Husten: Gängiges Antibiotikum meist wirkungslos

erkältete junge frau in der apotheke
Patienten mit einem Infekt der Atemwege macht ein Antibiotikum nicht schneller gesund.

Ein Husten alleine ist in der Regel kein Grund für ein Antibiotikum. „Gibt es keinen Verdacht auf eine Lungenentzündung, sollten Ärzte bei Patienten mit Atemwegsinfektionen keine Antibiotika einsetzen.“ Das sagt Philipp Schütz, Internist und Spezialist für Atemwegserkrankungen im Kantonsspital Aarau in der Schweiz zum KURIER. Er hat im renommierten Fachmagazin Lancet einen Kommentar zu einer neuen Studie der britischen University of Southampton geschrieben. Deren Hauptaussage: Das bei Atemwegsinfekten häufig verschriebene Antibiotikum Amoxicillin führt nicht schneller zur Genesung als ein Placebo. Auch die Symptome werden nicht nennenswert verringert.

Das Team um Paul Little untersuchte 2061 Erwachsene in zwölf europäischen Ländern (Österreich war nicht dabei). Diese erhielten über eine Woche drei Mal täglich entweder das Antibiotikum oder ein Placebo. In beiden Fällen gab es bei der Dauer und Schwere der Infektion kaum Unterschiede in beiden Gruppen. Dies galt auch für die Über-60-Jährigen – bei ihnen schienen die Antibiotika überhaupt nur einen sehr „limitierten Effekt“ zu haben, so die Studie.

In der Placebo-Gruppe gab es zwar etwas mehr Fälle (19,3 %), in denen sich ein Symptom verschlimmerte oder ein neues zusätzlich auftrat als in der Gruppe mit Antibiotikum (15,9 %). Dafür zeigten sich aber bei den Patienten mit Antibiotikum-Therapie mehr Nebenwirkungen wie Übelkeit, Hautausschlag oder Durchfall (28,7 % versus 24 %). Und: Es mussten 30 Patienten mit dem Antibiotikum behandelt werden, um einen Fall einer Verschlechterung verhindern zu können. Little: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es den meisten Menschen von alleine wieder besser geht. Aber da eine kleine Gruppe von den Antibiotika profitiert, bleibt die Herausforderung, genau diese zu identifizieren.“

Konkreter Verdacht

„Der Verdacht auf eine Lungenentzündung sollte ziemlich konkret sein, damit ein Antibiotikum gerechtfertigt ist“, sagt Schütz: „Starke Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Schüttelfrost, Schmerzen bei der Atmung, bestimmte Rasselgeräusche beim Abhören mit dem Stethoskop.“

In Spitälern wird in Blutproben bereits ein spezieller Biomarker analysiert: Ist dessen Wert im Blut erhöht, ist das ein Hinweis auf eine zusätzliche bakterielle Infektion. Ab dem kommendem Jahr wird dieser Test auch für Hausarztpraxen zur Verfügung stehen, nach zehn Minuten gibt es ein Ergebnis.

„Viele Patienten haben bei den Antibiotika auch eine Anspruchshaltung“, kritisiert Schütz. „Oft höre ich den Satz, diese hätten bei der letzten Infektion so gut gewirkt – den Patienten ist dann nicht bewusst, dass sie ohne Antibiotikum genauso rasch gesund geworden wären. Aber das müssen wir ihnen als Ärzte vermitteln.“

Acht bis neun von zehn Atemwegsinfekten werden durch Viren ausgelöst. Schütz: „In diesen Fällen ist die beste Therapie sich schonen, Tee trinken und viel schlafen.“

Es gibt – so wie in ganz Europa – auch bei uns erste Nachweise“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Department für Virologie der MedUni Wien. Bis jetzt dominierend ist A/H3N2 (der Subtyp H3N2 des Influenza-A-Virus). Er war auch in der Saison 2011 / 2012 der vorherrschende Influenzavirus-Subtyp und wird durch den aktuellen Impfstoff abgedeckt.

„Mit einem Ansteigen der Infektionszahlen rechen wir aber erst nach den Weihnachtsferien“, betont Redlberger-Fritz. Da es ungefähr sieben bis zehn Tage dauert, bis der Schutz aufgebaut ist, sei es für eine Impfung noch nicht zu spät. Während einer Epidemie infizieren sich 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung.

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