„Ich konnte mich immer auf ihn verlassen“
Gemeinsam, in Freud und Leid – was den meisten beim Ehegelöbnis leicht über die Lippen kommt, kann in der Realität zum Kraftakt für Paare werden. Erst recht, wenn eine lebensbedrohliche Krankheit wie Brustkrebs das Familiengefüge komplett durcheinanderwirbelt. „Unsere Ehe wäre ohne diese Erfahrungen sicher anders verlaufen“, sagt Kuno Fleisch, 48, aus Götzis in Vorarlberg.
Zwei Mal managte er als junger Vater – die Kinder waren zu Beginn der Erkrankung zwei, drei, acht und zehn Jahre alt – den großen Haushalt, neben seinem Beruf als Lehrer. „Obwohl wir viel Hilfe hatten, musste mein Mann den Großteil der Arbeit übernehmen. Und ich konnte mich immer, jederzeit auf ihn verlassen“, erinnert sich Ingeborg Fleisch, 48. 1999 wurde sie erstmals mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert, 2008 folgten erneut Chemotherapie und Operationen. „Beim zweiten Mal waren die Kinder ja schon etwas älter, sie teilten sich alle anfallenden Arbeiten mit meinem Mann.“ Seine Verlässlichkeit habe sich bis heute nicht geändert. „Ich kann alles liegen und stehen lassen, wenn es mir nicht gut geht. Und er vermittelt mir auch nach 25 Jahren Ehe und nach den Operationen das Gefühl, eine schöne und begehrenswerte Frau zu sein.“
Wertschätzung durch Taten
Dass so eine Unterstützung und Wertschätzung des Partners keine Selbstverständlichkeit ist, wissen die Mitarbeiter der Krebshilfe. Deshalb wurden heuer Männer mit dem jährlich vergebenen Pink Ribbon-Award geehrt. Nominiert hatten sie ihre Frauen. „Viele Männer sind mit der Situation überfordert“, sagt Krebshilfe-Geschäftsführerin Doris Kiefhaber. „Es war erschütternd, dass viele sagten: Mein Mann hat mir nicht geholfen, ich würde lieber meine beste Freundin, Schwester oder Mutter nominieren.“
In Großbritannien scheint sich ein Paradigmenwechsel in der Behandlung von Brustkrebs-Risikogruppen anzubahnen. Der Guardian berichtet, dass die nationalen Richtlinien verändert werden sollen.
Erstmals sollen Frauen über 30, die aufgrund familiärer Häufung und genetischer Analysen ein hohes Risiko für Brustkrebs haben, bereits präventiv mit den Substanzen Tamoxifen und Raloxifen behandelt werden – noch bevor Krebszellen feststellbar sind. Laut britischen Experten kämen rund zwei bis drei Prozent aller potenziellen Brustkrebs-Patientinnen dafür infrage. Brustkrebs-Unterstützungsorganisationen begrüßen diese Entscheidung der nationalen Gesundheitsbehörden. Damit hätten die betroffenen Frauen eine Alternative zur präventiven Entfernung beider Brüste. Viele Frauen mit genetischer Disposition entscheiden sich dafür, um ihr Risiko für eine Krebserkrankung überhaupt zu minimieren. In Österreich wird eine möglichst flächendeckende und engmaschige Betreuung solcher Hochrisiko-Familien in spezialisierten Zentren durchgeführt – unter anderem durch eine zusätzliche jährliche Magnetresonanz-Tomografie.
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