Der medizinische Fachbereich der Urologie beschäftigt sich allgemein mit allen harnproduzierenden und harnableitenden Organen, also mit Harnblase, den Harnleitern, Harnröhre, den männlichen Geschlechtsorganen und den Nieren: „Die Nieren teilen wir uns mit den Nephrologen, die sind sozusagen die Internisten der Niere und wir ihre Chirurgen“, erläutert Huber schmunzelnd. An sich ist die Blase ein Hohlorgan, das auf dem Beckenboden aufliegt. Was der Mensch trinkt, wird in den Nieren gefiltert und in das Nierenbecken abgegeben, gelangt dann durch die Harnleiter in die Harnblase. Je mehr sich dort an Flüssigkeit sammelt, umso weiter wird die Blase gedehnt. Im Durchschnitt fasst die Harnblase 300 bis 500 Milliliter.
Bewusst Loslassen
„Die Blase ist ein Organ, das vom vegetativen Nervensystem kontrolliert wird, das aber trotzdem willkürlich funktioniert“, erklärt Huber weiter: „Im Rückenmark haben wir einen Reflexbogen, der dafür sorgt, dass sich die Blase ab einer bestimmten Füllmenge zusammenzieht. Beim Harnlassen entspannt sich einerseits der Beckenboden und andererseits zieht sich der Blasenmuskel zusammen, wie ein Luftballon, dem die Luft ausgeht. Dann ist auch die Blase leer. Da muss man als Mensch nichts machen, einfach hinsetzen und entspannt sein.“ Denn gerade auf Frauen kommen durch falsche Toilettengänge Folgeschäden zu: „Wenn man sich nicht auf die Klobrille setzt, sondern darüber hockerlt, dann spannt man die Muskulatur an. Und wenn Frauen dauernd herumpressen, zerstören Sie sich den Beckenboden und zehn Jahre später ist dieser kaputt und man kämpft mit Inkontinenz.“
Aber Huber hat Tipps: „Hinsetzen – gerade als Frau – und nicht pressen, sondern warten, ein Buch lesen, schöne Musik hören, das Wasser laufen lassen – bis es wirklich von alleine rinnt. Entspanntes Urinieren ist ganz entscheidend!“ Auf Hubers Expertise im Bereich der Blasenentleerungsstörungen ist auch sein relativ atypisches Patientenspektrum zurückzuführen: 60 Prozent Männer, 10 Prozent Kinder und – sage und schreibe – 30 Prozent Frauen: „Denn das ist etwas, das im jüngeren Alter hauptsächlich Frauen betrifft.“
Neben der Vorsorge, Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs – der häufigsten Krebserkrankung bei Männern – fallen alle Probleme mit der Blase, Inkontinenz, eine überaktive Blase, Blasenentzündungen, Blasenkrebs und Hodenkrebs, der mit einer Heilungsrate von mehr als 90 Prozent sehr gut behandelbar ist, in das Fachgebiet des Urologen. Außerdem behandeln die Experten Nierensteine, Nierenkrebs, postmenopausale Inkontinenz und viele weitere Erkrankungen und Störungen, wie auch beispielsweise die Enuresis, das nächtliche Einnässen, oder Erektionsstörungen. „Wir sind auch die Experten in Sachen Vorhautverengung, die fälschlicherweise immer noch zu oft operiert wird. Man weiß heute aus Studien, dass bei 95 Prozent der jungen Burschen die Beschneidung völlig unnötig war.“ Huber rät in solchen Fällen dringend dazu, einen Kinderurologen als Experten hinzuzuziehen.
„Gerade junge Männer in der Adoleszenz zwischen 16 und 22 sollten einmal vom Urologen gesehen werden, um Krankheiten des Hodens rechtzeitig zu erkennen und eine später drohende Unfruchtbarkeit rechtzeitig behandeln zu können“, rät Huber. „Wir wären jedoch schon froh, wenn aktuell jeder Mann ab 45 zum Urologen gehen würde, so wie jede Frau jährlich zum Gynäkologen geht“.
Und alleine ein Gespräch hätte schon oft das Problem für den Patienten gelöst: „Es gibt Leute, die gehen am Tag 40-mal und nachts noch 10-mal auf die Toilette und hier ist natürlich eine Erkrankung die Ursache. Manchmal trinken sie aber auch einfach zu viel und hier reicht ein beruhigendes Gespräch und die Empfehlung einer Lifestyleänderung. Auch das ist typisch für unseren Alltag“, erklärt Huber.
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