Was ist gesünder: Ein langer Spaziergang oder mehrere kurze?
 
            
            Eines ist mittlerweile durch unzählige Studien erwiesen: Je mehr Schritte man täglich macht, umso größer ist der Effekt für die Gesundheit. Wobei untrainierte Menschen auch schon stark von einer geringen Schrittzahl profitieren, wenn sie bisher sich fast gar nicht bewegt haben.
Doch reicht es, lediglich Schritte den Tag über zu sammeln oder spielt auch eine Rolle, wie lange die jeweiligen Bewegungsphasen sind? Eine große Untersuchung kam dabei zu einem interessanten Ergebnis.
Die Daten der neuen Studie von australischen und spanischen Forschenden zeigt: Menschen, die zumindest 10 bis 15 Minuten kontinuierlich unterwegs sind, profitieren davon gesundheitlich mehr, als wenn die einzelnen Bewegungseinheiten kürzer als fünf Minuten andauern. Die Studie ist im Fachjournal Annals of International Medicine erschienen.
Welchen Gesundheitsvorteil Spaziergänge bringen
Für die Studie wurden die Daten von 33.560 Erwachsenen zwischen 40 und 79 Jahren analysiert, das Durchschnittsalter betrug 62 Jahre. Zu Beginn der Auswertungsphase der Daten war niemand von einer Herz-Kreislauf- oder einer Krebserkrankung betroffen. Alle Probandinnen und Probanden gingen am Tag weniger als 8.000 Schritte, die meisten sogar weniger als 5.000 Schritte.
Diejenigen, die den Großteil ihrer Schritte in ein oder zwei Spaziergängen von mindestens 10 bis 15 Minuten oder länger zurücklegten, hatten über eine Beobachtungsperiode von acht Jahren ein geringeres Risiko, in diesem Zeitraum zu versterben, oder an einer Gefäßerkrankung (wie Herzinfarkt oder Schlaganfall) zu erkranken, als diejenigen, die ihre Schritte in sehr kurzen Einheiten von weniger als fünf Minuten zurücklegten.
Diese Menschen profitieren am meisten von Spaziergängen
Im Detail erbrachte die Studie folgende Resultate:
- Menschen, die täglich 10 bis 15 Minuten lang ununterbrochen gingen, hatten in den acht Jahren ein Risiko von 4 Prozent, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
- Bei denjenigen, die täglich nur 5 Minuten lang ununterbrochen gingen, lag das Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis bei 13 Prozent.
Die gesundheitlichen Vorteile von ununterbrochenen Gehphasen waren bei den am wenigsten aktiven Personen am ausgeprägtesten, die täglich 5000 Schritte oder weniger gingen.
In dieser Gruppe halbierte sich das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, von 15 Prozent bei denjenigen, die bis zu 5 Minuten pro Tag gingen, auf 7 Prozent bei denjenigen, die bis zu 15 Minuten pro Tag gingen. Auch das Risiko, im Untersuchungszeitraum zu versterben, ging deutlich zurück.
Längere versus kürzere Bewegungseinheiten
„Für die inaktivsten Menschen kann der Wechsel von kurzen zu gelegentlich längeren Spaziergängen einige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen", wird der Co-Studienautor Matthew Ahmadi in einer Aussendung zur Studie zitiert. "Schon ein oder zwei längere Spaziergänge pro Tag von jeweils mindestens 10 bis 15 Minuten in einem angenehmen, aber gleichmäßigen Tempo können erhebliche Vorteile haben – insbesondere für Menschen, die sich wenig bewegen."
Es scheint viel besser zu sein, Schritte über längere Zeitperioden hinweg anzuhäufen.
„Wir sagen nicht, dass kürzere Trainingseinheiten nicht funktionieren“, so der Leiter der Studie, Borja del Pozo Cruz, Epidemiologe an der Europäischen Universität Madrid, in der New York Times. „Aber es scheint viel besser zu sein, Schritte über längere Zeitperioden hinweg anzuhäufen.“
Die Autorinnen und Autoren betonen auch, dass ihre Daten lediglich eine Korrelation ("Wechselbeziehung"), also einen statistischen Zusammenhang zeigen. Sie beweisen aber nicht, dass längere Spaziergänge gesünder sind als mehrere kurze Spaziergänge über den Tag verteilt - eine solche Kausalität ("Ursache") kann mit dieser Art von Studien nicht nachgewiesen werden.
Noch kein eindeutiger Beweis
Die geringere Krankheitshäufigkeit könnte theoretisch also auch ganz andere Ursachen haben, etwa einen von vornherein besseren Gesundheitszustand in der Gruppe derjenigen, die längere Bewegungsphasen angaben.
"Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Körper mehr Zeit und Kontinuität benötigt, um die gesundheitlichen Vorteile von Bewegung, wie beispielsweise eine verbesserte Herzfrequenzregulation, voll auszuschöpfen", zitiert die New York Times Robert Gerszten, Leiter der Kardiologie am Beth Israel Deaconess Medical Center, der nicht an der Studie beteiligt war.
Erst kürzlich betonte der Sportmediziner Josef Niebauer vom Uniklinikum Salzburg, dass es für Menschen, die nicht komplett untrainiert sind, nicht nur um die Zahl der Schritte, sondern besonders auch um die Intensität geht: "Und hier sind täglich gut 20 Minuten bzw. wöchentlich 150 Minuten Bewegung in moderater Intensität - also zügiges, rasches Gehen oder Radfahren mit 16 bis 20 km/h - das Minimum. Das entspricht auch den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO", sagte Niebauer.
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