Was tun bei Kontakt mit Affenpocken-Patienten

Was tun bei Kontakt mit Affenpocken-Patienten
Das Gesundheitsministerium veröffentlicht am Nachmittag die Empfehlungen für den Umgang mit Affenpocken-Kontakt.

Manches in den Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement erinnert an die Corona-Pandemie: Es gibt Typ I- und Typ II-Kontaktpersonen, je nach Intensität des Kontakts. Typ I sind demnach Personen, „die direkten Kontakt mit Hautläsionen (alle Stadien, inklusive Krusten) oder Schleimhäuten eines symptomatischen Affenpockenfalles, dessen Körperflüssigkeiten oder zu potenziell infektiösem Material“ haben, wie es in den Empfehlungen heißt.

Typ I-Kontakte sind demnach Sexualpartner, Menschen, die zum Beispiel beim Reinigen in kontaminierten Räumen Gefahr laufen, Atemwegssekret-Tröpfchen oder aufgewirbelten, virusbelasteten Staub einzuatmen, Haushaltskontakte oder Ähnliches - zum Beispiel eine Übernachtung im selben Raum -, Hautkontakt mit geteilter Kleidung, Bettwäsche oder geteilten Gebrauchsgegenständen, wozu auch Gegenstände am Arbeitsplatz zählen, Personen mit Hautverletzungen durch geteilte scharfe Gegenstände (zum Beispiel Nadeln oder Klingen) und Passagiere in Flugzeugen, Bussen und Zügen mit zumindest acht Stunden Fahrtdauer.

Typ II-Kontakte sind kurze soziale Kontakte, Arbeitskollegen, die sich kein Büro teilen, kurze Aufenthalte im Fitness-Studio, Sauna, Bad oder Ähnliches ohne sexuellen Kontakt und Personen mit adäquater persönlicher Schutzausrüstung. Dazu zählen FFP2 Masken, langärmelige Schutzmäntel, Schutzbrille und Handschuhe.

Registrierung empfohlen

Bei Typ I-Kontakten empfehlen die Experten des Gesundheitsressorts zunächst einmal die namentliche Registrierung mit der Erhebung von Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Berufsort, Berufstätigkeit und Wohnverhältnissen durch die zuständige Gesundheitsbehörde - kurz das Contact Tracing.
Die Kontaktpersonen sollen zudem durch die zuständige Gesundheitsbehörde über Symptomatik und Progression der Erkrankung aktiv informiert werden, außerdem sollte ihr Gesundheitszustand durch die Behörde für die Dauer von 21 Tagen nach Letztexposition in Form einer täglichen telefonischen Kontaktaufnahme überwacht werden.

Wenn Symptome wie Fieber, Ausschlag usw. innerhalb von 21 Tagen nach Letztexposition auftreten, soll die zuständige Behörde einen labordiagnostischen Test veranlassen. Die Person sollte sich sofort selbst isolieren, bis die Affenpocken-Infektion ausgeschlossen werden kann. Kontakt mit immunsupprimierten und schwangeren Menschen sowie Kindern unter zwölf Jahren sollten auch am Arbeitsort vermieden werden, ebenso enge physische Kontakte und Kontakte mit Haustieren. Dazu muss auf die Handhygiene und die Hygiene beim Husten, Niesen und Schnäuzen geachtet werden.

Auch für Typ II-Kontakte gilt die Empfehlung für Contact Tracing, Information und vor allem Selbstüberwachung.

Neuer Fall in Slowenien und Tschechien

In Slowenien und Tschechien sind nun erste Fälle von Affenpocken bestätigt worden. Der infizierte Mann aus Slovenien, war von einer Reise auf den Kanarischen Inseln zurückgekehrt, sagte Mario Fafangel, Leiter des Zentrums für Infektionskrankheiten beim Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit (NIJZ) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Der gesundheitliche Zustand des Infizierten, der sich in häuslicher Isolierung befindet, sei gut, hieß es.

Der Wiener Gesundheitsverbund gab unterdessen zum bisher einzig bestätigten Affenpocken-Fall in Österreich bekannt, dass der Zustand des Patienten, der in einer Wiener Klinik liegt, weiter „gut und stabil“ ist. Er werde nach wie vor symptomatisch und unterstützend behandelt. Auch dem Gesundheitsverbund sei bisher kein weiterer Verdachtsfall bekannt, hieß es auf APA-Anfrage. Weltweit wurden bislang 131 Fälle bestätigt und 106 Verdachtsfälle registriert.

In Österreich sind die lokalen Gesundheitsbehörden für das Contact Tracing zuständig, hieß es im Gesundheitsministerium. Darüber hinaus gibt es ein internationales Contact-Tracing bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). „Österreich ist daher gut auf die aktuellen Gegebenheiten rund um die Affenpocken vorbereitet“, zeigte sich das Ministerium überzeugt. Es bestehe „auch weiterhin kein Grund zur Besorgnis“. Europaweit handle es sich bei den bestätigten Fällen nach wie vor um Einzelfälle. „Eine Entwicklung hin zu einem breiten Infektionsgeschehen scheint aktuell als äußerst unwahrscheinlich“, hieß es.

Verlauf der Affenpocken

Das Gesundheitsministerium wies erneut darauf hin, dass mit Affenpocken infizierte Menschen für die gesamte Dauer der Erkrankung von zwei bis vier Wochen selbst ansteckend sind. Es gibt ein Präeruptives (oder Prodromal-) und ein eruptives Stadium. Ersteres ist durch anfänglich plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Erschöpfung und sehr häufig Lymphknotenschwellung - vor allem im Hals- und Nacken sowie im Leistenbereich -, eventuell auch durch Husten, Unwohlsein und manchmal durch Durchfälle gekennzeichnet.

Präruptives und Eruptives Stadium

Das Eruptive Stadium tritt nach ein bis drei Tagen ein, es bilden sich Hautveränderungen. Zunächst gibt es Ausschläge im Mund-Rachenraum, im Gesicht, an den Händen und Unterarmen gefolgt von einer Ausbreitung in Richtung des Körperzentrums. Dies verläuft in weiterer Folge mit den pockentypischen sogenannten Effloreszenz-Stadien von begrenzten Farbänderungen der Haut über Bläschen und Pusteln bis zu den Krusten. Davon kann auch der Genitalbereich betroffen sein. Schließlich heilen die Krusten ab. Erst wenn diese vollständig verschwunden sind, ist der Patient nicht mehr ansteckend.

Bei der Falldefinition gibt es in Ergänzung der eben beschriebenen klinischen Kriterien weitere Parameter wie zum Beispiel epidemiologische: Das betrifft etwa Kontakt zu potenziell infizierten Tieren, in Afrika endemische Arten, Reiserückkehrer aus west- oder zentralafrikanischen Ländern und/oder Kontakt mit einem wahrscheinlichen oder bestätigten humanen Affenpocken-Fall. Und es gibt labordiagnostische Kriterien: Das sind Nachweise über das Vorliegen einer Orthopoxvirus-Infektion (zum Beispiel Orthopoxvirus-spezifische positive PCR ohne Sequenzierung) oder Nachweise von Affenpockenvirus-spezifischen Nukleinsäuren in einer klinischen Probe mittels PCR3 oder Sequenzierung.

Unterschieden wird auch zwischen Verdachts-, wahrscheinlichen und bestätigten Fällen. Verdachtsfälle sind demnach Menschen, die mindestens eines der epidemiologischen Kriterien erfüllen, Fieber oder einen Ausschlag unbekannter Ursache aufweisen und zwei oder mehr unspezifische Symptome zeigen, die innerhalb von 21 Tagen nach dem letzten Kontakt auftreten.

Wahrscheinliche Fälle sind Patienten mit Ausschlag unbekannter Ursache, einem oder mehreren weiteren Affenpockensymptomen und einem der folgenden weiteren Punkte: Dazu gehören ein positives Labortestergebnis auf eine Orthopoxvirus-Infektion, eine entsprechende Reisehistorie, eine epidemiologische Verbindung zu einem bestätigten oder wahrscheinlichen Fall oder multiple oder anonyme Sexualkontakte innerhalb der vergangenen 21 Tage.

Wahrscheinliche Fälle sind auch Menschen mit entsprechendem Ausschlag. Bestätigte Fälle sind schließlich solche, die in einem Labor entweder durch einen Affenpocken-PCR-Test oder durch einen Orthopoxvirus-spezifischen PCR-Test und Bestätigung durch Nukleotidsequenzbestimmung festgestellt wurden.

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