Seltene OP: Ärzte nähen krebskrankem Mädchen Bein verkehrt an

Seltene OP: Ärzte nähen krebskrankem Mädchen Bein verkehrt an
Bei einer seltenen medizinischen Behandlungsmethode wurde einem Mädchen in Großbritannien der Unterschenkel verkehrt angenäht.

Vergangenes Jahr wurde bei Amelia Eldred aus Tamworth in der englischen Grafschaft Staffordshire Knochenkrebs diagnostiziert. Ein zehn Zentimeter großer Tumor hatte sich in ihrem linken Bein gebildet und den Knochen angegriffen. Mehrere Monate lang wurde das Kind mittels Chemotherapie behandelt - erfolglos. Die Ärzte mussten schließlich den Unterschenkel und einen Teil des Oberschenkels im Jänner dieses Jahres abnehmen, berichtet die BBC.

In einer seltenen, komplexen und ungewöhnlichen Folgeoperation wurde dem Mädchen der Unterschenkel verkehrt an den verbleibenden Teil des Oberschenkels angenäht. Und zwar nicht fälschlicherweise, sondern mit Absicht.

Sprunggelenk wird zu Knie

Der Unterschenkel mit Fuß wurde um 180 Grad verdreht am Oberschenkel fixiert. Das Sprunggelenk wurde auf Höhe des vorhandenen Kniegelenks gesetzt, sodass es nun die Aufgabe des erkrankten Knies übernimmt. Damit kann später eine Beinprothese für Amelia angefertigt werden, die sie dann bewegen kann – das ermöglicht der Siebenjährigen wiederum, ihrem liebsten Hobby nachzugehen: dem Tanzen. Durchgeführt wurde die OP im Royal Orthopaedic Hospital in Birmingham.

"Es fühlt sich nicht so anders an"

"Es fühlt sich nicht so anders an", sagt Amelia der BBC im Interview. "Aber es ist anders, wenn ich mich bewege, weil es anders herum ist – wenn ich es nach oben oder nach unten oder von der einen auf die andere Seite bewege, mache ich es in die andere Richtung, weil es falsch herum ist."

Umkehrplastik: Was ist das?

Verfahren wie jenes, das bei Amelia zum Einsatz kam, werden als Umkehrplastik bezeichnet. Darunter versteht man eine Alternative zur Vollamputation, bei der ein Körperteil eine Aufgabe übernimmt, für die es eigentlich nicht vorgesehen ist. Die Operationstechnik wurde in den 1920er-Jahren durch den Arzt Joseph Borggreve als Behandlungsoption nach Unfällen entwickelt und später nach ihm benannt.

Die Eingriffe hat Amelia jedenfalls gut überstanden. Überrascht sind die Ärzte davon, wie gut ihr Körper das Bein angenommen hat. In einigen Monaten kann eine Prothese für sie angefertigt werden. Via Crowdfunding wird derzeit Geld für das Kind gesammelt, um ihm zusätzlich teure Karbonfederfüße zur Verfügung stellen zu können.

Kommentare