Wenn Weihnachten im Krankenhaus endet
Alkoholvergiftungen, Herzprobleme und Unfälle müssen zu den Feiertagen besonders häufig versorgt werden – und sorgen für lange Wartezeiten.
Die eigentlich besinnlichen Feiertage enden für viele Menschen unerwartet auf der Notfall- oder Unfallabteilung eines Krankenhauses. In überfüllten Wartebereichen kann es bis zu mehrere Stunden dauern, bis man an der Reihe ist. „Zwischen Weihnachten und Silvester ist der Patientenstrom in den Notfall- und Unfallabteilungen deutlich höher, auch weil der niedergelassene Bereich weniger besetzt ist. Es sind sicherlich die patientenreichsten Tage des Jahres“, sagt Christoph Testori, Oberarzt an der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien.
Besonders häufig sind akute Alkoholvergiftungen durch übermäßigen Alkoholkonsum in kurzer Zeit. Der Körper ist nicht mehr in der Lage, den Alkohol ausreichend schnell abzubauen. Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen können die Folge sein. In schweren Fällen kann es zu Atemproblemen, Kreislaufversagen oder Bewusstlosigkeit kommen.
Holiday-heart-Syndrom kann auch junge, gesunde Menschen treffen
Eine Alkoholintoxikation ist daher ein medizinischer Notfall. „Alkoholexzesse können zudem das Herz beeinträchtigen. Man spricht vom Holiday-heart-Syndrom, einer akuten Herzrhythmusstörung, die typischerweise an Festtagen gehäuft auftritt. Es können auch junge, ansonsten gesunde Erwachsene betroffen sein“, sagt Testori.
Rund um Weihnachten und Neujahr nehmen generell kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder akute Herzinsuffizienz zu. „Emotionaler Stress, Familienkonflikte, Einkaufsstress, aber auch ein übermäßiger Verzehr von salzigen und fettreichen Speisen können Herzinfarkte begünstigen. Auch Kälte kann eine Rolle spielen“, erklärt Testori. Ebenfalls häufig: gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen und Übelkeit. Testori: „Wenn man zu viel und fettreich gegessen hat, kann es zu Gallenkoliken oder einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen, insbesondere, wenn Alkohol dazu konsumiert wurde.“
Unfälle häufig aufgrund von Alkoholkonsum
Alkohol ist auch ein häufiger Grund für Unfälle. „Insbesondere zu Silvester führt die Kombination mit Knallkörpern zu Verletzungen. Häufig sind schwere Handverletzungen und Verbrennungen. Vor allem illegale Böller haben oft die doppelte bis dreifache Sprengkraft, die man beim Zünden nicht erwartet“, sagt Christian Bach, Vorstand der Orthopädie und Traumatologie der Klinik Floridsdorf.
Ein typischer Unfallhergang: Die Zündschnur zündet nicht, man versucht, die nun kürzere Zündschnur erneut anzuzünden und der Knallkörper explodiert noch in Handnähe. „Gefährliche Knallkörper und ein alkoholisierter Zustand sind eine schlechte Mischung – man ist nicht mehr so zurechnungsfähig ist, wie man sein sollte“, so Bach. Auch Verbrennungen durch Brände, ausgelöst durch offene Flammen an Adventkränzen und Christbäumen, müssen in den Weihnachtsfeiertagen häufig versorgt werden.
Gewaltverletzungen nehmen zu
Ebenfalls häufig: Verletzungen durch Gewalt. „Häusliche Gewalt und Gewaltverbrechen allgemein sehen wir das ganze Jahr über mehr und auch über Weihnachten und Silvester. Immer öfter kommen auch Waffen wie Messer zum Einsatz, was früher weniger der Fall war“, berichtet Bach.
Anstiege gibt es auch bei E-Scooter-Unfällen, die zwar während des ganzen Jahres auftreten, während der Feiertage aber noch häufiger. „Unfälle mit E-Scootern haben radikal zugenommen, da die meisten Menschen ungeschützt unterwegs sind und während der Feiertage oft alkoholisiert“, erklärt Bach. Typisch sind Kopfverletzungen sowie Bauchtraumen, da es beim Sturz immer wieder dazu kommt, dass der Lenker mit voller Wucht gegen den Bauch prallt. Auch Verletzungen des Beckens und des Handgelenks müssen oft versorgt werden. Bach spricht sich für stärkere Kontrollen aus, um derartige Unfälle zu verhindern. Neue Gesetze, etwa eine Helmpflicht und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km/h, sind derzeit in Begutachtung und sollen ab 1. Mai 2026 in Kraft treten.
Ebenfalls ein großes Thema zur Weihnachtszeit sind psychische Krisen und Erkrankungen, oft in Kombination mit Alkohol oder Medikamenten. Testori: „Suizidversuche sind rund um die Weihnachtsfeiertage und Neujahr ein Thema. Auch Vergiftungen mit Drogen oder Alkohol im Rahmen einer psychischen Krise, die nicht unbedingt auf einen Suizid abzielen, kommen vor.“
Nicht zögern
Generell rät Testori bei einem Notfall nicht zu zögern, Hilfe zu rufen oder in ein Krankenhaus zu gehen. „Wenn ich glaube, ich habe einen Notfall, dann ist das so und es ist unsere Aufgabe, bei einer Untersuchung abzuklären, was zu tun ist. Wenn man aber selbst davon ausgeht, dass es nicht unbedingt ein Notfall ist, kann man auch andere Hilfseinrichtungen nutzen, etwa die Hotline 1450.“
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