Hexachlorbenzol: "Eine der gefährlichsten Substanzen"

Verbrennungsprozesse sind heute die Hauptursache für Emissionen von Hexachlorbenzol
Fünf Fragen und Antworten zu der Chemikalie.

Dr. Thomas Jakl, Leiter der Chemikalienabteilung im Umweltministerium, beantwortet fünf Fragen zum Thema Hexachlorbenzol. Das Umweltgift ist in Milch und Viehfutter im Kärntner Görschitztal gefunden worden. In Umlauf gebracht wurde die kontaminierte Milch aber nicht.

Was ist Hexachlorbenzol?

Hexachlorbenzol ist eine langlebige, krebserregende und auch einen Embryo schädigende Chlorvervbindung. "Es ist eine der gefährlichsten Substanzen die wir kennen", sagt Jakl. Chemiker sprechen von einer "persistierenden Verbindung": Sie wird nur sehr langsam abgebaut.

Darf Hexachlorbenzol noch in der Industrie verwendet werden?

Hexachlorbenzol: "Eine der gefährlichsten Substanzen"
"Hexachlorbenzol ist in Österreich seit 1992 verboten", sagt Jakl. "Es gilt ein Totalverbot". Die Substanz fällt unter das Stockholmer Übereinkommen, das 2001 von damals 122 Staaten unterzeichnet wurde. Damit wurden die Herstellung und der Gebrauch von zwölf Pestiziden (Schädlingsbekämpfungsmitteln) und Industriechemikalien ("Dreckiges Dutzend") eingeschränkt bzw. verboten. Bis 1992 durfte Hexachlorbenzol in Österreich als Pestizid und Fungizid (Anti-Pilz-Mittel) verwendet werden. Die Substanz wurde auch als Weichmacher und Flammschutz für Kunststoffe und Schmiermittel sowie in der Aluminiumherstellung eingesetzt.

Woher kann generell heute eine Hexachlorbelastung stammen?

Aus Rückständen, die noch in den Böden vorhanden sind oder aus legalen Verbrennungsprozessen. Letzteres dürfte auch in Kärnten die Ursache gewesen sein. So dürfen in Zementwerken mit speziellen Genehmigungen unter bestimmten Auflagen auch Rückstände aus Deponien und Sondermüll verbrannt und entsorgt werden. "Damit es dabei aber zu keiner Belastung mit Hexachlorbenzol über einem Grenzwert kommt, ist es entscheidend, dass die Sauerstoffzufuhr und die Temperatur beim Verbrennungsprozess ausreichend hoch sind", sagt Jakl. "Wenn es zu Belastungen über den Grenzwerten kommt, dann ist etwas bei der Verbrennung schief gelaufen. Der Verbrennungsprozess muss für die Vernichtung von Hexachlorbenzol sorgen." Theoretisch könne es aber auch sein, dass der zu verbrennende Deponie-Rückstand bereits mit Hexachlorbenzol belastet war. Generell seien die Emissionen (der Ausstoß) der Substanz in die Luft stark rückläufig.

2011 wurde die Substanz in Silvesterraketen nachgewiesen. Hatte das Konsequenzen?

"Ja", sagt Jakl. "In den Silvesterraketen sollte Hexachlorbenzol für einen besonderen Farbeffekt sorgen. Nach dem die illegale Verwendung bekannt wurde, haben wir die Kontrollen von Raketen verschärft. Das hat gewirkt: Mittlerweile ist kein Hexachlorbenzol mehr nachweisbar."

Wie kann es sein, dass 2009 in Diskont-Kürbisöl Hexachlorbenzol gefunden wurde?

"Wenn es irgendwo noch eine Belastung des Bodens durch den früheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit Hexachlorbenzol gibt, dann ist diese Belastung nur sehr langsam rückläufig", sagt Jakl "Und gerade in Öl reichert sich diese Substanz sehr leicht an. Ein solcher Fall ist aber die absolute Ausnahme. Lebensmittel werden aber regelmäßig auf Hexachlorbenzol kontrolliert, es sind in der Regel keine Belastungen nachweisbar."

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