Jugendliche: Weniger Alkohol und Zigaretten

Jugendliche: Weniger Alkohol und Zigaretten
Das Smartphone ist cooler als die Tschick, zeigt eine neue Studie der WHO.

Das sind doch einmal gute Nachrichten: Immer weniger Jugendliche greifen zur Zigarette oder zur Flasche. Dieser Befund gilt für so gut wie alle Industrienationen – die Weltgesundheitsorganisation WHO hat nämlich 42 Staaten untersucht und das Ergebnis in der HBSC-Studie (Health Behavior in School-aged Children Study) zusammengefasst, die alle fünf Jahre veröffentlicht wird.

Die österreichischen Daten hat Rosemarie Felder-Puig vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention gesammelt und untersucht. Ihre Conclusio: "Die Entwicklung ist für unser Land besonders erfreulich. Waren wir bei der letzten Studie beim Rauchen noch Schlusslicht, so sind wir mittlerweile ,nur‘ noch im Mittelfeld." In Zahlen bedeutet das: Vor fünf Jahren hatte noch jeder vierte Bursche und fast jedes dritte Mädchen im Alter von 15 Jahren regelmäßig geraucht. Jetzt sind es nur noch halb so viele Mädchen, und auch bei den Buben sind es nur noch 15 Prozent. Alkohol wurde in dieser Altersgruppe weniger attraktiv: Jetzt greifen nur noch 13 statt 21 Prozent zur Flasche.

Warum die Tschick uncool geworden ist, lässt sich nur vermuten: "Sicher haben Präventionsmaßnahmen gefruchtet. Doch nicht nur. Es ist bei Elf- bis 15-Jährigen offensichtlich mittlerweile attraktiver, ein Smartphone in der Hand zu haben, als eine Zigarette", sagt Felder-Puig. Und sie stellt einen Kulturwandel unter den Mädchen und Burschen fest: Fitness ist wichtiger geworden.

Was krank macht

Ein Befund gilt nach wie vor: Armut macht krank und führt zu einem ungesunden Lebensstil. Das gilt nicht nur für die Menschen innerhalb eines Landes. Ein Blick auf die Europakarte legt die gleiche Schlussfolgerung nahe: In armen Ländern wie Portugal gibt es weitaus mehr Übergewichtige als in Österreich, das zu den reichsten Staaten Europas zählt. Klaus Vavrik, Kinderarzt und Präsident der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, ist deshalb über die Studienergebnisse nur bedingt erfreut: "Wir sind ein so reiches Land und sind gerade einmal Mittelmaß, was die Gesundheit der Kinder angeht."

Vier Faktoren beeinflussen laut Vavrik die Gesundheit von Kindern aus einkommensschwachen Familien: Lebensstil, schwierige Wohnverhältnisse, billige und somit wenig gesunde Lebensmittel sowie schlechter Zugang zur medizinischen Versorgung: "Wer eine kostenfreie Therapie benötigt, muss zum Teil eineinhalb Jahre warten. Wohlhabendere Familien bezahlen diese aus der eigen Tasche."

Das hat Folgen für die zukünftigen Gesundheitskosten: "Wenn wir hier mehr investieren würden, wäre das sehr gut angelegtes Geld. Denn für einen Euro, der in die Prävention investiert wird, erspart man sich später Ausgaben von 18 Euro. Das zeigen Projekte wie die ‚frühen Hilfen‘ – ein Unterstützungssystem für sozial schwache Familien."

Genug Geld vorhanden

Dass sich eine solche Investition sehr schnell rechnet, lässt sich auch im deutschen Dormagen, einer Stadt in der Nähe von Düsseldorf, beobachten: "Die Kommune war pleite. Gerade deshalb waren die Verantwortlichen der Meinung, dass sich die Stadt nicht leisten könne, bei der Prävention zu sparen. Sie investierten in ein frühes Bildungssystem, in Gesundheitssysteme und Aufklärungsarbeiten. Mit Erfolg. Schon nach ein paar Jahren schaffte es die Stadt aus den roten Zahlen."

Auch in Österreich sei ausreichend Geld vorhanden: "Jährlich nimmt der Bund über die Tabaksteuer, die er durch jugendliche Raucher lukriert, 80 Millionen Euro ein. In der Schweiz ist dieses Geld für die Prävention zweckgebunden. Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen."

Doch um Präventionsprogramme auszuarbeiten, sind Daten nötig: "Wir verstehen nicht, warum Daten z. B. aus dem Mutter-Kind-Pass und Schularztuntersuchungen zu solchen Zwecken nicht erfasst und verwertet werden."

Zucker und Obst

Die HBSC-Studie hat nicht nur untersucht, wie häufig junge Menschen zu Suchtmitteln greifen. Es wurde ebenso abgefragt, wie viele Softdrinks die Kinder konsumieren und wie häufig sie Obst essen. Das Ergebnis: 15 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 25 Prozent der Burschen greifen zu gesüßten Getränken – besonders die Buben trinken somit wesentlich mehr Gesüßtes als der internationale Durchschnitt.

Wenig vorbildlich sind die jungen Österreicherinnen und Österreicher auch beim Frühstück: 52 Prozent der Mädchen und 42 der Burschen gehen morgens mit leerem Magen aus dem Haus.

Insgesamt scheinen die Jugendlichen hierzulande aber sehr zufrieden mit ihrem Leben – sie sind glücklicher als viele ihrer Altersgenossen in anderen Ländern: 80 Prozent fühlen sich wohl. Auch über psychische und psychosomatische Beschwerden klagt hier kaum jemand. Und die meisten leben gerne in ihrer Familie. Die meisten sagen, dass sie mit ihren Eltern reden können, wenn sie ein Problem haben. Schön: Mehr Schüler als noch 2010 berichten, dass ihre Beziehung zum Vater eine bessere geworden ist.

Problem mit Mobbing

Wenig erfreulich ist, dass Österreich immer noch ein massives Problem mit Mobbing in der Schule hat – da steht Österreich im internationalen Vergleich sehr schlecht da. Ein wenig verwundert es da schon, dass die Kinder dennoch so gerne in die Schule gehen wie in kaum einem anderen Land. Ganz anders als etwa in Finnland: Das PISA-Siegerland gehört hier zu den Schlusslichtern. Vielleicht, weil die Kinder sich dort mehr unter Druck gesetzt fühlen. Bei den 15-Jährigen sind zwei Drittel der Mädchen und mehr als die Hälfte der Buben durch die Schule gestresst. In Österreich sagt das nicht einmal ein Drittel – hier gibt es zwischen Burschen und Mädchen kaum Unterschiede.

www.hbsc.org

www.kinderliga.at

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