Hausarzt: Jeder 20. Patient alkoholkrank

Hausarzt: Jeder 20. Patient alkoholkrank
Bei niedergelassenen Psychiatern und Spitalsinternisten ist es sogar jeder Zehnte.

Jeder zwanzigste von einem Allgemeinmediziner behandelte Patient und jeder zehnte von niedergelassenen Psychiatern und Internisten im Krankenhaus betreute Patient ist alkoholkrank. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Befragung von 283 Ärzten durch das Meinungsforschungsinstitut GfK Austria im Auftrag der Pharmafirma Lundbeck. Die Daten wurden Sonntagnachmittag anlässlich der Alpbacher Gesundheitsgespräche präsentiert.

Viele alkoholkranke Patienten sind allerdings nicht diagnostiziert. „Die Allgemeinmediziner sagen, dass es mit den nicht diagnostizierten Alkoholkranken die doppelte Patientenzahl wäre“, so GfK-Chef Rudolf Bretschneider. Sehr oft erfolge die Diagnose erst relativ spät, wenn es bereits sichtbare körperliche Anzeichen einer Alkoholkrankheit gibt.

Allgemeinmediziner betreuen jeden dritten ihrer alkoholkranken Patienten gänzlich allein, ohne Beiziehung von weiteren Ärzten.

Im Vergleich zu anderen Erkrankungen werden laut Studienautoren „erstaunlich viele Alkoholpatienten“ auch überhaupt nicht behandelt: Jeder vierte diagnostizierte Alkoholpatient beim Praktiker und jeder fünfte Alkoholpatient beim Internisten erhält weder eine psychotherapeutische noch eine medikamentöse Therapie.

Praktiker und Internisten im Krankenhaus gaben an, dass fast jeder zweite Patient die Therapie abbricht. Die Mehrheit der Ärzte ist auch unzufrieden über die Qualität der Versorgung von Alkoholkranken und die Verfügbarkeit von Therapieplätzen.

Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz der Uni-Klinik für Psychiatrie am Wiener AKH: „Weltweit werden vier Prozent aller Todesfälle auf die Alkoholkrankheit zurückgeführt – das ist mehr als durch HIV/Aids, Tuberkulose oder Malaria.“

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