Leukämie: So funktioniert die Stammzellspende

Leukämie: So funktioniert die Stammzellspende
Dem deutschen Politiker Guido Westerwelle half eine Knochenmarkspende gegen Leukämie. Was dahinter steckt.

"Wenn Sie eine akute Leukämie haben, werden die Krebszellen zunächst mit der Chemo zerstört. Danach bekommt der Patient über die Stammzellspende ein neues Immunsystem verpasst." So nüchtern beschreibt der deutsche Ex-Außenminister Guido Westerwelle seine Krebserkrankung in der aktuellen Ausgabe des Magazins Der Spiegel.

"Die Behandlung mit Stammzellspenden ist heute die Therapie der Wahl bei akuter Leukämie", sagt Univ.-Prof. Agathe Rosenmayr. Die Transfusionsmedizinerin der MedUni Wien leitet die Stammzellspderdatei Wien. Das Immunsystem des Spenders werde "praktisch vollständig übernommen – bis zur Blutgruppe". Notwendig ist dies unter anderem, weil durch die Erkrankung die Erzeugung der eigenen Blutzellen fehlgeleitet wurde. Diese schalte man vor der Stammzellentherapie komplett ab.

Neues Immunsystem

Die via Infusion transplantierten Stammzellen ermöglichen dann den Aufbau eines gänzlich neuen – gesunden – Immunsystems, aus dem sich wieder neue Blutkörperchen entwickeln. Rosenmayr: "Wird die Transplantation gut vertragen, kann der Patient als geheilt angesehen werden und hat sehr gute Überlebensraten." Bis dahin sind einige Wochen intensivmedizinische Betreuung in speziellen Abteilungen notwendig, da sich das neue Immunsystem erst langsam aufbaut. "Alles in allem ist es natürlich eine sehr fordernde Therapie für die Patienten."

Dynamisches Gebiet in der Medizin

Die Transplantation von Stammzellen ist eines der Gebiete der Medizin, die sich in den vergangenen Jahrzehnten "unglaublich dynamisch" entwickelt haben. Heute könne auf ein weltweites Spender-Netzwerk zurückgegriffen werden. Für mehr als 80 Prozent finde man den passenden Spender – zum Großteil übrigens außerhalb der Familie. "Bei Geschwistern liegt die Chance bei 25 Prozent."

Schon allein aus diesen Gründen handle es sich bei den Datenbanken um ein "weltweites Geben und Nehmen". Für eine Spende ist übrigens längst keine schmerzhafte Knochenmarkentnahme mehr notwendig – das schreckt immer noch viele potenzielle Spender ab. "Eine Stammzellspende ist mittlerweile nichts anderes als eine längere Blutspende", erklärt die Expertin. Allerdings werden zwei Venen angezapft und der Blutfluss über eine computergesteuerte Maschine geführt.

So werden Sie Spender

Voraussetzungen: Jeder Gesunde (keine Tumore, Autoimmunerkrankungen) zwischen 18 und 45 Jahren kann Spender werden. Im Spenderregister bleibt man bis 55 Jahre geführt.

Spenden

Die Typisierung der Stammzellen wird zu 90 Prozent über Spenden finanziert. Spendenkonto „Stammzellenspende“ IBAN:
AT52 2011 1404 1010 9600, BIC: GIBAATWWXXX

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