Grippe: Zahl der Erkrankten steigt weiter deutlich an
"Es bestätigt sich jetzt, was wir in den vergangenen Wochen befürchtet haben: Die heurige Grippewelle ist eine relativ ungute Angelegenheit." Das sagt der Sozialmediziner und Influenza-Spezialist Univ.-Prof. Michael Kunze angesichts der neuesten Infektionszahlen. Nach wie vor sind die meisten Grippe-Patienten mit einem speziellen Stamm des A/H3N2-Influenza-Virus infiziert, gegen den der heurige Impfstoff nur in sehr geringem Ausmaß schützt.
13.900 Wienerinnen und Wiener sind vergangene Woche neu an Grippe (und grippalen Infekten) erkrankt – der Großteil aber an echter Virusgrippe. In der Woche davor waren es 11.100.
Viele junge Kranke
Auch in der Stadt Graz, die ebenfalls ein Grippemeldesystem hat, gab es einen weiteren deutlichen Anstieg: 4678 Neuerkrankungen waren es vergangene Woche, gegenüber 3148 in der Woche davor.
"Wir arbeiten weiterhin voll am Limit – da hat sich nichts geändert", sagt der Mediziner Paul Prem, ärztlicher Leiter des Ärztefunkdienstes in Wien. "Wir haben einen zusätzlichen Wagen im Einsatz." Was auffällig sei: "Es gibt sehr viele junge Menschen mit Infektionen – vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 22-Jährigen." Und: Offenbar häufiger als in den vergangenen Jahren sind eine Nebenhöhlen- und eine Mittelohrentzündung (Sinusitis bzw. Otitis) eine Begleiterscheinung einer Influenza-Infektion. "Oft setzt sich dann auch noch ein Bakterium auf die Virusinfektion, was den Krankheitsverlauf zusätzlich noch verschlimmert", so Kunze. "Auch Lungenentzündungen sind häufig. Viele Patienten erwischt es doch relativ schwer."
Diese Erfahrungen decken sich mit jenen aus dem Ausland, betont Kunze: "Auch in den USA zum Beispiel gab es heuer eine schwere Grippe-Welle mit vielen heftigen Krankheitsfällen."
Der Höhepunkt der Grippewelle sei höchstwahrscheinlich noch nicht erreicht, betont Kunze: "In der Regel dauert so eine Welle sechs bis acht Wochen – ein, zwei Wochen könnten die Erkrankungszahlen deshalb noch ansteigen."
Die gute Nachricht: Der vorherrschende Erreger ist nicht gegen die Anti-Grippe-Medikamente (Tamiflu, Relenza) resistent. Werden diese unmittelbar nach Erkrankungsbeginn eingenommen, können sich Schwere und Dauer der Infektion zumindest ein wenig reduzieren.
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