Wasserperlen: Warum die bunten Kugeln für Kinder lebensgefährlich sein können
Sie heißen Hydrokugeln, auch Aqua- oder Gelperlen: Wasserperlen tragen im Handel inzwischen viele Namen. Die Funktionsweise ist ihnen gemein: Durch die Aufnahme von Feuchtigkeit quellen die bunten Kügelchen auf ein Vielfaches ihres Ursprungsvolumens auf.
Ein cooler Effekt, der vor allem bei Kindern beliebt ist.
Hydrokugeln gehören nicht in Kleinkinderhände
Die Kügelchen aus hochgradig absorbierendem Material, die ursprünglich als Wasserreservoir für Schnittblumen verkauft wurden und auch zu Deko-Zwecken oder als Gel-Geschosse für Spielzeugpistolen verwendet werden können, werden von Herstellern gerne explizit als Sensorik-Spielzeug für Kinder vermarktet.
Das Hantieren damit – etwa das Schütten oder Sortieren – soll zur Förderung motorischer Fähigkeiten beitragen.
Durch die bunte Farbgebung, die Form und die weiche Beschaffenheit ähneln Wasserperlen allerdings Süßigkeiten. Kinderärztinnen und -ärzte warnen deshalb schon seit geraumer Zeit vor potenziellen Gefahren, die mit dem Verschlucken, Einatmen oder Einführen der Kugeln einhergehen.
"Für Kleinkinder sind Wasserperlen als Spielzeug nicht geeignet", heißt es etwa auf der Homepage der Initiative "Kinder Notfall Bonn" der Abteilung für Neonatologie am Universitätsklinikum Bonn. Schlimmstenfalls könnten schwere, lebensgefährliche Organschäden drohen.
Kugeln können sich im Magen-Darm-Trakt ausdehnen
Wenn sie verschluckt werden, können sich die Kugeln im Magen-Darm-Trakt ausdehnen, zu einer Verstopfung des Darms und schlimmstenfalls zum Tod führen. Wenn sie in den Gehörgang oder die Nase gelangen, drohen ebenfalls Verletzungen. Im vergrößerten Zustand können sie auch akute Erstickungsunfälle auslösen. Weiteres Problem: Auf Röntgenaufnahmen sind die Perlen im Körper nur schwer auszumachen.
Wie gefährlich das Trend-Spielzeug ist, untermauert nun eine neue Erhebung aus den USA: Laut Forschungen des Nationwide Children's Hospital, einer der größten pädiatrischen Kliniken des Landes, hat sich die Zahl der Notfälle bei Kindern im Zusammenhang mit Wasserperlen zwischen 2021 und 2022 mehr als verdoppelt.
Jüngster Patient war sieben Monate alt
Von 2007 bis 2022 konnten rund 8.000 Besuche in US-Notaufnahmen mit Wasserperlen in Verbindung gebracht werden, heißt es im American Journal of Emergency Medicine. Wobei die Zahlen insbesondere von 2021 auf 2022 sprunghaft angestiegen seien.
Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Fälle betraf unter Fünfjährige, sie alle hatten die Perlen geschluckt. Der jüngste Patient war sieben Monate alt.
Verschlucken war insgesamt der häufigste Grund für Besuche in der Notaufnahme, gefolgt vom Einführen von Wasserperlen ins Ohr (33 Prozent) oder in die Nase (12 Prozent). Augenverletzungen machten neun Prozent der Fälle aus.
Symptome: Erbrechen bis Durchfall
Es sei wichtig, älteren Geschwistern die Gefahren der Wasserperlen zu erklären, "insbesondere, dass sie ihre jüngeren Geschwister nicht mit Wasserperlen füttern und diese weder in Mund, Nase noch Ohr einführen sollten", wird vonseiten der Uni Bonn betont.
Das Verschlucken von Wasserperlen kann zu verschiedenen Symptomen führen. Mögliche Beschwerden sind Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall und Fieber. Werden Wasserperlen in die Nase gesteckt, können Kinder mit Schnupfen, verstopfter Nase und Nasenschwellungen reagieren. Wenn die Perlen länger dort verbleiben, kommen oft allgemeine Beschwerden wie Unruhe, Appetitlosigkeit und Fieber hinzu.
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