Schweiz: Auf der Intensivstation liegen überwiegend Migranten

Schweiz: Auf der Intensivstation liegen überwiegend Migranten
Vor allem Patientinnen und Patienten aus dem Kosovo und Nordmazedonien müssen behandelt werden. Jetzt darf nur noch einreisen, wer geimpft ist.

Auch in der Schweiz sind die Intensivstationen ausgelastet. In jedem dritten Bett liegt dort eine Patientin oder ein Patient mit Covid-19, so auch im Kanton Zürich, darüber berichtet jetzt die Neue Züricher Zeitung (NZZ).

Ein guter Teil dieser Infizierten weist laut Untersuchungen einen Migrationshintergrund auf oder hat sich im Ausland angesteckt. Vor allem in Ländern in Südosteuropa, nämlich Kosovo und Nordmazedonien. Genaue Zahlen dazu gibt es allerdings nur spärlich, lediglich Annäherungswerte – und eine hohe Dunkelziffer.

Auch in Zürich hat die kantonale Gesundheitsdirektion die Zahlen der letzten Wochen untersucht und dabei zwei große, ganz unterschiedliche Einreisewellen ausgemacht.

Beginn der Ferien

Anfang Juli, also noch vor Beginn der Zürcher Schulsommerferien, waren rund ein Viertel der positiv Getesteten Reiserückkehrer. Von einer Balkan-Welle unter den Einreisenden war damals noch nichts zu sehen.

Laut den Gesundheitsbehörden handelte es sich vor allem um Rückkehrer, die es an Partydestinationen gezogen hatte: Mallorca und Ibiza, Barcelona und Madrid in Spanien, die griechischen Inseln und dort speziell Mykonos sowie Zypern mit dem Ferienort Ayia Napa.

Verdopplung

Anfang August registrierten die Behörden eine Verdoppelung der wöchentlichen Fallzahlen. 1.200 positive Fälle gab es in der ersten Augustwoche. Der Anteil der Reiserückkehrer war inzwischen auf gut ein Drittel gestiegen, an einzelnen Tagen sogar auf rund die Hälfte.

"Weiterhin waren es mehrheitlich Rückkehrende aus den sogenannten Partydestinationen. Darum war das Durchschnittsalter der positiv Getesteten relativ niedrig bei 29 Jahren", schreibt die NZZ-Gesundheitsdirektion.

Familien mit Kindern betroffen

Bis Mitte August, also kurz vor dem Ende der Zürcher Sommerferien, verdoppelten sich die positiven Corona-Fälle nochmals fast, auf rund 2.300. Der Anteil der Reiserückkehrer war mittlerweile auf die Hälfte aller Fälle angestiegen. Davon kam wiederum die Hälfte aus Partydestinationen, die andere Hälfte aus Südosteuropa, namentlich Kosovo. Das Durchschnittsalter stieg leicht an, auf 31 Jahre.

In der Woche ab dem 30. August waren es dann 3.350 neue Fälle. Der Anteil der Ferienrückkehrer verringerte sich auf 30 Prozent, wobei es sich mehrheitlich um Personen aus Kosovo und Nordmazedonien handelte. Das Durchschnittsalter der positiv Getesteten sank auf 28 Jahre, weil viele Familien mit Kindern betroffen waren.

Auch auf Intensivstationen

Dass es sich bei den neu mit Corona infizierten Personen mehrheitlich um Rückkehrende aus Südosteuropa handelte, zeigte sich auch auf den Intensivstationen. Per Ende August hatten laut Kanton etwa 70 bis 80 Prozent der Intensivpatienten einen Migrationshintergrund – eine genauere Angabe ist schwierig. "Der Migrationshintergrund ist ein vages Konstrukt und kann nicht so sauber wie die Nationalität erhoben werden", wird Patrick Borer, Sprecher der Zürcher Gesundheitsdirektion, in der NZZ zitiert.

Per 7. September waren knapp die Hälfte der wegen Corona Hospitalisierten Schweizer, 20 Prozent hatten einen Pass eines südosteuropäischen Landes. Auf der Intensivstation waren die Zahlen praktisch identisch. Genauere Aufschlüsselungen zu den ausländischen Patienten liefert die NZZ aus Datenschutzgründen nicht.

Die Schweiz hat auf die hohen Fallzahlen in Teilen Südosteuropas mittlerweile reagiert und per 13. September die Einreisebedingungen für Besucher aus Kosovo und Nordmazedonien verschärft: Sie dürfen nur noch in die Schweiz kommen, wenn sie neben einem Visum auch einen Impfnachweis vorlegen können. Keine Einschränkungen gibt es für Inhaber eines Schweizer Passes.

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