Medikamente. Kleine finanzielle Anreize erhöhen Einnahmedisziplin

Medikamente. Kleine finanzielle Anreize erhöhen Einnahmedisziplin
Zeigen Medikamente erst nach längerer Einnahme Wirkung, sinkt die Bereitschaft für konsequente Therapie. Zusatznutzen motiviert.

Die Gewährung von Rabatten auf Behandlungskosten dürfte bei chronisch kranken Patienten zu einer konsequenteren Medikamenteneinnahme führen - auch wenn es dabei nur um geringe Summen geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie eines Forscherteams um den Gesundheitsökonomen Marcel Bilger von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.

Bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes oder Asthma zeigen Medikamente oft nicht unmittelbare Erfolge. Sie müssen über einen langen Zeitraum eingenommen werden, um tatsächlich zu einer Besserung des Gesundheitszustands beizutragen - oder zumindest einer Verschlechterung vorzubeugen bzw. diese zu verzögern. Mangels sofortiger Wirkung neigen viele Patienten daher dazu, die Behandlung abzubrechen bzw. nicht konsequent genug durchzuführen.

Todesfälle wären vermeidbar

Gesundheitspolitisch führt dies zu zahlreichen vermeidbaren Todesfällen bzw. hohen Zusatzkosten. Neueste Studien gingen sogar davon aus, dass selbst in wohlhabenden Ländern 50 Prozent der chronischen Erkrankungen unbehandelt bleiben, heißt es in einer Aussendung der WU am Mittwoch. Zur Steigerung der Einnahmedisziplin setzte man bisher mit wenig Erfolg auf teure Maßnahmen wie günstigere Medikamente.

Für eine experimentelle Studie an 100 Glaukom-Patienten versuchte Bilger es mit Kollegen der Duke-NUS Medical School und des Singapore National Eye Center dagegen mit verhaltensabhängigen Anreizen. Das Glaukom (Grüner Star) ist ein Sammelbegriff für Augenkrankheiten, die eine irreversible Schädigung des Sehnervs verursachen. Mittels regelmäßiger medikamentöser Behandlung kann der Krankheitsverlauf aber zumindest verzögert werden.

Für Studie wurden Rabatte gewährt

In der Studie erhielt eine Teilnehmergruppe für die vorschriftsmäßige Einnahme der Medikamente Rabatte in der Höhe von 25 bis 50 Prozent der Behandlungskosten, während der Vergleichsgruppe keine solche Belohnung winkte. Nach sechs Monaten zeigte sich, dass die "Rabattgruppe" an immerhin 73 Prozent der Tage ihre Medikamente vollständig eingenommen hatte, das sind 12,2 Prozentpunkte mehr als in der Vergleichsgruppe ohne Rabatte. Im Schnitt beliefen sich die monatlich gewährten Rabatte dabei auf acht Singapur-Dollar (fünf Euro).

"Der schnelle Zusatznutzen, den die PatientInnen bei regelmäßiger Medikamenteneinnahmen erfahren, motiviert zur weiteren Therapie", so Bilger. "Dadurch bleiben Betroffene länger gesünder."

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