Umfrage: Ältere durch Corona sozial schwer belastet

Umfrage: Ältere durch Corona sozial schwer belastet
Medizinische Universität Graz analysierte, wie sehr Ältere von Corona-Maßnahmen betroffen waren.

Der Corona-Lockdown im März und die damit verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben in Österreich maßgeblich dazu beigetragen, die Anzahl an Covid-19-Erkrankungen gering zu halten. An der Medizinischen Universität Graz wurde im Rahmen einer aktuellen Studie analysiert, welche Auswirkungen diese Maßnahmen auf die ältere Bevölkerung haben. Dazu wurden in den ersten beiden Maiwochen österreichweit 557 Personen ab 60 Jahren vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) befragt.

Diese Daten wurden von Erwin Stolz und seinen KollegInnen am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Med Uni Graz ausgewertet. In der Umfrage wurde nicht nur die Gesundheitskompetenz im Umgang mit Corona erhoben, sondern auch das Vorliegen chronischer Vorerkrankungen und wie die gesetzten Präventionsmaßnahmen das soziale Leben beeinflusst haben.

Großes Risikobewusstsein vorhanden

Rund zwei Drittel der befragten Personen waren von einer Vorerkrankung betroffen, die für den Verlauf von Covid-19 ein Risiko hätte darstellen können.

„Insbesondere Bluthochdruck (42%), aber auch chronische Atemwegs- und Lungenerkrankungen (15%), Diabetes (15%), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (15%), Krebserkrankungen (8%) sowie ein geschwächtes Immunsystem (4%), wurden von den Befragten genannt“, fasst Erwin Stolz zusammen.

Zwei Drittel der Befragten schätzten die gesundheitliche Gefahr, die dem Virus ausgeht, als groß bis sehr groß ein.

Über Achtzig Prozent fühlten sich gut informiert, wo man im Falle des Verdachts einer Ansteckung Hilfe erhält und gaben an, dass es Ihnen (sehr) leicht fiel, sich an die empfohlenen Verhaltensregeln zu halten, wie regelmäßiges Händewaschen, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Einhaltung des Mindestabstandes. „Dies scheint auf ein gutes Gesundheitsbewusstsein unter der älteren Bevölkerung hinzudeuten“, interpretiert Erwin Stolz die Zahlen.

Auffallend war jedoch, dass die Hälfte der Befragten angab, Schwierigkeiten damit zu haben, die Glaubwürdigkeit der Medienberichterstattung rund um Corona zu beurteilen.

Auswirkungen auf soziales Leben als große Belastung

Wenig überraschend gab eine große Mehrheit der im Mai befragten Personen an, von den Maßnahmen zur Eindämmung von Corona im sozialen Leben betroffen zu sein. So fehlte den Befragten der Besuch von Restaurants (82%), sowie Sport- und Kulturveranstaltungen (75%).

Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die generelle Einschränkung der Bewegungsfreiheit (63%) sowie der Umstand, Kinder und Enkelkinder nicht sehen zu können (58%), als belastend empfunden wurde.

„Erste Ergebnisse hinsichtlich der Auswirkungen dieser im Rahmen der Pandemie getroffenen Maßnahmen deuten darauf hin, dass ältere Personen, die angaben stärker davon betroffen zu sein, gleichzeitig auch eine geringere Lebenszufriedenheit und mehr depressive Symptome zeigten sowie ängstlicher und einsamer waren“, fasst Erwin Stolz zusammen.

Langfristige Gesundheitsfolgen: Weitere Studie ist bereits in Planung

Mit Ausnahme von Ängstlichkeit, sind diese Zusammenhänge jeweils stärker ausgeprägt bei Personen, die an einer oder mehreren obig genannten chronischen Erkrankungen leiden. Personen mit chronischen Erkrankungen könnten daher eine besonders vulnerable Gruppe für eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit darstellen und von psychosozialer Betreuung im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie profitieren, deren Ende derzeit noch nicht abzusehen ist.

Um die längerfristigen Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit Älterer (mit und ohne chronische Erkrankungen) zu untersuchen, bedarf es aber wiederholter Erhebungen über einen längeren Zeitraum hinweg. „Eine solche Studie ist derzeit in Planung. Erfreulicherweise haben bereits über 90% der TeilnehmerInnen der ersten Erhebung zugestimmt, an der fortlaufenden Studie teilzunehmen“, blickt Erwin Stolz in die Zukunft.

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