Wie groß ist das Risiko, dass das Virus auf den Menschen überspringt?
Es gibt Hinweise, dass das Virus zwischen den betroffenen Säugetieren direkt weitergegeben wurde. Das deutet auf ein gewisses Risiko für Menschen hin. Verbreitet ist die Linie 2.3.4.4b des Influenza-A-Virus (H5N1). Beim Menschen konnte bisher weltweit erst ein einziger Todesfall darauf zurückgeführt werden: Im Oktober starb eine 38-jährige Frau in China, die Kontakt zu infiziertem Hausgeflügel hatte. "Der aktuelle Stamm ist weniger gefährlich für den Menschen als jene, die bis 2016 zirkulierten", sagt Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. "Aufgrund der vielen verschiedenen infizierten Säugetierarten ist aber eine gewisse Besorgnis zurecht gegeben."
Anders als bis 2016, gebe es seither weltweit nur wenige nachgewiesene menschliche Infektionen. Laut der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC ist H5N1 zwar für Vögel hochansteckend, aber schlecht an den Menschen angepasst. "Alarm schlagen brauchen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, man muss das Virus aber im Auge behalten", so Nowotny.
Gab es in Österreich Fälle?
Laut AGES wurden Mitte Jänner Ausbrüche in Geflügelbetrieben in Tirol und Oberösterreich verzeichnet. Seit 30. Dezember 2022 wurde das Virus zudem bei mehreren tot aufgefundenen Wildvögeln in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark nachgewiesen. Eine Infektion eines Menschen wurde in Österreich bisher nicht bestätigt.
Wie wird das Virus übertragen?
Die Viren werden über Kot, Speichel und Tränenflüssigkeit der Tiere ausgeschieden. Bei starker Staubentwicklung kann das Virus auch über Staubteilchen übertragen werden sowie über eine Schmierinfektion nach Kontakt mit erkrankten Tieren, Kadavern oder kontaminierten Tierprodukten. "Sowohl bei den früheren als auch den jetzigen Virenstämmen sprechen wir nicht von einer Übertragung über Aerosole. Damit es zu einer menschlichen Infektion kommt, ist ein direkter, intensiver Kontakt mit infiziertem Geflügel notwendig", sagt Nowotny.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht dokumentiert. Kommt es zur Ansteckung, tritt innerhalb von fünf Tagen Fieber auf sowie Husten, Halsschmerzen und Atemnot. Später entwickelt sich meist eine Lungenentzündung, die zu Lungenversagen und zum Tod führen kann.
Woran erkennt man infizierte Tiere, etwa bei privater Geflügelhaltung?
Nowotny: "Die Tiere sind leicht erkennbar, da sie sehr krank sind. Sie atmen schwer, sind matt, haben Ödeme, Blutungen, Fieber und Durchfall. Ist dies der Fall sollte man sich ihnen nicht nähern, sondern den Amtstierarzt hinzuziehen." Dieser muss auch verständigt werden, sollte ein toter Wildwasser- oder Greifvogel gefunden werden.
Für Vögel ist das Virus hochgefährlich – in einem Geflügelbetrieb erkranken bei Infektion eines Tieres alle Hühner oder Puten, 90 Prozent versterben. Seit 10.01.2023 muss in Österreich daher in Gebieten mit erhöhtem Vogelgripperisiko Geflügel in geschlossenen, zumindest überdachten Stallungen gehalten werden, sofern es sich um 50 oder mehr Tiere handelt. Sind es weniger, sind die (Hobby-)Halter von der Stallpflicht ausgenommen, müssen die Tiere aber von Enten und Gänsen getrennt halten sowie vor Kontakt mit Wildvögeln schützen. Etwa durch Netze.
Besteht beim Verzehr von Hühnerfleisch oder Eiern Gefahr?
Eine Übertragung durch Lebensmittel ist laut AGES nicht möglich. "Bei einem Hendl im Supermarkt besteht keinerlei Gefahr, sich mit Vogelgrippe anzustecken. Ein erkranktes Geflügel oder dessen Eier kommen nicht in den Handel", betont Nowotny.
Wie kann man sich schützen? Gibt es eine Impfung?
Derzeit gibt es in der EU einen zugelassenen Impfstoff, der jedoch auf einem alten Virusstamm basiert. Einige Pharmakonzerne gaben bekannt, dass sie als Vorsichtsmaßnahme Probeimpfstoffe entwickeln oder gerade testen, die dem derzeitigen Virenstamm besser entsprechen und bei Bedarf produzieren könnten. Derzeit sei eine Impfung aber "in keiner Weise notwendig", meint Virologe Nowotny.
Auch das Grippemedikament Tamiflu, das eine Ausbreitung von Influenza-A-Viren im Körper verhindert, sei derzeit nicht notwendig.
Kommentare