Zahlreiche Betroffene beklagen, dass die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und einige ihrer Landesorganisationen ihre Anträge auf Heimpflege monatelang unbeantwortet lassen. Wer Pech hat, lebt im falschen Bundesland: Während der Fonds Soziales Wien so ein Ansuchen inklusive Überprüfung der Wohnsituation innerhalb von wenigen Tage abwickelt, dauert das in anderen Bundesländern im Schnitt mehrere Monate.
Ein Patient wartet schon seit dem August des Vorjahrs auf eine Antwort. Auf Nachfrage erklärte der einzig für ihn zuständige Doktor H. gerne einmal am Telefon, dass er für „solche Fälle“ keine Zeit habe.
Das Kärntner Modell
Dass es auch anders geht, berichtet Primarius Manfred Freimüller, der seit vielen Jahren im Fachbeirat des Kärntner Gesundheitsfonds aktiv mitarbeitet. Der Neurologe schildert ein mehrstufiges Betreuungsmodell, das Patienten, ihren Angehörigen, dem medizinischen Personal und nicht zuletzt jenen Stellen, die allfällig eine Kostenübernahme bewilligen müssen, ausreichend Zeit gibt, um eine für alle Seiten bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Derzeit werden laut Manfred Freimüller zehn Kärntner Patienten zu Hause betreut. Warum denn die Lage in anderen Bundesländern weit weniger erfreulich ist, entzieht sich der Kenntnis des Mediziners, der jahrelang die Gailtal-Klinik in Hermagor geleitet hat.
Fremd ist ihm auch, dass sich anderswo Krankenhausverwaltungen die schwierig zu behandelnden Patienten gegenseitig mit allerlei Tricks zuschieben. Die Problematik ist den Entscheidungsträgern dort durchaus bekannt. Auffallend ist nur, dass niemand auf Anfrage dazu etwas sagen möchte.
Das Dilemma zeigt sich auch in der RMU-Station im Wiener Otto-Wagner-Spital: Dort werden derzeit 87 Patienten versorgt. Zwar ist die medizinische Versorgung top, aufgrund des aktuellen Personalmangels können sie jedoch kaum ihre Zimmer verlassen. Betroffene klagen: „Zeit, etwa für einen Hofgang, haben die Pfleger für uns nicht.“
Ausgerechnet Corona machte auf sie aufmerksam: Während sie oft monatelang auf ihre Entlassung hofften, gab es zeitgleich eine Warteliste für Covid-Patienten. Gerne hätte die zuständige Primaria Sylvia Hartl, die sich seit Jahren für eine Verbesserung der Situation einsetzt, dem KURIER ihre Lösungsansätze präsentiert, doch das wurde ihr vom Dienstgeber untersagt.
Zahlreiche Beatmungspatienten müssten nicht auf Intensivstationen liegen. Für ein Tracheostoma wird ein Loch in die Luftröhre geschnitten und Luft über eine Maschine in der Größe eines Laptops in die Lunge gepumpt. Damit können Patienten hochaktiv sein, Flugreisen unternehmen oder einen 40-Stunden-Job verrichten. Es gab sogar einen politischen Mandatar, der jahrelang mit Beatmung im Nationalrat saß.
Apropos Politik: Wer konkret für die Finanzierung der Intensivpflege zu Hause aufkommen muss, ist trotz mehrerer höchstgerichtlicher Urteile weiterhin nicht geklärt.
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