Immuntherapie ist wirksamer als Chemotherapie

Immuntherapie ist wirksamer als Chemotherapie
Bei neuer Behandlung "reißt man den Krebszellen die Tarnkappe herunter".

"Für mich ist das einer der größten Durchbrüche in der Krebsforschung in den vergangenen 25 Jahren." Das sagte der Tumorbiologe Walter Berger, stv. Leiter des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien, Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien / AKH Wien zur Entwicklung neuer Immuntherapien.

"Tumoren können das Immunsystem gezielt unterdrücken", so Christoph Zielinski, Leiter der Uni-Klinik für Innere Medizin I der MedUni Wien. Sie senden Substanzen aus, die die Abwehrzellen lähmen und abschalten. Das aber bedeutet: Eine reine Aktivierung des Immunsystems bringt nichts – wenn es der Tumor dann ausschalten kann. Zielinksi: "Die Idee ist vielmehr, Antikörper zu produzieren, die die Abwehrzellen aus dieser Unterdrückung befreien." Und damit die Bremsen des Immunsystems zu lösen. Berger: "Der Tumor kann sich vor den Abwehrzellen unsichtbar machen. Mit der Immuntherapie reißt man den Krebszellen die Tarnkappe herunter."

Hautkrebs

Erste Erfolge gibt es bereits: Ein solcher Antikörper, der bei fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs bereits eingesetzt wird, ist deutlich wirksamer als die Chemotherapie: "Nach zwei bis drei Jahren leben noch rund 50 Prozent der Patienten", so Zielinski. Davor betrug die durchschnittliche Lebenserwartung von Patienten mit fortgeschrittenem Melanom mit Metastasen nur rund sechs Monate. Allerdings gibt es hier teilweise starke Nebenwirkungen.

Mittlerweile gibt es erste Studiendaten zu einer zweite Klasse von Antikörpern, die gezielter wirken und deutlich weniger Beschwerden verursachen. Berger: "Es dürfte hier auch sehr viel schwieriger sein für die Krebszellen, eine Resistenz zu entwickeln als gegen andere Medikamente." Die künftigen neuen Therapien werden aber auch wieder zu einer Kostendiskussion führen: So zeigte eine erste kleine Studie, dass ein spezieller Antikörper in hoher Dosierung möglicherweise bereits in der Frühphase des Melanoms sehr wirksam ist – eine dreiwöchige Therapie würde allerdings rund 240.000 Euro kosten.

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