Coronavirus-Therapie: Österreicher startet Studie in China

Coronavirus-Therapie: Österreicher startet Studie in China
Ein Medikament, das die von Josef Penninger gegründete Wiener Firma Apeiron gegen SARS entwickelt hat, könnte auch ein Ansatz gegen das neue Coronavirus sein.

Eine Forschergruppe um Josef Penninger, Gründer der österreichischen Biotech Firma Apeiron, hat einen vielversprechenden Wirkstoff entwickelt, der gegen das neue Coronavirus wirken könnte. Eine Studie mit 24 schwerkranken Patienten soll in den kommenden Tagen in China in Guangzhou nordwestlich von Hongkong starten.

Möglich ist dieser rasche Start, weil Penninger bereits 2005 herausgefunden hat, wie das SARS-Coronavirus die Infizierten krank macht: Die Forschergruppe entdeckte damals, dass das SARS-Virus an der Oberfläche von Zellen an einem speziellen Enzym (ACE 2) andockt - und sich so in den Körperzellen vermehren kann. Durchgeführt wird die klinische Pilotstudie von der kleinen Wiener Biotechfirma Apeiron Biologics, die von Penninger gegründet wurde.

"Wir konnten bereits zeigen, dass dieses Enzym jenes Molekül ist, an welches auch das neue Coronavirus bindet - sogar noch besser, als das SARS-Virus", sagt Penninger zum KURIER. "Jeden Tag kommen neue Daten, die das bestätigen." Und die Forscher fanden heraus: Bei einer Infektion mit dem SARS-Virus dockt dieses nicht nur an dem Enzym an, es blockiert es auch und es kann seine Funktion in der Zelle nicht mehr ausüben. Es hat allerdings eine Schutzfunktion - wird das Enzym blockiert, kann das zum tödlichen Lungenversagen führen.

Nach der SARS-Epidemie 2002/2003 ist es Penningers Team bereits gelungen, diesen Rezeptor gentechnisch herzustellen. "Wir haben damals auch bereits Studien am Menschen durchgeführt, um die Sicherheit und Verträglichkeit zu testen - und unser Enzym hat sich dabei als unbedenklich und gut verträglich erwiesen. Wir haben also schon Daten am Menschen - das ist jetzt unser großer Vorteil."

"Wie ein Schwamm"

Die Hoffnung der Forscher: Wenn sie einem kranken Menschen dieses Enzym injizieren, bindet sich das neue Coronavirus daran - und nicht an die "originale" Variante auf den Körperzellen: "Es wäre dann wie ein Schwamm, der das Virus aufnimmt und es davon abhält, an den Körperzellen anzudocken und in die Zellen hineinzugehen."

Vor zwei Tagen ist das Medikament in China gelandet: "Wir warten darauf, dass es jetzt dem ersten Patienten injiziert werden kann", sagt Penninger.

"Für uns war es natürlich ein Zufall, dass ein Medikament, an dem wir viele Jahre nach der SARS-Krise gearbeitet haben, jetzt auf ein neues Virus trifft, das denselben Mechanismus bei der Krankheitsentstehung zeigt."

Sollte die erste kleine Studie erfolgreich sein - "wir hoffen auf Daten in drei bis fünf Wochen" - ist an eine weiterführende größere Studie mit mehr Patienten gedacht. "Dann würden wir auch nach Wuhan gehen und dort Patienten in die Studie einschließen."

Die Studie wird übrigens nach höchsten wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt: Es wird eine Kontrollgruppe geben, die nach höchsten Standards medizinisch versorgt wird, aber eben ohne das neue Medikament. Damit können die Forscher Unterschiede eindeutig feststellen.

"Sind sehr stolz darauf"

"Um dieser internationalen Krise und schrecklichen Krankheit zu begegnen, konnten wir kurzfristig ein weltweites Team von Experten und Wissenschaftlern zusammenstellen. Unser Medikamentenkandidat APN01 hat sich in früheren klinischen Phase I- und Phase II-Studien bei Patienten als sicher und gut verträglich erwiesen. Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass wir jetzt in China mit der Behandlung infizierter Patienten beginnen können",  sagte Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender der APEIRON Biologics AG, in einer Aussendung der Firma.

"Bisher keine spezifische Therapie"

Wie wichtig ein Erfolg solcher Studien wäre, zeigt der Umstand, dass es "bisher keine spezifische antivirale Therapie gegen das Virus gibt", schreibt die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl in der Virusepidemiologischen Information. Bisher war eine Therapie gegen Coronaviren kein Thema von großer Bedeutung, da die schon lange zirkulierenden Coronaviren beim Menschen nur milde Symptome eines grippalen Infekts verursachen. "SARS wurde ausgerottet und Infektionen mit dem MERS-Coronavirus kommen nur selten vor."

Derzeit werden international vor allem bereits für die Therapie gegen andere Viren zugelassene Medikamente untersucht. Bei der Substanz von Josef Penninger handelt es aber um eine komplett neue Substanz.

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