Warum nur jeder Dritte handelt

Warum nur jeder Dritte handelt
Österreicher erkennen Anzeichen von Herzinfarkt und Schlaganfall, aber nur wenige wissen wie sie helfen können. Ein Experte sagt was zu tun ist.

Weltweit zählen Herzinfarkt und Schlaganfall zu den häufigsten Todesursachen. Die Chancen für Rettung und Genesung hängen davon ab, wie schnell der Patient behandelt wird. Jede Sekunde zählt – doch nur wenige wissen, was im Notfall zu tun ist.

Eine Studie vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung mit über 10.000 Teilnehmern aus sieben Ländern zeigt, dass das Erkennen der Symptome und richtiges Handeln oft nicht zusammenhängen. So erkennen Österreicher und Deutsche die meisten Anzeichen für Schlaganfall und Herzinfarkt. Doch nur jeder Dritte weiß, dass sofort die Rettung gerufen werden muss. Damit bilden die beiden Länder das Schlusslicht im Länderranking. „Ich erlebe es oft, dass Herzinfarkt-Patienten mit U-Bahn oder Taxi kommen“, berichtet Fritz Sterz von der Klinik für Notfallmedizin der MedUni Wien. „Das Unwissen darüber, was zu tun ist, macht die Menschen panisch und führt zu falschen Reaktionen. Sie wissen nicht, dass beide Probleme zur Domäne der Notfallmedizin gehören.“

Fatales abwarten und Tee trinken

Ebenfalls ein Drittel der Befragten aus Österreich und Deutschland empfehlen den Betroffenen stattdessen, Tee zu trinken und abzuwarten. Das ist fatal, schließlich geht wertvolle Zeit verloren. In einem Notfall ist schnelles Handeln gefragt. „Langsamkeit macht den Betroffenen im Grunde dumm und schwach“, erklärt Sterz mit Nachdruck. „Jede Sekunde, wo kein Sauerstoff durchkommt, stirbt Gewebe ab. Dadurch leidet der Patient später unter Beschwerden wie Lähmungen und Atembeschwerden. Auch geistige Funktionen können herabgesetzt werden.“ Je schneller der Verschluss in Herz bzw. Gehirn geöffnet werden kann, desto besser. Als Faustregel gilt: Nach einem Schlaganfall muss der entsprechende Eingriff innerhalb von drei Stunden erfolgen, um den Patienten möglichst unbeschadet wiederherzustellen – beim Herz nach spätestens sechs Stunden.

Falsches Handeln im Notfall geht laut dem Spezialisten auf die mangelhafte Gesundheitserziehung an Pflichtschulen zurück. „Es würde ausreichen, einmal im Semester einen Rettungsruf zu simulieren und im Turnunterricht Erste Hilfe zu üben“, sagt Sterz. Er schickt seine Studenten in Schulen, was zu guten Ergebnissen führt. „Die Schüler merken sich alles, weil sie wissen: Das kann ihnen und ihrer Familie auch passieren.“ Anlässlich des Welttages der Ersten Hilfe am Samstag rufen Organisationen wie das Rote Kreuz dazu auf, einen Grundkurs zu belegen und das Wissen alle fünf Jahre aufzufrischen.

Unter dem Motto „Gesagt. Getan. Vorgesorgt.“ startete die Wiener Ärztekammer eine neue Präventionskampagne. Broschüren, Webseite (www.gesagt-getan-vorgesorgt.at) und die App „Gesund vorgesorgt“ bieten Orientierung im Angebot der Gesunduntersuchungen. Im vorigen Jahr nahmen nur 14 Prozent der Wiener die Vorsorgeuntersuchung in Anspruch, vor allem Männer sind vorsorgescheu. „Dabei hat jeder dritte Tumor urologischen Ursprung und zeigt im Frühstadium keine Symptome“, sagt Karl Dorfinger, Präsident des Verbandes der Österreichischen Urologen. Bei präventiven Untersuchungen werden erste Krankheitszeichen sichtbar, was eine erfolgreiche Behandlung wahrscheinlicher macht. Auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall wird erkannt.

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