Virologin Puchhammer-Stöckl: "Eintrittstest" macht nur am selben Tag Sinn

Virologin Puchhammer-Stöckl: "Eintrittstest" macht nur am selben Tag Sinn
Die "Wissenschafterin des Jahres" nimmt im Ö1-Mittagsjournal Stellung, wie alt ein Corona-Test sein darf und warum es Impfskepsis gibt.

Nach zwei Wochen Lockdown sind die Neuinfektionen nach wie vor hoch - das sind für die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien im Ö1-Mittagsjournal am Samstag die Folgen der Weihnachtsfeiertage. Klare Aussagen, wie es weitergeht, könnten aus heutiger Sicht seriöserweise aber nicht gemacht werden. "Wo wir Ende Jänner stehen, ist heute schwer zu sagen. Wir müssen das weiter beobachten." Ob ein Lockdown-Ende wie von der Regierung geplant aus heutiger Sicht mit mehr als 2.000 Neuinfektionen pro Tag der richtige Fokus sei, sieht die Expertin sachlich. "Man muss sich sachlich an die Entwicklung herantasten. Die Zahlen werden täglich erhoben und berechnet."

Sind Eintrittstests sinnvoll?

Ob die zuletzt genannten "Eintrittstests" eine Möglichkeit sind, einem weiteren Lockdown zu entkommen, komme auf dessen Alter an, betonte sie. Um definitiv niemandem im Umfeld anzustecken (etwa im Theater) sieht Puchhammer-Stöckl einen Tag als Relation. Ein Test, der zwei oder drei Tage alt ist, ergebe keine Aussagekraft. "Da ist man zu weit drüber." Man könne beim Test erst am Beginn einer Infektion mit aufsteigender Viruslast sein, auch seien die eingesetzten Antigen-Tests unterschiedlich sensitiv. "Ich würde meinen, wenn der Test am selben Tag gemacht wird, ist man auf der sicheren Seite."

Dem Konzept von Massentests steht sie grundsätzlich positiv gegenüber. "Gezielte Massentests sind nie schlecht. Es niederschwellig anzubieten, ist die beste Lösung, glaube ich." An besonders exponierten Orten mit erhöhtem Risiko - etwa in Schlachthöfen - sollten gezielte Tests gemacht werden.

In diesem Zusammenhang sieht die Virologin auch Tests in Schulen, wie sie Bildungsminister Faßmann am Samstag ankündigte, als etwas, das "sicherlich Sinn" mache. Im Hinblick auf die neue britische Variante könne aber noch nicht völlig sicher gesagt werden, ob sie Kinder und Jugendliche wie in Großbritannien beobachtet stärker betrifft. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch Erwachsene verstärkt anstecken."

Generell seien Kinder und Jugendliche nach derzeitiger Studienlage nicht ansteckender als Erwachsene. "Aber möglicherweise sind sie gleich ansteckend." Mit der neuen Variante müsse man dies aber möglicherweise neu bewerten.

Impf-Skepsis

Mit Impfungen sollte man allerdings nicht warten, Impfdosen sollten nicht, wie zuletzt bekannt wurde, ungenützt gelagert werden. "Es geht um Tage und Menschenleben. Da macht ein einzelner Tag bereits einen Unterschied - überhaupt bei der älteren Bevölkerung, die besonders geschützt werden soll."

Warum viele Menschen so skeptisch auf Impfungen reagieren, erklärt Puchhammer-Stöckl mit viel Unwissen, wie Impfungen funktionieren. "Ich glaube, Aufklärung ist da ein wichtiger Punkt. Wenige haben eine Vorstellung dieser molekularbiologischen Vorgänge, wie eine Virus-Infektion versteht. Das lehren wir sonst den Studenten an den Universitäten."

Es sollte vermittelt werden, dass jede Impfung weniger Schaden anrichte als eine natürlich verlaufende Virus-Infektion. Schon bei einem normalen Magen-Darm-Virus vermehrten sich die natürlichen Viren enorm und möglichst stark. "Ein Impfstoff kann sich nicht wie ein natürliches Virus vermehren und schickt nur einzelne Proteine an die Oberfläche, um das Immunsystem sozusagen auf das SARS-CoV-Virus aufmerksam zu machen."

 

 

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