Dauerpräsenz
Nun reiht sich die Social-Media-Nutzung Heranwachsender in diese Liste ein. „Jugendliche“, erklärt Murthy, „sind nicht einfach kleine Erwachsene. Sie sind in einer anderen Entwicklungsstufe und einer kritischen Phase ihrer zerebralen Entwicklung“.
Dass es der Jugend, besonders auch seit der Pandemie, psychisch zunehmend schlechter geht, zeigen zahlreiche Studien. Obwohl es noch zusätzliche Forschung braucht, um vollends zu verstehen, inwiefern die sozialen Medien an dieser Entwicklung beteiligt sind, schreibt Murthy, gebe bereits der aktuelle Forschungsstand Anlass zur Sorge: Studien zufolge könne die Nutzung sozialer Medien wie Instagram oder Tiktok speziell bei heranwachsenden Mädchen Probleme mit dem Körperbild verursachen, das Essverhalten beeinträchtigen, zu sozialen Vergleichen und einem geringen Selbstwertgefühl führen.
Zudem hätten Jugendliche, die mehr als drei Stunden am Tag in sozialen Medien verbringen, ein doppelt so hohes Risiko, negative psychische Folgen wie Depressionen und Angstzustände zu erleiden. Und das sind einige: Einer Umfrage nach sind 95 Prozent der amerikanischen Jugendlichen auf mindestens einer Plattform aktiv, davon mehr als ein Drittel quasi ununterbrochen.
Österreich
Auch österreichische Teenager verbringen online viel Zeit, wie die „Health Behaviour in School-aged Children Study“ (HBSC-Studie) 2022 zeigt: Nur sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler zwischen 11 und 17 Jahren sind hierzulande weniger als eine Stunde pro Tag mit ihrem Handy beschäftigt, 23 Prozent ein bis zwei Stunden, 33 Prozent drei bis vier Stunden und 38 Prozent mehr als fünf Stunden pro Tag. Ab der 7. Schulstufe steigt die durchschnittliche Zeit, die am Handy verbracht wird, rapide an und ist ab dann bei Mädchen immer etwas höher als bei Burschen.
Suchtverhalten
Knapp neun Prozent der befragten Jugendlichen in Österreich liegen mit der Social-Media-Nutzung auf der Social-Media-Disorder-Skala im problematischen Bereich .
Die Forschung, sagt Murthy, habe ergeben, dass durch die permanente Präsenz in den sozialen Medien das Belohnungszentrum des Gehirns überstimuliert werde und dies einen Suchteffekt erzeuge. Die exzessive Social-Media-Nutzung würde auch Schlaf-, Aufmerksamkeitsprobleme und das Gefühl der Ausgrenzung unter Jugendlichen begünstigen. Unangemessene und schädliche Inhalte seien für Kinder viel zu leicht und allgemein zugänglich. Daher formulierten die Experten der Gesundheitsbehörde auch für Eltern Ratschläge für einen konstruktiven Umgang mit der Situation:
Die Warnung der amerikanischen Gesundheitsbehörde lässt aber auch Platz für den positiven Effekt des Internets: Die meisten Jugendlichen gaben an, dass soziale Medien ihnen helfen, sich in schwierigen Zeiten akzeptierter, unterstützter, besser mit ihren Freunden verbunden und kreativer zu fühlen.
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