Studierende in Österreich: Lebensqualität steigt, mentale Gesundheit bleibt schlecht

Die Zahl der Akutvorstellungen von Jugendlichen nach Suizidversuchen hat sich seit der Pandemie an den heimischen Kliniken verdreifacht.
Weibliche Studierende leiden stärker unter Belastungen als ihre männlichen Kommilitonen. Überforderung, Arbeitsaufwand und Teuerung sind laut einer neuen Studie zentrale Probleme.

Die Corona-Semester sind überstanden, trotzdem geht es der Hälfte der Studierenden in Österreich mental nicht gut bis schlecht. Globale Ereignisse, steigende Kosten und die Belastung durch das Studium setzen den jungen Menschen zu. Insbesondere weibliche Studierende leiden signifikant stärker unter mentalen und körperlichen Belastungen als ihre männlichen Kommilitonen. 

Allerdings: Die Lebensqualität der Studierenden hat sich im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt verbessert. Das zeigt das Mental-Health-Barometer der Plattformen Studo und Instahelp

Aktuelles Weltgeschehen belastet

Überforderung und Arbeitsaufwand im Studium, die Teuerung und damit die eigene finanzielle Situation, psychische Probleme und Prüfungen sind auch in diesem Jahr die häufigsten Belastungsfaktoren. 

Die diesjährige Studie, für die 7.936 Studierende aus Österreich und Deutschland befragt wurden, hebt aber vor allem auch die Auswirkungen der aktuellen Weltgeschehnisse hervor: Mehr als die Hälfte der Studierenden (55 Prozent) fühlt sich durch die globalen Ereignisse in ihrer mentalen Gesundheit beeinträchtigt, mehr als zwei Drittel (68 Prozent) in ihrer finanziellen Situation.

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Studierende in Österreich: Lebensqualität steigt, mentale Gesundheit bleibt schlecht

Die Lebensqualität der Studierenden hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verbessert

Neuer Höchstwert der Lebensqualität

Zuversichtlich stimmen zumindest die Ergebnisse zur wahrgenommenen Lebensqualität der Studierenden. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren zeigt sich ein Aufwärtstrend: 71 Prozent berichten von einer guten, sehr guten oder ausgezeichneten Lebensqualität. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es nur 18 Prozent (Pandemiejahr) und im Jahr 2022 69 Prozent.

Obwohl die Studierenden die Gleichwertigkeit von körperlicher und psychischer Gesundheit anerkennen, investieren mehr als zwei Drittel nur eine Stunde oder weniger pro Woche in die bewusste Pflege ihrer mentalen Gesundheit. Hingegen investiert die Hälfte der Studierenden im Schnitt zwei bis fünf Stunden in ihre körperliche und ihre soziale Gesundheit.

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Hinzu kommt, dass das Thema mentale Gesundheit nach wie vor als gesellschaftliches Tabu gilt. Zwar geben im Vergleich zu den Vorjahren prozentual weniger Studierende an, dass es eine Stigmatisierung im Zusammenhang mit psychischen Belastungen gibt. Dennoch haben immer noch fast zwei Drittel der Befragten das Gefühl, nicht offen über ihre psychische Gesundheit sprechen zu können.

Studo ist ein Educational-Technology-Unternehmen, das seit 2016 ein Organisations-App für Studierende anbietet. Instahelp ist eine Plattform für psychologische Online-Beratung. 

Zu wenig psychologische Unterstützung

Trotz des deutlichen Bedarfs (86 Prozent) an psychologischer Unterstützung zeigt die Realität eine Diskrepanz: Nur 44 Prozent halten es für wahrscheinlich, tatsächlich Hilfe in Anspruch zu nehmen. Würden die Kosten keine Rolle spielen, sähe das deutlich anders aus: Dann würden die Studierenden am ehesten psychologische Beratung oder Therapie vor Ort, psychologische Studierendenberatung oder psychologische Online-Beratung nutzen.

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Aktuell besteht die Hilfe bei mentalen Herausforderungen aus Selbstrecherche (50 Prozent) oder Selbsthilfe (30 Prozent). Fast ein Drittel der Befragten gibt an, bisher noch gar keine Unterstützungsangebote genutzt zu haben.

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