Warum es nicht egal ist, wann ein Medikament eingenommen wird
Der Arzt stellt das richtige Rezept aus, doch das Arzneimittel hilft nicht. Ein deutscher Experte, tätig in Übersee, erklärt, woran das liegen könnte.
"Das Timing ist extrem wichtig", sagt Tobias Eckle, Anästhesiologe an der Universität von Colorado. Denn die spezifischen Proteine, die ein Medikament modifizieren soll, reagieren im Laufe eines Zeitraums von 24 Stunden unterschiedlich auf das Präparat. Verantwortlich dafür sei der Tag-Nacht-Rhythmus, dem alle Lebewesen auf der Erde unterworfen sind.
Körper reagiert auf Tag-Nacht-Rhythmus
Alle menschlichen Körperfunktionen folgen dem täglichen Lauf von Tageslicht und Dunkelheit. Er beeinflusst Verhaltensweisen wie Bewegung oder Nahrungsaufnahme, und damit nicht zuletzt die Gesundheit erheblich. Demnach ist es auch nicht einerlei, wann der Körper eine Substanz aufnimmt. Je nachdem, ob das Präparat tagsüber oder nachts eingenommen wird, kann die Wirksamkeit schwanken oder gar völlig abnehmen. Zur falschen Zeit eingenommen kann es sogar unerwünschte Nebenwirkungen geben.
Mangel an Aufklärung, fehlende Forschung
"Wenn Ärzte Medikamente verschreiben, berücksichtigen sie selten den besten Zeitpunkt für die Einnahme", vermutet Eckle. Denn einerseits wüsste so mancher Mediziner nicht, dass einige Medikamente am besten zu einer bestimmten Tageszeit wirken. Andererseits seien die meisten Medikamente nicht auf mögliche unterschiedliche Wirkungen während eines 24-Stunden-Zyklus untersucht.
Die Forschung in diese Richtung müsse vorangetrieben werden. Denn: "In Anbetracht der Tatsache, dass die zehn umsatzstärksten Medikamente in den USA nur zwischen vier und 25 Prozent der Patienten helfen, glaube ich, dass die Berücksichtigung des Timings dazu beitragen könnte, Behandlungen wirksamer zu machen und mehr Menschen weltweit zu helfen", meint Eckle.
Beipackzettel beachten
In Österreich beraten - zusätzlich zur Ärzteschaft - Apotheken über die richtige Einnahme von Medikamenten. Auch im Beipackzettel finden sich wichtige Hinweise auf die optimale Anwendung. Der mündige Patient ist gefragt.
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