend moderiert Heinz Sichrovsky eine Diskussion mit Cecily Corti, Konrad Paul Liessmann, Robert Misik und Michaela Moser. Mit dem Erlös des Kartenverkaufs werden Hilfsprojekte der Initiative unterstützt.

INFORMATION: Karten ab sofort an allen Bundestheaerkassen, im Internet unter www.burgtheater.at oder telefonisch mit Kreditkarte unter 01 / 513 1 513

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