Hunde erkennen Lungenkrebs

Hunde erkennen Lungenkrebs
In der Früherkennung von Lungenkrebs ist kein Gerät besser als die Hundeschnauze.

Ein serienreifer Test wie bei der Alkoholkontrolle ist das Ziel eines Forschungsprojektes. Dabei sollen Geräte von Hunden lernen, wie es geht. Eine erste, in Niederösterreich kürzlich abgeschlossene Studie hat es gezeigt: Hunde erschnüffeln Anzeichen einer Lungenkrebserkrankung in der Atemluft von Patienten zumindest genau so gut wie modernste Geräte.

Das stimmt mit internationalen Veröffentlichungen überein. Nur fallen beim technischen Weg schwer bewältigbare Datenmengen an. Denn Hunde lassen sich viel weniger als Geräte von störenden Informationen, beispielsweise Gerüchen von Desinfektionsmitteln in verschiedenen Krankenhäusern, ablenken. Wie Hunde das machen, will man jetzt herausfinden, um einen einfachen Test zu schaffen.

Dazu erklärt Primarius Michael Müller, Vorstand der Thoraxchirurgie im Otto Wagner Spital Wien: „Lungenkrebs wird zu oft übersehen, weil er nicht weh tut.
Wenn man ihn bemerkt, ist es meist zu spät. 90 Prozent der Patienten, bei denen der Krebs im Frühstadium diagnostiziert wird, überleben. Aber nur 15 Prozent, wenn man das nicht erkennt.“

„Wir haben Primarius Müller als Partner gesucht, weil er mehr Zugang zu Lungenkrebspatienten hat als wir. Wir wollen in einer neuen Studie mit 1000 Patienten arbeiten“, erklärt Peter Errhalt, Vorstand der Pneumologie am Landesklinikum Krems.

Den technischen Teil des Forschungsprojektes, das samt Auswertung zwei Jahre lang laufen wird, erledigt das „Austrian Center for Medical Innovation and Technology“ (ACMIT). „Wir wollen eine künstliche Hundenase bauen, die ebenso gut Gerüche ausfiltern kann“, sagt ihr Vertreter Christian Krutzler.
Bei der ersten Studie bekamen trainierte Hunde dieselben Atemluftproben von 29 Patienten wie die elektronische „Hundenase“.

Treffer

„In beiden Fällen liegt die Trefferquote bei 60 bis 73 Prozent“, sagt Errhalt, der das erste Projekt beantragt hatte. Deshalb werden die vielversprechenden Untersuchungen jetzt in größerem Stil fortgesetzt. Ziel ist, einen Serientest für Risikopatienten zu schaffen, der in großer Zahl zu geringen Kosten durchgeführt werden kann. Das mit Hunden durchzuführen wäre zu kompliziert und aufwendig.

Beide Forschungsprojekte werden von der Nö. Forschungs- und Bildungsgesellschaft im Rahmen ihres Programmes „Life Science Calls“ gefördert. Das unterstützt hervorragende Grundlagenforschung mit bis zu 300.000 Euro – wenn die Arbeit und ihre Umsetzung vorrangig in NÖ durchgeführt werden.

„Derzeit haben wir sechs Hunde voll im Training. Die brauchen Motivation, verschiedene Belohnungen und immer wieder Pausen, weil das Erschnuppern von Gerüchen sehr anstrengend ist“, erklärt Michaela Marschall, Hunde- und Hundeverhaltenstrainerin, die auch Krebsspürhunde trainiert.

„Wir haben einen Trainingsablauf nahezu unter Laborbedingungen erstellt“, erzählt sie. Ziel ist, dass die Tiere möglichst wenig abgelenkt werden. „Hunde können extrem viele Gerüche speichern“, sagt Marschall. Das könne aber auch Ablenkung bedeuten. Deshalb versucht man, bei der Arbeit in einem speziell präparierten Raum möglichst viele Gerüche auszuschließen.

Für die Arbeit werden Hocker verwendet, in die man die Atemluftproben steckt. „Die Trainer wissen selbst nicht, welche Proben positiv sind. Die Hunde zeigen die Treffer an, indem sie sich beispielsweise hinsetzen oder kratzen. Jeder Trainer kann die Reaktion seines Hundes deuten“, berichtet Marschall.

Kommentare