Social Egg Freezing: "Es wird ein Alterslimit geben müssen"

Bei der Kryokonservierung werden Eizellen und Samenzellen in flüssigem Stickstoff auf bis zu minus 196 Grad heruntergekühlt.
Das ausnahmslose Verbot des Einfrierens von Eizellen ohne medizinischen Grund ist laut dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) verfassungswidrig - und wird am 1. April 2027 aufgehoben - der KURIER berichtete. „Wir haben diese Entscheidung erhofft, um nicht zu sagen erwartet“, sagt Andreas Obruca, Präsident der Österreichischen IVF-Gesellschaft (IVF: In-vitro-Fertilisation) und ärztlicher Leiter des Kinderwunschzentrums an der Wien.
„Das Verbot des Einfrierens von Eizellen ohne medizinischen Grund entspricht nicht der Europäischen Menschenrechtskonvention“. Die Entscheidung sei für die Selbstbestimmung der Frauen sehr wichtig.
Mediziner: Rahmenbedingungen notwendig
„Es war nicht nachvollziehbar, dass eine Frau ihre Eizelle für eine Spende an eine andere Frau abgeben darf, aber nicht für sich selbst konservieren darf.“
Bis das Verbot am 1. 4. 2027 tatsächlich aufgehoben wird, werde es notwendig sein, Rahmenbedingungen auszuarbeiten. „Es wird ein Alterslimit geben müssen, bis zu dem die eigenen Eizellen eingesetzt werden dürfen.“ Bei dem derzeit erlaubten „Medical Freezing“ – etwa vor einer Chemo- oder Strahlentherapie – gebe es kein solches Alterslimit: „Eine Frau könnte sich ihre mit 20 Jahren entnommenen Eizellen auch noch im Alter von 60 Jahren einsetzen lassen. Dass das nicht sinnvoll ist, da sind sich alle einig.“
Für ihn wäre der 50. Geburtstag als Alterslimit denkbar: „Das ist die Obergrenze an Jahren, bis zu der es immer wieder zu spontanen Schwangerschaften kommt.“ Letztlich werde dieses Limit im Konsens mit Ethikern festzulegen sein.
Aber auch für die Beratung und Aufklärung werden Regelungen notwendig sein. „Um mit hoher Wahrscheinlichkeit mit davor eingefrorenen Eizellen eine Schwangerschaft zu erzielen, sollten diese am besten bis zum 30. Lebensjahr entnommen werden. Bis zum 35. Lebensjahr ist es gerade noch sinnvoll, wenngleich da die Erfolgsrate schon zurückgeht“, so Obruca zum KURIER.
„Werden die Eizellen noch später entnommen und eingefroren, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft noch stärker ab. Und je älter eine Frau ist, umso mehr Eizellen muss man entnehmen, um die Wahrscheinlichkeit für einen gesunden Embryo zu erhöhen. Gleichzeitig reifen aber weniger Eizellen heran – das geht irgendwann nicht mehr zusammen.“
Derzeit aber gebe es viele Anfragen für Social Egg Freezing von Frauen Ende 30/Anfang 40, die „quasi im letzten Moment ihre Fruchtbarkeit retten wollen: Da muss man dann ehrlicherweise schon die Frage stellen, ob das noch eine Chance auf Erfolg hat. Aber viele Frauen wissen das nicht – deshalb wird eine umfassende Aufklärung sehr wichtig sein.“
Auch Michael Feichtinger, Leiter des Wunschbaby Instituts Feichtinger, begrüßt die Entscheidung: "Die Möglichkeit, Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen einfrieren zu lassen, ist für viele Frauen ein wichtiger Baustein selbstbestimmter Lebensplanung. Wir sehen seit Jahren ein großes Interesse", wird er in einer Aussendung zitiert.
Durch die Entnahme von Eizellen in einem frühen Lebensalter, die schockgefrostet (vitrifziert) und für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden, lassen sich biologische und berufliche Zeitpläne besser miteinander vereinbaren, so der Reproduktionsmediziner. International werde dieses Verfahren seit Jahren erfolgreich angewandt, in Österreich aber sei es bisher stark eingeschränkt gewesen.
„Mit Social Egg Freezing wird Frauen nun auch in Österreich ermöglicht, ihren Kinderwunsch selbstbestimmt zu planen – damit wird die vollkommene Entscheidungsfreiheit bei der Fortpflanzung endlich Realität“, sagt auch Reproduktionsmediziner Rudolf Rathmanner, Gründer der "Tiny Feet Kinderwunschkliniken" an vier Standorten in Niederösterreich.
"Idealerweise werden die Eizellen bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr entommen." Mit steigendem Alter minimiert sich die Eizellreserve und auch die Qualität der Eizellen nimmt ab. "Mit Social Freezing kann dem Ticken der biologischen Uhr entgegengewirkt werden", heißt es in einer Aussendung.
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