Matura: Ergebnisse der Standorte vielleicht bald öffentlich
Die Maturareise ist für viele Geschichte, genau so wie die Reifeprüfung selbst. Auf der politischen Agenda bleibt die Zentralmatura nach wir vor. Am Mittwoch sorgten die Grünen dafür, dass sie im Nationalrat zum Thema der "Aktuellen Stunde" wurde.
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid verteidigte hierbei erneut die Zentralmatura, weil sie "fair ist und Vergleichbarkeit erzeugt." Da sie heuer erstmals in allen Schulen – auch den berufsbildenden – stattgefunden hat, habe man nun Daten und Fakten, die es bisher nicht gab. Dadurch hat man die Möglichkeit, die Resultate bis zur Schule und in die Klasse hinein auszuwerten. Wo es Probleme gebe, wird es möglich, gemeinsam mit der Schulaufsicht an Verbesserungen arbeiten.
Kursänderung
Erstaunlich: Hammerschmid stellte erstmals in Aussicht, dass die Standortdaten veröffentlicht werden könnten. Bisher wurde dies immer mit der Begründung abgelehnt, dass man keine Schule schlecht machen wollte. Die Ministerin ändert hier offenbar den Kurs: "Für die Veröffentlichung braucht es eine Rechtsgrundlage. Heißt: das Informationsfreiheitsgesetz muss geändert werden. Zudem ist eine gemeinsame Vorstellung nötig, was wir in welcher Form veröffentlichen wollen, dass es wirklich Nutzen bringt."
Ja zur Transparenz
Bildungspsychologin Christiane Spiel ist eine große Befürworterin der Transparenz – allerdings sollten die Daten nicht sofort veröffentlicht werden, sondern erst wenn die Rahmenbedingungen passen. "Am Anfang muss jedenfalls eine Bestandsaufnahme stehen: Was ist das Ziel? Was wären die Gefahren einer Nennung?" Denn Gefahren gibt es sicher: Schulen, die viele Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen haben, werden mit jenen verglichen, die vorwiegend Akademikerkinder unterrichten. Oder die Daten bewirken, dass die Schüler nur für den Test lernen. Fächer, in denen nicht getestet wird, erhalten da oft weniger Gewicht.
"Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern sollten gemeinsam mit Experten Lösungen erarbeiten, wie man diese negativen Effekte vermeiden kann." Sobald man hierfür eine Strategie entwickelt habe, gehe es darum, die Daten sinnvoll zu nutzen – etwa indem Schulen verglichen werden, die unter gleichen Voraussetzungen sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt haben: "Da können Standorte voneinander lernen", ist Spiel sicher.
Dass die Veröffentlichung nur sinnvoll ist, wenn mit den Daten gezielt gearbeitet wird, davon ist auch Heidi Schrodt vom Verein " Bildung grenzenlos" überzeugt. Dies zeige das Beispiel London: "Da hat man die Ergebnisse gezielt zur Qualitätssicherung genutzt – einer von vielen Gründen, warum sich die Londoner Schulen massiv verbessert haben." Dort hat es Konsequenzen für Lehrer, die kontinuierlich schlechte Ergebnisse liefern.
Die Angst, dass "schlechte" Schulen gemieden werden, hat Schrodt nicht: "Schon jetzt haben manche Standorte vier Mal so viele Anmeldungen wie Plätze. Manche haben vielleicht zu Unrecht einen guten Ruf – auch das könnte die Notentransparenz zeigen."
Reaktionen
Die Zentralmatura selbst will fast niemand in Frage stellen. Das hat die Debatte im Parlament gezeigt. "Auch wenn im Detail noch Verbesserungen nötig sind", wie Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (VP) meint. Die Grünen schlagen etwa vor, die Noten der 7. und 8. Klasse in die Maturanoten einzubeziehen, wie international üblich. Die Neos fordern, dass Schulen mit schwierigen Rahmenbedingungen mehr Ressourcen erhalten.
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