Wiener Forscher identifizieren die Ursache von Post-Covid

Wiener Forscher identifizieren die Ursache von Post-Covid
Das Immunsystem gerät durch die Infektion offenbar längerfristig aus dem Gleichgewicht, zeigt eine internationale Studie.

Die Pandemie ist zwar für beendet erklärt worden, welche gesundheitlichen Folgen daraus resultieren, wird aber erst erforscht. Ein großes Thema sind dabei Beschwerden, die länger andauern. Je nach Studienlage sind fast die Hälfte aller Covid-19-Patienten auch nach der akuten Erkrankung nicht fit, oft über Monate hinweg. Symptome, die nach einer schweren Infektion mit dem SARS-Cov-2-Virus länger als zwölf Wochen anhalten, werden als Post-Covid-Syndrom bezeichnet.

In Summe sind weltweit fast 700 Millionen Menschen während der Pandemie erkrankt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass insgesamt zehn bis 20 Prozent der Covid-19-Betroffenen in irgendeiner Form länger anhaltende Folgen der Infektion verspüren

Ursachen unklar

Die Ursachen sind noch immer nicht ganz klar. Daher ist entscheidend für Therapien, ob es bestimmte Biomarker gibt, um das Auftreten vorhersagen zu können. Ein deutsch-österreichisches Forscherteam, an dem unter anderem der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch von der Klinik Favoriten mitarbeitete, hat jetzt in Vergleichsuntersuchungen bei Betroffenen tatsächlich eine typische immunologische Charakteristik herausgefunden.

Das Ergebnis: Das körpereigene Abwehrsystem gerät offenbar längerfristig aus dem Lot. Die Studie wurde nun im Fachjournal Frontiers in Medicine veröffentlicht.

Studie

Die Experten untersuchten im Labor mehrfach Status und Subtypenverteilung von Immunzellen und andere Parameter. So wurden im Blut der Probanden auch die Konzentrationen an Immunbotenstoffen (Zytokinen) gemessen. Die Wissenschafter: "Patienten mit Post-Covid-Symptomen wiesen bereits nach sechs Wochen sowie auch sieben Monate nach Auftritt der Symptome eine erhöhte Zahl von auf SARS-CoV-2 spezifisch reagierenden CD4-positiven und CD8-positiven T-Lymphozyten auf, die Interferon Gamma und Tumornekrosefaktor freisetzen."

Gleichzeitig hatten diese Zellen auch das sogenannte CD40-Liganden-Oberflächenmolkül als Marker. Insgesamt spricht das für eine anhaltend hohe Aktivierung des Immunsystems. Erhöhte Tumornekrosefaktor-Werte im Blut gelten auch als Merkmal von entzündlichen Prozessen.

Auch sogenannte dendritische Zellen, welche zum Beispiel Antigene aufnehmen und dem Abwehrsystem präsentieren oder für Entzündungsreaktionen wichtig sind, wurden bei den Betroffenen verstärkt registriert. "Bemerkenswert“ sei aber auch, dass Immunzellen, welche Abwehrreaktionen bremsen sowie das solche Abläufe dämpfende Zytokin Interleukin-4 ebenfalls vermehrt gefunden wurden. Letzteres bremst Entzündungsreaktionen.

Potenzial

Die Arbeit, so die Autoren, beschreibe jedenfalls Veränderungen der immunologischen Situation zwischen Personen welche Covid-19 mit oder ohne daraus folgende längerfristige Gesundheitsprobleme überstanden hätten. "Das könnte ein Potenzial für zukünftige epidemiologische Forschungen und zielgerichtete Therapien haben", heißt es in der Zusammenfassung.

Insgesamt zeigten sich aber Hinweise darauf, dass sich die veränderten immunologischen Parameter bei den Post-Covid-Syndrom-Betroffenen mit der Zeit wieder abnahmen.

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