Wut und Stress bei Frauen seit 2012 stärker gestiegen als bei Männern

Auf der einen Seite gibt es einen seit 2012 gleichbleibenden Befund: Traurigkeit und Sorgen waren bei Frauen in der jährlichen "Gallup Global Emotions"-Umfrage durchwegs stärker vorhanden als bei Männern - und bei beiden Geschlechtern gibt es einen stetigen, leichten Aufwärtstrend in der Häufigkeit dieser negativen Gefühle, aber keine Auseinanderentwicklung der Gefühlslagen.
Mehr Frauen wütend und gestresst
Anders ist dies seit 2012 beim Gefühl von Wut und Zorn und der Stressbelastung: "2012 berichteten beide Geschlechter von Wut und Stress auf ähnlichem Niveau", schreibt die BBC in ihrer Auswertung der Gallup-Daten. Neun Jahre später sind mehr Frauen wütend - in einem Ausmaß von sechs Prozentpunkten - und auch mehr Frauen gestresster. Und dieser Unterschied war während der Pandemie ganz besonders deutlich zu sehen.
Global gesehen bedeutete das:
- 20 Prozent der Männer gaben am Tag der Umfrage an, am Vortag wütend bzw. zornig gewesen sein.
- 26 Prozent der Frauen berichteten über eine derartige Gefühlslage am Vortag.
In die Gallup-Umfrage fließen die Daten von mehr als 120.000 Menschen in mehr als 150 Ländern ein. Spezielle Daten zu Österreich sind nicht publiziert.
In vielen Ländern ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern aber noch viel größer als der globale Durchschnitt von sechs Prozentpunkten. In Kambodscha etwa waren es 2021 um rund 17 Prozentpunkte mehr Frauen als Männer, die am Vortag der Umfrage wütend waren, in Indien und Pakistan waren es 12 Prozent.

Höheres Stressniveau und mehr Traurigkeit als bei Männern
Die BBC verweist auf eine Untersuchung unter fast 5.000 Elternteilen, die herausfand, dass während der Lockdowns Frauen mehr Verantwortungen und Aufgaben im Haushalt übernommen haben als Männer.
Doch der Frust der Frauen darüber machte sich nicht überall gleich sichtbar: In den USA etwa zeigte sich kein kein Unterschied in der Stimmungslage von Männern und Frauen, was Ärger, Zorn oder Wut betrifft. "Frauen in den USA haben diesbezüglich ein tiefes Schamgefühl", zitiert die BBC die Autorin Soraya Chemaly. Doch das heißt nicht, dass es ihnen nicht schlechter ging als den Männern, im Gegenteil: US-Amerikanerinnen berichteten über ein höheres Stressniveau und auch über mehr Traurigkeit als Männer. Und dieser Befund zeigte sich in vielen Ländern, auch in europäischen.
Diese Wut (ob versteckt oder nicht) und die gestiegene Stressbelastung hätten mittlerweile aber vielfach auch eine ganz konkrete Auswirkung: "Viele Frauen haben einen Punkt erreicht, an dem sie in der Lage sind zu sagen, ,es reicht`", zitiert die BBC die Frauenaktivistin Tahsha Renee. Sie hat eine Bewegung gestartet, bei der sich Frauen gegenseitig erzählen, was sie in Rage bringt und dann ihre Wut laut herausschreien. "Manchmal braucht es Wut und Zorn, um Dinge in Bewegung zu bringen", sagt Ginetta Azcona von UN Women: "Und um andere dazu zu bringen, aufmerksam zu werden und zuzuhören."
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