Zwar haben in Hongkong rund 76 Prozent der Bevölkerung bereits zwei Impfdosen erhalten. Besorgniserregend sei laut Behörden jedoch die geringe Impfbereitschaft älterer Bürger.
So haben sich bisher weniger als 30 Prozent der über 80-Jährigen zweimal impfen lassen - oft aus Angst vor negativen Wirkungen.
Lockdown für Mitte März erwartet
Am Sonntag teilte die Krankenhausverwaltung Hongkongs mit, dass die Leichenhallen mittlerweile überfüllt seien.
Angesichts zehntausender Neuinfektionen täglich sowie überlasteter Krankenhäuser und Quarantäneeinrichtungen bezeichnen Experten die bisherige Strategie als gescheitert. Zum Vergleich: Neuseeland oder Australien hatten immer wieder betont, dass Zero Covid nur in Kombination mit einer hohen Durchimpfungsrate einhergehen dürfe.
Die USA rieten am Mittwoch von Reisen nach Hongkong ab, unter anderem wegen des Risikos, dass die Behörden Eltern und Kinder wegen einer Corona-Infektion trennen.
Es "stehen uns harte Wochen in Hongkong bevor", schrieb die deutsche Generalkonsulin in Hongkong, Stefanie Seedig, in einem Schreiben an ihre Landsleute. "Unklare Massentests, Quarantäneeinrichtungen, die an Lager erinnern, Maskenpflicht beim Joggen, die Ausreise von Freunden, abgesperrte Spielplätze" sorgten für Beunruhigung, die "sehr verständlich" sei.
Unklar ist, wie die Regierung mit positiv Getesteten verfahren will. Experten der Universität Hongkong haben berechnet, dass schätzungsweise 1,7 Millionen Hongkonger - etwa ein Viertel der Bevölkerung - sich in der aktuellen Welle bereits infiziert haben.
Containerstadt wird errichtet
Während die Stadtregierung weiterhin darauf beharrt, dass Infizierte sich nicht in ihren Wohnungen isolieren dürfen, warnen die Experten, dass selbst die neuen, improvisierten Quarantäneeinrichtungen nicht ausreichen dürften.
Trotz der hohen Fallzahlen und vielfach "milden" Verläufe sehen die Regeln vor, alle Infizierten im Krankenhaus oder speziellen Quarantäneeinrichtungen zu isolieren, was viele Hongkonger als unverhältnismäßig empfinden.
Für Mitte März wird ein Lockdown erwartet, wenn in der 7,5-Millionen-Einwohner-Metropole ein Massentest beginnen soll. Die Ankündigung hat Panik ausgelöst: Die Einwohner deckten sich in Supermärkten und Apotheken mit Vorräten ein. Tiefkühlkost, Nudeln, Paracetamol und Corona-Tests sind bereits knapp.
Impfungen schützen gut vor schwerer Erkrankung
Im Vergleich zu Delta verbreitet sich Omikron deutlich schneller – eine mit Omikron infizierte Person steckt im Schnitt acht oder mehr Menschen an. Bei Delta sind es durchschnittlich 6,5 Personen, bei der Ursprungsvariante aus Wuhan in China waren es 2,5 Personen.
In einer Stellungnahme der WHO zu Omikron heißt es: "Es ist wirklich nicht ratsam, bei Omikron einfach die Daumen zu drücken und auf das Beste zu hoffen, denn die Variante wird die noch Ungeimpften ausfindig machen. Die schiere Anzahl an Covid-19-Neuinfektionen führt bereits jetzt zu höheren Hospitalisierungsraten in Ländern, in denen sich Omikron zur dominanten Variante entwickelt hat, wobei die meisten Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern ungeimpft sind."
Das Immunsystem braucht insgesamt drei Kontakte zum Spike-Protein als viralem Antigen, damit sich neutralisierende Antikörper in ausreichender Menge und in hoher Qualität bilden. Mehrere Konstellationen sind laut internationalen Studien möglich: nach Dreifach-Impfung (Grundimmunisierung und Booster) oder nach einer Infektion und zwei Impfungen ist man vor einem schweren Verlauf gut geschützt.
Und weiters: "Omikron ist keinesfalls mit einer gewöhnlichen Erkältung zu vergleichen, da die Wahrscheinlichkeit, ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen, bei einer Infektion mit Omikron deutlich höher ist als bei einer Erkältung."
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