Vitamin D: Studien belegen "Wunderwirkung" nicht
In den vergangenen Jahren ist Vitamin D aus Nahrungsergänzungsmitteln auch abseits ärztlicher Verschreibung immer populärer geworden. Postuliert wurden – neben einem anerkannt positiven Effekt auf den Knochenstoffwechsel bei bestimmten Personen – auch eine Stärkung der Immunabwehr und ein schützender Effekt vor Atherosklerose. Auch Letzteres ist laut Studien offenbar nicht der Fall.
Während der Covid-19-Pandemie war Vitamin D, ganz ähnlich anderer Mittel und "Mittelchen", auch zeitweise als Hilfe zur Vorbeugung gegen schwere Krankheitsverläufe angepriesen worden. Doch schon 2021 erklärten Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährungswissenschaft nach der Durchsicht Dutzender wissenschaftlicher Studien unter anderem: "Derzeit liegen keine Argumente vor, die eine Supplementation von Vitamin D bei Personen mit adäquatem Vitamin D-Status mit dem Ziel der Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion oder der Verringerung des Schweregrades einer Covid-19-Erkrankung begründen können."
Außerdem warnten die DGE-Experten, dass es eine andauernde Überdosierung mit Vitamin D-Präparaten auf jeden Fall vermieden werden sollte. Sie könne zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Nierensteinen, Nierenverkalkungen sowie Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen. Im Februar dieses Jahres stellte die Österreichische Gesellschaft für Knochen und Mineralstoffwechsel (ÖGKM) zu dem Vitamin D-Hype fest, dass eine Vitamin D-Gabe für alle gesunden Menschen, egal welchen Alters, nicht befürwortet werden könne.
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Kein Effekt für die Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Durchwegs negativ sind die klinischen Studien zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten für die Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgegangen. Das jüngste Beispiel wurde vor kurzem im angesehenen Britisch Medical Journal veröffentlicht. Briedie Thompson (Programm für öffentliche Gesundheit in Herston im australischen Bundesstaat Queensland) und ihre australischen Co-Autoren haben zwischen 2014 und 2020 eine große Placebo-kontrollierte Studie mit 21.316 Probanden im Alter zwischen 60 und 84 Jahren durchgeführt. Nach einer Zufallsauswahl bekamen 10.662 der Teilnehmer einmal im Monat 60.000 Internationale Einheiten Vitamin D3, 10.653 schluckten fünf Jahre lang einmal im Monat eine Placebo-Tablette.
Als primäres Forschungsziel war die Auswirkung der Vitamin D-Einnahme auf schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall und die Notwendigkeit einer Bypass-Operation oder einer Herzkatheter-Intervention) gewählt worden. Die Daten von 21.302 Personen konnten ausgewertet werden. Das Ergebnis: In der Gruppe mit Vitamin D-Einnahme zeigte sich eine Häufigkeit solcher akuter Erkrankungen von sechs Prozent. In der Placebo-Gruppe waren es 6,6 Prozent. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant, könnte also genauso Zufall gewesen sein.
Nur bei der Herzinfarkt-Häufigkeit allein zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied von 19 Prozent weniger Spitalsaufnahmen in der Vitamin D-Gruppe. Wissenschaftlich streng genommen, war das aber nicht das eigentliche Ziel der Untersuchung. Bei der Notwendigkeit einer Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung des Herzens wegen Verengungen der Koronargefäße (Bypass, Katheterintervention) und bei den Schlaganfällen gab es zwischen den beiden Gruppen keinen aussagekräftigen Unterschied.
Kein Effekt bei Herzerkrankungen
Laut dem Deutschen Ärzteblatt ist schon im Jahr 2019 im angesehenen Journal des amerikanischen Ärzteverbandes (JAMA) eine Metaanalyse mit den Studiendaten von mehr als 83.000 Probanden in Vitamin D-Untersuchungen publiziert worden, die keinen Effekt von Vitamin D auf die Häufigkeit von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Herz-Kreislauf-Todesfällen insgesamt ergab. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kamen US-Wissenschafter im Jahr 2019 in einer 25.871 Probanden umfassenden Untersuchung mit der täglichen Einnahme von Vitamin D oder Placebo mit einer Beobachtungszeit von sechs Jahren im New England Journal of Medicine. "Die Supplementierung mit Vitamin D brachte nicht das Resultat einer geringeren Häufigkeit von invasiven Krebserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Leiden als beim Placebo", schrieben die Autoren. Das Forschungsprojekt war von den staatlichen US-Gesundheitsinstituten (NIH) finanziert worden.
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