Warum der Kinderwunsch bei der Endometriosebehandlung mitgedacht werden muss

Warum der Kinderwunsch bei der Endometriosebehandlung mitgedacht werden muss
Die chronische Unterleibserkrankung darf nicht isoliert betrachtet und behandelt werden. Ein Experte erklärt warum.

Endometriose ist eine tückische Krankheit. Bis zu zehn Jahre vergehen im Schnitt zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der korrekten Diagnose. Der Grund: die außerhalb der Gebärmutter versprengten und teils nur stecknadelkopfgroßen Schleimhautinseln sind ist in bildgebenden Verfahren nicht zu erkennen. "Zudem fehlt bei vielen Ärzten das Bewusstsein", erklärt Kazem Nouri, der Ärztliche Leiter an der TFP Kinderwunschklinik Wien. Die Symptome würden oft - auch von den Patientinnen selbst - missinterpretiert oder abgetan werden, die Schmerzen seien "normal". 

"Schmerz ist schwierig zu objektivieren", sagt der Experte, "die Schmerzschwelle ist bei jedem unterschiedlich hoch." Müsse man während der Periode mehr als zwei Schmerztabletten am Tag nehmen, dann sei das auf jeden Fall ein Warnsignal, das man ernst nehmen müsse. "Mir ist lieber, man geht einmal zu oft zum Arzt, als dass jemand zehn Jahre lang undiagnostiziert bleibt und unter starken Schmerzen leiden muss." 

Reduzierte Fruchtbarkeit

Zumal sich die Endometriose auch direkt auf die Fertilität der betroffenen Frau auswirken könne. Bei etwa der Hälfte der an Endometriose erkrankten Frauen ist die Fertilität zumindest reduziert und das Risiko für Fehlgeburten erhöht. Beispielsweise können Verklebungen in den Eileitern dazu führen, dass die Samenzelle die Eizelle nicht erreichen kann.

"Meistens ist ja auch nicht nur ein Faktor verantwortlich", sagt der Arzt. Auch die Spermienqualität des Partners ist entscheidend. Doch generell hätten seine Patientinnen einen langen Weg hinter sich, bevor sie in die Kinderwunschklinik kommen. "Die ersten Endometriosesymptome werden oft übergangen, die Frauen versuchen jahrelang auf natürlichem Weg schwanger zu werden, ohne Erfolg." 

Therapie

Mit einer individuell auf die Patientin und ihre Lebensumstände zugeschnittenen Therapie könne man die Paare aber bei ihrem Kinderwunsch unterstützen. Bei den einen sei die Insemination die beste Lösung, bei den anderen die In-Vitro-Fertilisation oder - bei entsprechender medizinischer Indikation - das Einfrieren der Eizellen für eine spätere Befruchtung. "Die beste Therapie kann nur im Einzelfall unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren entschieden werden", sagt der Experte. Dazu gehören zum Beispiel das Alter der Frau, die Dauer des Kinderwunsches sowie die Schmerzsymptomatik.

Viel zu oft werde Endometriose als Krankheit aber isoliert betrachtet und behandelt - ohne einen zukünftigen Kinderwunsch zu berücksichtigen und einzuplanen. Denn auch die Behandlung der Endometriose könne sich negativ auf die Fertilität auswirken - so könne etwa eine Operation die Eizellreserve angreifen. "Darum ist es so wichtig, dass die Krankheit früh erkannt wird, um nicht wertvolle Jahre zu verlieren. Auch für die Lebensqualität: Warum soll eine Frau jahrelang an einer Erkrankung leiden, die behandelbar ist?"

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