Warum rascheres Gehen für das Herz so besonders gesund ist

Eine Gruppe von Frauen, unterwegs beim Walking: Wer etwas zügiger geht, der senkt damit sein Risiko für Herzrhythmusstörungen.
Wer zügig geht, tut nicht nur der Fitness insgesamt Gutes. Es gibt einen speziellen Aspekt, der bisher wenig untersucht wurde.
  • Rasches Gehen kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen signifikant senken, besonders für Vorhofflimmern.
  • Eine neue Studie zeigt, dass zügiges Gehen den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel stärker senkt und eine Gewichtszunahme besser verhindert.
  • Effekte sind besonders stark bei Frauen, Menschen unter 60 Jahren und Personen mit Bluthochdruck oder Vorerkrankungen.

Wer die Ostertage auch für Spaziergänge nützt, sollte versuchen, diese mit etwas schnellerem Schritt zu absolvieren. Eine neue Studie liefert dafür eine zusätzliche Motivation: Möglicherweise können Sie Ihr Risiko für Herzrhythmusstörungen senken, indem Sie Ihr Gehtempo erhöhen.

Das geht aus der neuen Studie hervor, die in der Fachzeitschrift Heart veröffentlicht wurde. Demnach ist das Risiko für alle untersuchten Herzrhythmusstörungen geringer als bei langsamem Tempo. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist Vorhofflimmern.

Die Autorinnen und Autoren werteten die Gesundheits- und Aktivitätsdaten von Erwachsenen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren aus, die zwischen 2006 und 2010 an der britischen Biobank-Studie teilnahmen. "Wir hatten von mehr als 420.000 Personen von diesen selbst angegebene Daten über ihre Gehgeschwindigkeit, und von fast 82.000 aus dieser Kohorte hatten wir auch Daten von Beschleunigungsmessern", sagt die Hauptautorin der Studie, Jill Pell, von der University of Glasgow in Schottland. Mit solchen Accelerometern kann die Bewegungsgeschwindigkeit aufgezeichnet werden. 

Wie stark das Risiko für Herzrhythmusstörungen sank

Alle Studienteilnehmer beantworteten Fragen nach ihrer Gehgeschwindigkeit - und wurden dann in drei Kategorien geteilt:

  • Langsame Geschwindigkeit: Weniger als 4,8 Kilometer pro Stunde
  • Mittlere Gehgeschwindigkeit: 4,8 bis 6,4 Kilometer pro Stunde
  • Rasche Gehgeschwindigkeit: Mehr als 6,4 Kilometer pro Stunde

Das Ergebnis:

  • In der raschen Gruppe war das generelle Risiko für Herzrhythmusstörungen um 43 Prozent und in der mittleren Gruppe um 35 Prozent niedriger als in der langsamen Gruppe. 
  • Das Risiko für Vorhofflimmern war sogar um 46 Prozent (schnelle Gehgruppe) beziehungsweise um 38 Prozent (Gruppe mit mittlerer Gehgeschwindigkeit) reduziert. 

"Bereits bei täglichem Gehen von 5 bis 15 Minuten in der mittleren Geschwindigkeit zeigte sich eine Reduktion des Risikos für Herzrhythmusstörungen", wird Jill Pell von CNN zitiert.

Der Effekt war laut dieser Studie am stärksten bei Frauen generell, bei Menschen unter 60 Jahren, Menschen ohne Adipositas (krankhaftes Übergewicht), bei Menschen mit hohem Blutdruck und bei solchen mit zwei oder mehr Vorerkrankungen.

Elektrisches Chaos im Herz
Beim Vorhofflimmern ist der normale Herzrhythmus gestört und die elektrischen Signale breiten sich in den Herz-Vorhöfen nicht mehr gleichmäßig aus. Es kommt zu einem elektrischen Chaos und dadurch zu einem unregelmäßigen Puls. Die Vorhöfe ziehen sich nicht mehr ordentlich zusammen, der Blutstrom verlangsamt sich.

Gerinnsel durch Blutstau
Die Folge: Das Blut staut sich in den Vorhöfen und es können sich, falls das Vorhofflimmern nicht behandelt wird, kleine Blutgerinnsel bilden, besonders häufig in einer Ausbuchtung im linken Vorhof (dem sogenannten Herzohr). Werden sie ausgeschwemmt, können sie mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verstopfen. Ein Schlaganfall ist die Folge.

"Das sind interessante Ergebnisse, denn obwohl Frauen seltener an Vorhofflimmern erkranken als Männer, haben sie bei einer Erkrankung ein höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall im Vergleich zu Männern mit Vorhofflimmern", erklärt Pell.

Mehr als ein Drittel des positiven Effekts eines rascheren Tempos lasse sich darauf zurückführen, dass schnelleres Gehen den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel stärker senkt und eine Gewichtszunahme weniger wahrscheinlich macht.

Die Studie zeige, dass eine der wichtigsten Strategien zur Prävention von Herzrhythmusstörungen zügiges Gehen ist, zitiert CNN die Kardiologin Martha Gulati vom Smidt Heart Institute am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles. Sie war nicht an der Studie beteiligt.

Aber wie ist die Situation bei Personen, die mangels Kondition gar nicht rasch gehen können? "Der erste Schritt ist buchstäblich ein Schritt", sagt Gulati. "Langsames Gehen ist der Anfang, aber je mehr Sie es tun, desto schneller wird ihr Tempo werden."

Herzrhythmusstörungen treten häufig vor allem bei älteren Menschen und Personen auf, die bereits eine andere Herzerkrankung haben. Langjähriger Bluthochdruck ist eine häufige Ursache von Vorhofflimmern. Herzrhythmusstörungen können aber auch bei jungen und gesunden Menschen auftreten, etwa durch zu viel Alkohol- oder Nikotinkonsum. 

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