Affenpocken: Drei Fälle in Deutschland, einer in Schweiz nachgewiesen

Affenpocken: Drei Fälle in Deutschland, einer in Schweiz nachgewiesen
Die Einstufung in Schweden ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen. In Berlin gibt es nun drei bestätigte Fälle.

Nach dem ersten bestätigten Fall einer Affenpocken-Infektion in Schweden hat die Regierung des Landes die seltene Viruserkrankung als für die Allgemeinheit gefährlich eingestuft. "Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern", erklärte Sozialministerin Lena Hallengren.

"Wichtig ist auch, dass die Informationen Risikogruppen erreichen und dass die Gesundheitsdienste darauf vorbereitet sind, Verdachtsfälle zu behandeln und zu verfolgen." In Schweden war am Donnerstag der erste Fall von Affenpocken im Großraum Stockholm registriert worden. Am Freitag wurde erstmals eine Infektion in Deutschland nachgewiesen.

Fälle nach Fetisch-Festival

Unterdessen ist man dem Ursprung der Affenpocken-Infektionen in Belgien auf der Spur: Diese hängen offenbar mit einem großen Fetisch-Festival in Antwerpen zusammen. Die Organisatoren des Anfang Mai abgehaltenen Darklands Festival erklärten am Freitag, dass die Behörden die Ansteckungen mit dem Festival in Verbindung gebracht hätten. Belgien hat bisher drei Affenpocken-Fälle offiziell bestätigt. In Spanien musste eine Schwulen-Sauna wegen eines mutmaßlichen Zusammenhangs mit einem Affenpocken-Ausbruch vorübergehend schließen.

Die belgischen Festival-Organisatoren erklärten auf ihrer Website, es gebe "die berechtigte Annahme", dass das Virus vermutlich von Besuchern aus dem Ausland übertragen worden sei. Die Festival-Leitung sei von der belgischen Regierung gebeten worden, die Festival-Gäste zu informieren.

KURIER: Was ist Ihr Wissensstand zur aktuellen Infektionslage mit Affenpocken?

Christoph Steininger: Derzeit gibt es Berichte einer angeblichen Häufung von Infektionen mit Affenpocken in Portugal. 14 junge Männer sollen sich in Lissabon, der Hauptstadt Portugals bei einer Gay-Parade angesteckt haben. Keiner dieser Betroffenen war zuvor in Afrika gewesen. Nach meinen Informationen gab es vor einigen Jahren auch einige Fälle bei Züchtern von Nagetieren an der Ostküste der USA. Als eine klassische Region, wo Menschen mit Affenpocken-Viren in Kontakt kommen, ist mir Madagaskar bekannt.

Sollten wir angesichts der Fälle in Europa schon besorgt sein?

In Österreich müssen wir uns keine Sorgen wegen der Affenpocken machen. Diese werden von Tieren auf den Menschen übertragen. Nur sehr selten kommt es zu einer Übertragung von Mensch zu Mensch. Man muss einfach abwarten wie sich die Situation entwickelt. Im Fall des Falles muss man sich etwas einfallen lassen.

Die Übertragung passiert vor allem über Aerosole. Britische Experten sprechen aber schon Warnungen an homosexuelle und bisexuelle Männer aus. Ist das sinnvoll?

Man muss sich die Situation erst anschauen. Bemerkenswert ist, dass so viele Fälle in so kurzer Zeit aufgetreten sind. Aber eigentlich wird das Virus nicht zwischen Menschen übertragen. Es handelt sich hier nicht um eine Corona-Pandemie 2.0.

Wenn man an Affenpocken erkrankt: Wie sieht die Behandlung aus?

Es stellt sich die Frage, ob die üblichen antiviralen Medikamente wirksam sind. Grundsätzlich stehen mehrere wirksame Medikamente zur Verfügung, die hauptsächlich den Körper dabei unterstützen, sich selbst von dem Virus zu befreien.

Da über 50-Jährige bei uns noch Pocken geimpft wurden, ist die vulnerable Gruppe der Älteren ausreichend geschützt?

Laut Informationen der WHO haben Menschen, die den Pockenimpfstoff bekommen haben, ein geringeres Risiko sich mit Affenpocken zu infizieren.

Sauna geschlossen

In Spaniens Hauptstadt Madrid ordneten die Gesundheitsbehörden die vorübergehende Schließung einer Schwulen-Sauna wegen eines mutmaßlichen Zusammenhangs mit einem Affenpocken-Ausbruch an. Der Sauna-Club "El Paraíso" werde als "Vorsichtsmaßnahme" in den nächsten Tagen geschlossen bleiben, teilten die Betreiber am Freitag auf Twitter mit. Die Behörden hätten 21 bestätigte Fälle und 19 Verdachtsfälle registriert, sagte Enrique Ruiz Escudero, ein Vertreter der Gesundheitsbehörden der Region Madrid. Die meisten positiv Getesteten hätten eine Verbindung zu der Sauna.

Die vor allem in Zentral- und Westafrika verbreiteten Affenpocken wurden seit Anfang Mai in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern nachgewiesen. Nach ersten Fällen in Großbritannien gab es auch Meldungen aus den USA und mehreren europäischen Ländern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierten sich bisher vor allem schwule oder bisexuelle Männer.

Am Freitag war auch in Deutschland erstmals eine Infektion mit Affenpocken nachgewiesen worden. Dabei handelte es sich nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums um einen 26-jährigen Brasilianer, der von Portugal über Spanien nach Deutschland einreiste und sich seit etwa einer Woche in München aufhält. In Berlin sind am Samstag unter Berufung auf Gesundheitskreise ebenfalls drei Fälle von Affenpocken nachgewiesen worden.

Auch in der Schweiz sind Medienberichten zufolge nun Affenpocken nachgewiesen worden. Der kantonsärztliche Dienst habe das Contact Tracing aufgenommen, um mögliche Ansteckungsketten nachvollziehen zu können, hieß es in einer Mitteilung der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektions des Kantons Bern. Die betroffene Person sei wohl im Ausland mit dem Virus in Berührung gekommen. Die erkrankte Person sei in ambulanter Behandlung und befinde sich zuhause in Isolation. Alle Kontaktpersonen seien durch das Contact Tracing informiert worden.

Affenpocken treten hauptsächlich in Afrika auf und selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Infektionen sind zuletzt etwa aus Großbritannien, den USA, Portugal, Spanien, Italien und Kanada gemeldet worden. Die Infektionserkrankung wird von Tieren, vermutlich von Nagetieren, auf den Menschen übertragen (Zoonose). Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich.

In Österreich ist bisher kein Fall gemeldet worden. Die Gesundheitsbehörden bereiten sich aber vor: Das Contact Tracing soll mit Anfang kommender Woche startklar sein, hieß es am Freitag.

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