Handystrahlung: Besteht doch Grund zur Sorge?

Die Diskussion um das Krebsrisiko ist neu aufgeflammt
Studie zeigt erhöhte Tumorrate bei männlichen Ratten.

Erste Ergebnisse einer neuen und sehr großen - aber noch nicht abgeschlossenen - US-Regierungsstudie könnten die Diskussion um einen möglichen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Tumorwachstum neu befeuern.

Denn die Forscher fanden bei Ratten einen schwachen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Hirntumoren sowie auch seltenen Tumoren im Herzen.

Zwei bis drei Prozent der männlichen Ratten, die Mobilfunkstrahlung ausgesetzt wurden, entwickelten Hirntumore (Gliome), bei den Weibchen konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang herausgefunden werden.

Erkrankte Tiere lebten länger

Zwei bis sieben Prozent der bestrahlten männlichen Ratten bekamen sogenannte Schwannome im Herzen (sie gehen vom Nervengewebe aus), bei den bestrahlten Weibchen gab es zwar auch Fälle, aber auch hier war keine eindeutige statistisch-signifikante Aussage möglich.

Keine Krebserkrankungen gab es in beiden Fällen bei den nicht bestrahlten Tieren. Und: Die Tiere mit einer Krebserkrankung hatten im Schnitt eine längere Lebenserwartung als die gesunden Tiere.

Die Studie wird vom National Toxicology Program (NTP) durchgeführt, es ist Teil der US-Gesundheitsbehörde National Institute of Health. Laut Wall Street Journal handelt es sich bei dieser Studie mit Kosten von 25 Milionen Dollar um eine der bisher größten und umfassendsten zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Handystrahlung. Die Endergebnisse werden für Herbst 2017 erwartet.

Heftige Diskussionen

Noch ist die Studie in keinem Fachjournal veröffentlicht, es gibt nur eine erste Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse. Damit fehlt aber auch die Überprüfung durch außenstehende Experten. Ihre Ergebnisse widersprechen auch vielen anderen Untersuchungen, die eine Krebsgefahr durch Handystrahlen ausgeschlossen hatten.

Andererseits gab es aber auch in den vergangenen Jahren schon Daten, die zumindest Hinweise auf einen möglichen schwachen Zusammenhang zwischen Tumoren und Mobilfunkstrahlung in den Raum stellten.

"Es ist noch viel Forschungsarbeit notwendig, um die Folgen dieser Ergebnisse verstehen zu können", sagte der stv. Direktor des National Toxicology Program, John R. Bucher, in einer Pressekonferenz, "Wir haben aber den Eindruck, dass die Tumoren sehr wahrscheinlich durch die Strahlung ausgelöst wurden." Trotzdem werde er sein Mobiltelefon weiter verwenden.

Strahlung zu intensiv?

Die Daten zeigen aber nicht, ob es auch ein Risiko für Menschen gibt. Und die Studie wirft nach Ansicht vieler Experten zahlreiche Fragen auf. So wurden die Ratten über zwei Jahre hindurch je neun Stunden lang der Strahlung ausgesetzt - der gesamte Körper. Manche Experten halten auch die Dosis, die verwendet wurde, für zu hoch. Frühere Studien mit kürzeren Bestrahlungszeiten hatten kein erhöhtes Krebsrisiko gezeigt.

Insgesamt waren die Zahlen der Krebserkrankungen auch in dieser Studie gering, auch die Autoren selbst sprechen von einer "geringen Auftretenshäufigkeit".

Trotzdem wird der Untersuchung große Bedeutung zugemessen: "Die Leute, die bislang behaupteten, es gäbe gar kein Risiko, werden das künftig vermutlich nicht mehr sagen", zitiert das Wall Street Journal Ron Melnick, der die Studie bis 2009 leitete. Und auch die Strahlenforscherin Elisabeth Cardis vom Centre for Research in Environmental Epidemiology hält in einem Interview für Die Welt die Ergebnisse für relevant.

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